Jugendverkehrsschulen sichern – für die Vision Zero

23. April 2018 | Politik | Keine Kommentare

In diesem Schuljahr haben 15.239 Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse an der Fahrradprüfung der Landesverkehrswacht an den insgesamt 27 stationären und mobilen Jugendverkehrsschulen des Landes teilgenommen. Das ist mit Abstand der Höchststand der vergangenen fünf Jahren. Vor diesem Hintergrund wirbt der Deutsche Verkehrssicherheitsbeirat unter dem Motto „Keiner kommt um. Alle kommen an“ für die Vision Zero. Die Vision Zero verfolgt das Ziel von null Verkehrstoten, wobei der Ansatz ist, dass sich der Verkehr den Menschen anpassen muss und nicht umgekehrt.

Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende B’90/Grüne Landtag Sachsen-Anhalt

„Um die Vision Zero zu erreichen, müssen besonders junge Menschen auf die Realität auf unseren Straßen vorbereitet werden. Deshalb habe ich eine kleine Anfrage zu Verkehrswachten und Jugendverkehrsschulen in Sachsen-Anhalt gestellt“, erklärt Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Der Landtag hat im März 2018 einstimmig auf Initiative der bündnisgrünen Fraktion beschlossen, die Jugendverkehrsschulen ausreichend in den nächsten Haushaltsverhandlungen zu berücksichtigen. „Es war die richtige Entscheidung, wie die Antworten der Kleinen Anfrage gezeigt haben“, so Lüddemann.

In der Anfrage zeigt sich dabei ein gemischtes Bild. Einerseits nahmen in diesem Schuljahr soviele Schülerinnen und Schüler an der Verkehrsausbildung teil, wie in den vorherigen fünf Jahren nicht, andererseits zeigt sich aber auch, dass nicht alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler die Prüfung auch bestehen. Dabei findet kaum noch eine sogenannte Realraumprüfung, also eine Prüfung im Straßenverkehr unter Beteiligung der Polizei, statt, da entweder die Polizei keine freien Reserven für die Durchführung dieser Prüfungen hat oder die Eltern eine Realraumprüfung explizit ablehnen. So werden die Schülerinnen und Schüler vorrangig nurnoch theoretisch und im Schonraum (also einem speziell abgesperrten Bereich) ausgebildet und es entsteht die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler die weitergehenden Schulen besuchen, die kaum bis überhaupt keinen Kontakt mit dem Straßenverkehr gehabt haben, dann aber auf dem tagtäglichen Schulweg damit konfrontiert sind.
Und auch die Statistik der Durchfaller selbst (soweit diese Zahl von den regionalen Verkehrswachten überhaupt erhoben wird) zeigt große Unterschiede. So sind laut Aussagen der JVS Staßfurt und der JVS Zeitz in den letzten fünf Jahren keine einzige Schülerin/kein einziger Schüler durch die Prüfung gefallen (bei 5620 Prüfungen in Satßfurt, respektive 2608 in Zeitz), während bei der JVS Burgenland, Naumburg um Umkreis bei 2137 Prüfungen 229 Schülerinnen und Schüler (also über 10 %) durchfielen. Das Ministerium selbst geht von einer Durchfallquote von etwa 5 % aus, hat hierzu aber keine belastbaren Zahlen. Für Halle wurden keine Zahlen zur Durchfallquote veröffentlicht.
Darüber hinaus geht aus der Anfrage hervor, dass kein Konzept für dem Umgang mit Schülerinnen und Schülern existiert, die entweder durch die Prüfung durchgefallen sind oder von Beginn an nicht an der Prüfung teilnehmen durften oder mangels Kenntnissen des Fahrradfahrens konnten. Nach Aussage der JVS Oranienbaum gab es bis 2005 ein Radfahraufbauprogramm für genau diese Schülerinnen und Schüler, seither werde die Situation, dass Schülerinnen und Schüler unausgebildet am Straßenverkehr teilnehmen, durch das Kultusministerium einfach so hingenommen.

Die Kleine Anfrage zu Verkehrswachten und Jugendverkehrsschulen in Sachsen-Anhalt findet sich hier.

PZ
mit Material der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag Sachsen-Anhalt

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