AfD-Kundgebung: Mit Merkelmaulkorb in der Corona-Diktatur

17. November 2020 | Politik | 4 Kommentare

Gleich mehrere Demonstrationen zur Corona-Krise haben gestern Abend in Halles Innenstadt stattgefunden. Neben einer AfD-Veranstaltung auf dem Hallmarkt unter dem Motto „Stoppt die Corona-Diktatur“ gab auch Rechtsextremist Sven Liebich auf dem Marktplatz sein wirres Gebrüll aus Fremdenhass, Antisemitismus und „Merkel will uns alle impfen“ zum Besten.

Gleichzeitig hatten auch zahlreiche Bündnisse und Vereine zum Gegenprotest aufgerufen und versammelten ihre zahlenmäßig deutlich überlegenen Anhänger rings um das Geschehen in der Oleariusstraße, der Talamtstraße und dem Hallorenring. Vertreten waren unter anderem Halle gegen Rechts, Omas gegen Rechts, die Grünen, die Jusos und viele mehr.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Neben den Auflagen zur Maskenpflicht und Abstandsregeln hatte die Stadt noch bis kurz zuvor versucht, die AfD-Kundgebung auf die maximale Teilnehmerzahl von 200 Personen zu beschränken, war aber in letzter Minute vor Gericht gescheitert, welches letztlich 300 Teilnehmer für zulässig erklärte – Einen Umstand, den die rechten Redner der AfD sogleich als Erfolg für sich instrumentalisieren und ihre Anhängerschaft etwa als die „tapferen 300 Spartaner“ betitelten.

Als Redner traten unter anderem Hans-Thomas Tillschneider, kulturpolitischer Sprecher der AfD-Landtagsfraktion und der AfD-Fraktionsvorsitzende Oliver Kirchner auf. Beiden fiel es sichtlich schwer, ihrer Rechtsaußen-Gesinnung nicht allzu gerecht zu werden. Da wurden die 300 Spartaner schnell auch zu deutschen Patrioten oder dem sich nicht die Freiheit rauben lassen wollenden deutschen Volk.

Die AfD sei die einzige Partei, die sinnvolle Maßnahmen gegen den Zuzug von Geflüchteten vorschlage und die Gefahr des islamistischen Terrors ernst nehme, heißt es außerdem. Dass gerade Halle aber vor gut einem Jahr für seinen RECHTEN Terror fragwürdige Berühmtheit erlangte, hielten die Veranstalter wohl nicht für erwähnenswert.

Und auch an Luther- und Bibelzitaten wurde nicht gespart. – Vielleicht, um dem ein oder anderen Sympathisanten in seiner Angst vor der Islamisierung des Abendlandes ein wenig zu imponieren.

„Gott schütze unser wunderschönes Volk!“ schloss dann auch der Abgeordnete Ulrich Siegmund seinen Beitrag. – Wovor? – Natürlich vor der Corona-Diktatur und dem Merkelmaulkorb, wie der Mund-Nasenschutz auch genannt wird! Denn Merkel ist der Teufel und will unsere Kinder zuhause in Zwangsquarantäne vereinsamen lassen!

Auf einem großen Transparent heißt es inzwischen: „Keine Bühne der AfD“. Die Gegendemonstranten skandieren „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Ganz Halle hasst die AfD“.

Unter tosenden Buhrufen und lautem Trillerpfeifen-Konzert der Gegendemonstranten wurde dann abschließend noch die Nationalhymne gesungen; dann war der Spuk auch schon vorbei.

Der AfD-Männerchor stimmt zur Nationalhymne an

… Und welchen Eindruck hinterließ bei alldem die Polizei? – Die hinkte wie auch unser Internet im internationalen Vergleich stets ein wenig hinterher und schien oft ein wenig unbeholfen!

So konnten das vereinzelte Aneinandergeraten einiger Akteure beider Seiten trotz mehrerer Hundertschaften im Einsatz nicht verhindert und auch die Durchsetzung der Maskenpflicht nicht rundum durchgesetzt werden. Auch waren es die AfD-Redner, die die Polizei darauf aufmerksam machen mussten, dass die Corona-Abstandgebote doch bitte auch von den Gegendemonstranten umzusetzen seien. Als es dann kurz darauf plötzlich über sämtliche Polizeilautsprecher hieß, alle Gegendemonstranten mögen doch bitte größeren Abstand zueinander nehmen, erweckte dies folglich den Eindruck, die Polizei sei tatsächlich nur auf Anweisung des rechten Lagers aktiv geworden.

… Ach und dann war da noch der plärrende Zwerg!

Der sich zuvor ebenfalls auf der AfD-Kundgebung im Publikum gezeigte Sven Liebich hatte inzwischen klammheimlich den Schauplatz gewechselt und es sich in trauter Anwesenheit einer Handvoll Getreuer und im Schutzkreis zahlreicher Polizisten auf seinem Brüllwagen neben dem Händel gemütlich gemacht. – Und damit bewiesen, dass es ihm keinesfalls um ein wirkliches politisches Statement, sondern lediglich um grenzenlose Selbstdarstellung ging.

Nach und nach wechselten viele Gegendemonstranten ebenfalls die Szene. Seinen ihn als Lügen-Sven titulierenden Gegnern stellte sich der noch am letzten Wochenende in Leipzig gegen einen Fotografen prügelnde Neonazi nur feixend entgegen, bevor auch er die sieben Sachen packte und verschwand.

Was bleibt ist der Eindruck, dass sich die politischen Lager weiter entzweien. Und, dass es den Meisten heute wohl gar nicht um Politik gegangen war, auch wenn sie den Anschein erwecken wollten.

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