Verbraucherzentrale warnt vor Vergiftungen durch Pilz-Apps
13. September 2021 | Natur & Gesundheit | 5 KommentareEr wächst auf Wiesen und in Wäldern, heiß begehrt und gern verzehrt – der Speisepilz. Während im Mai/Juni nur wenig wuchs, stand der Wörlitzer Park schon Anfang August voll köstlicher Steinpilze. Aktuell erfreuen sich auch Smartphone-Apps zur Identifikation von Pilzen wachsender Beliebtheit. Doch Vorsicht: Das Versprechen, selbst gesammelte Pilze einfach per Foto zu identifizieren, kann schwerwiegende Folgen haben!
Mit der Pilzsaison steigt auch jedes Jahr die Zahl der Pilzvergiftungen. Das zuständige Giftinformationszentrum in Erfurt registrierte allein in den letzten beiden Jahren für Sachsen-Anhalt 583 zum Teil sehr schwere Pilzvergiftungen. Unerfahrenen Sammlern und insbesondere Anfängern rät die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt dringend davon ab, sich bei der Bestimmung von Speisepilzen ausschließlich auf Apps zu verlassen. Im Zweifelsfalle besteht hier Lebensgefahr. Besser ist es, die kostenlosen Angebote der Pilzsachverständigen in Anspruch nehmen. Zu diesem Ergebnis kam auch die deutsche Gesellschaft für Mykologie, ein gemeinnütziger wissenschaftlicher Fachverband, im letzten umfangreichen Test aus dem Jahr 2015. Nun könnte man zwar annehmen, dass die Softwarelösungen in den letzten Jahren verbessert wurden und mittlerweile sichere Ergebnisse liefern. Doch auch in aktuellen Stichproben werden immer wieder giftige Pilze als essbar identifiziert. Im Gegensatz zur Software konnten hingegen Pilzsachverständige ohne weiteres auch die giftigen Doppelgänger von genießbaren Speisepilzen unterscheiden.
Doch woran liegt das? Grundsätzlich ist die Identifikation mit einem computergestützten Bestimmungsschlüssel möglich. Doch nutzen Apps meist viel zu wenige Merkmale, um Pilze sicher bestimmen zu können. Dabei sind Merkmale wie Geruch und Konsistenz elementar für eine zweifelsfreie Identifikation. Und Mikromerkmale wie Sporenform, -farbe und –menge, die von Experten zur zweifelsfreien Bestimmung herangezogen werden, können ausschließlich mithilfe eines Mikroskops untersucht werden.
Daher empfiehlt die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt:
- Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt warnt eindringlich vor
dem Verzehr von Pilzen, die ausschließlich per App bestimmt wurde - Lassen sie selbst gesammelte Pilze von Pilzsachverständigen in ihrer Nähe kostenlos bestimmen
- Nutzen Sie das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale und
informieren Sie sich über Weiterbildungsveranstaltungen von Fachverbänden in ihrer Nähe. Auch hier stellt Ihnen die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt Informationen zur Verfügung.
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Wenn die Apps von Jens Spahn kommen, sind sie ungefährlich, aber nutzlos!
Wenn die Geräte sich mit Viren infizieren können, warum sollen sie sich nicht auch vergiften Können?
Die Überschrift suggeriert, daß die Pilz-Apps giftig sind. Stirbt dann beim Herunterladen mein Handy oder Computer?
Der ist es nicht. Der abgebildete Pilz gehört zur Familie der Wulstlinge. Zu ihr gehören die gifigsten Pilze Europas (Knollenblätterpilze), als auch gute Speisepilze, unter anderem ein besonders schmackhafter, den man in Deutschland leider nur sehr selten findet.
Ein schönes Beispiel, wo eine nur auf Bilder basierte App gefährlich werden kann.
Die in vielen Rankings als „beste“ eingestufte App („Pilzator“ Android) wird mit folgenden Worten beworben: „Die Pilz-App ist nutzerfreundlich gestaltet und funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Um zu prüfen, ob Dein Fundstück ein Speisepilz ist, reicht es die Kamera Deines Smartphones dagegen zu halten und ein Foto zu machen. Den Rest erledigt Pilzator/Pilz Erkenner“.
Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Am besten gleich noch eine Testament-App installieren, die die Angehörigen benachrichtigt.
Meint ihr den Gifthäubling?