Die Klimakrise ist eine soziale Krise

12. Juli 2020 | Politik | 20 Kommentare

Fridays for Future ist wieder auf der Straße. Am Freitag, dem 10.07.2020 gab es eine klassische Demo (“Laufdemo”) mit dem Schwerpunkt Klimakrise als soziale Krise.

Vom Hallmarkt ging es über den Franckeplatz zum Leipziger Turm, danach über den Joliot-Curie-Platz zum Steintor, wo die Demo endete.

Es gab viele gute Reden (leider konnten wir nicht alle Inhalte mitschreiben, deshalb wird vieles nur angerissen). Themenschwerpunkt war die soziale Krise, die eng mit der Klimakrise und der Fossilverbrennung verbunden ist. So ist die Kohle, die in den deutschen Steinkohlekraftwerken verbrannt wird, zum deutlichen Teil aus Russland und Kolumbien importiert, wo deren Förderung mit massiven Problemen für die Bevölkerung verbunden ist. Aufgrund der Vertreibungen und Morde ist das Blutkohle. Die wir hier verbrennen, um die Klimakrise kräftig anzuheizen. Die internationale Gerechtigkeit bleibt dabei komplett auf der Strecke.

Die Interventionistische Linke wies auf die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Wachstumszwang des Kapitalismus, Ausbeutung, Klimakrise und Sozialer Krise hin. Nur eine Abkehr von Wachstum, Verschwendung und mächtigen Fossilkonzernen kann die Fortsetzung des langjährigen falschen Kurses unterbrechen und die menschenverachtende Ausbeutung verringern.

Auch der Beitrag von Health for Future war sehr informativ und mitreißend. In der Corona-Krise haben wir auf eine große akute Gefahr mit deutlichen Maßnahmen reagiert, und damit viele Menschenleben gerettet. In der Klimakrise schaffen wir viel zu wenig. Interessantes Detail: Die vom Gesundheitssektor verursachten Emissionen sind ziemlich hoch, ähnlich hoch wie der gesamte Flugverkehr. Um die Klimakrise einzudämmen, brauchen wir jetzt deutliches Umschwenken der Politik.

Professor Dr. Stephan Feller als Präventionsmediziner wies auf die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise hin. Hitzewellen bedrohen Menschenleben, das wird mehr Tote verursachen als Corona. Das noch größere Problem werden die schwindenden Ressourcen sein: in einer lebensfeindlicheren Umwelt werden die Ressourcen fehlen, um jeder und jedem die nötige medizinische Versorgung zu gewähren. Nur die Reichen werden sich noch gute Gesundheitsversorgung leisten können, alle anderen fallen hinten runter, wenn allgemeine Knappheit herrscht. Die Krise ist aktuell so bedrohlich wie ein Krebsgeschwür für den menschlichen Körper, und die Kipppunkte mit ihren positiven Rückkopplungen wie Metastasen. Der Beitrag wurde kurz durch den gewaltsamen Angriff eines Rechtsextremen auf einen der Ordner der Demo unterbrochen. Dank seiner guten Reaktion und dem schnellen Eingreifen aufmerksamer Antifaschisten ist nichts schlimmeres passiert, allerdings ist der Täter wahrscheinlich unbehelligt entkommen. Die Polizei ermittelt.

FFF-Demo

Ende Gelände hatte einen guten Redebeitrag zur Klimagerechtigkeit, zur ungleichen Verteilung der Auswirkungen der Klimakrise und zur ungleichen Verursachung, und auch für Ende Gelände ist offensichtlich, dass innerhalb des Kapitalismus keine Lösung der sozialen und ökologischen Katastrophen möglich ist. System Change, not Climate Change! Anmerkung der Redaktion: dieses Video erklärt aus Sicht eines rennomierten Klimaforschers, warum wir die aktuelle Ressourcenverschwendung schnellstmöglich und grundlegend stoppen müssen.

Im Redebeitrag von XR wurde auf den lokalen Zusammenhang zwischen sozialer Krise und Klimakrise hingewiesen. Auch hier vor Ort sind die mit geringem Einkommen am härtesten von den Folgen der Krise betroffen, zum Beispiel im heißen Plattenbau, während die Reicheren einfach ihre Klimaanlage hochdrehen. Aber noch gelingt es der Fossillobby, mehr Angst vor dem Ausstieg aus den Fossilen zu verbreiten. Noch schafft es die Klimaschutzbewegung nicht, die nötige gesellschaftliche Veränderung so zu vermitteln, dass die am stärksten Betroffenen in die richtige Richtung aktiv werden – auch weil vorhandene ökologische Parteien deren Interessen teilweise noch übersehen. Das Scheitern der Klimaschutzbewegungen beim KohleEINstiegsgesetz war auch ein Versagen der SPD, und die Sorge vor Nachteilen für Geringverdiener und Arbeiter.

Insgesamt war es wieder eine FFF- Demo mit vielen Anregungen und guten Inhalten. Dass Klimaschutz antifaschistisch bleiben muss, wurde diesmal von einem “Schwarzen Block” demonstriert: “Von Halle bis nach Rojava, Klimaschutz bleibt Antifa”. Ein so globales Problem wie die Klimakrise kann man nicht nationalistisch oder auf Kosten von Minderheiten lösen.

Das Auto mit der Tontechnik wurde die gesamte Demostrecke wieder per Hand geschoben. Ca 300 Personen nahmen teil.

Vom Steintor, wo die Demonstration endete, gingen einige gleich weiter in die Adam-Kuckhoff-Straße. Dort kehrt nach vielen Jahren Konflikten mit einem Rechten Wohnprojekt der vom Verfassungsschutz als Rechtsextremistisch eingestuften(https://www.tagesschau.de/inland/identitaere-121.html) “Identitären Bewegung” hoffentlich endlich Ruhe ein. Das Hausprojekt wurde aufgelöst und das Haus verkauft. Dieser Auszug wurde gefeiert.

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