Universitätsmedizin Halle als Vorreiter im Krebsmanagement

31. Januar 2024 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Ein häufiges Auftreten von Brust- oder Eierstockkrebs innerhalb einer Familie kann auf vererbbare Genvarianten oder genetische Ursachen hinweisen. Familienmitglieder von Krebspatienten mit solchen Diagnosen tragen in diesen Fällen ein erhöhtes Risiko, selbst an Krebs zu erkranken. In Deutschland gibt es 23 spezialisierte Zentren, die darauf abzielen, Patienten und ihre betroffenen Verwandten optimal zu beraten und zu versorgen. In Sachsen-Anhalt übernimmt diese wichtige Rolle das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle, das nun von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde.

Dr. Susanne Barrot, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsmedizin Halle und Leiter des Zentrums, betont die ganzheitliche Versorgung, die für Patienten oder Ratsuchende mit familiärer Vorbelastung für Brustkrebs und Eierstockkrebs bereitgestellt wird. Die Beratung zur Abklärung einer möglichen familiären Krebshäufung erfolgt durch einen Arzt aus dem Bereich Humangenetik in enger Zusammenarbeit mit Gynäkologie, Radiologie und Pathologie. Auch psychologische Beratung ist verfügbar. Durch regelmäßige Fallbesprechungen im Genetik-Board werden Empfehlungen erarbeitet, die den aktuellen Handlungsempfehlungen des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs entsprechen.

Betroffene werden von gynäkologischen Fachbereichen des Klinikums oder von niedergelassenen Gynäkologen sowie kooperierenden Kliniken in der Region an das hochspezialisierte Zentrum überwiesen. Dr. Pablo Villavicencio Lorini, Facharzt für Humangenetik an der Universitätsmedizin Halle und Zentrumskoordinator, erklärt den Einsatz von Checklisten der Deutschen Krebsgesellschaft durch niedergelassene Gynäkologen. Bei Überschreitung eines bestimmten Risiko-Scores erfolgt die Überweisung an das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs.

Die Vorsorge zur Früherkennung kann bereits ab dem 25. Lebensjahr notwendig sein, wenn in der DNA der Patienten auffällige Genvarianten nachweisbar sind oder ein hohes Erkrankungsrisiko anhand des Stammbaums und der Vorbefunde berechnet wird. Eine spezielle Genanalyse ermöglicht die Einteilung der Patienten in drei Risikogruppen mit entsprechenden Empfehlungen zur Weiterbehandlung.

Das Team des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle arbeitet stets nach aktuellsten Forschungsergebnissen und nutzt Datenbanken wie HerediCaRe, ein bundesweites Studienregister zur Langzeitdokumentation von genetischen und klinischen Daten von Familien mit erblicher Belastung für Brust- und Eierstockkrebs. Prof. Dr. Markus Wallwiener, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie der Universitätsmedizin Halle, betont die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Krankenversorgung, die das Zentrum darstellt, und unterstreicht die wohnortnahe Umsetzung der bestmöglichen Therapie dank der Zusammenarbeit mit niedergelassenen Fachärzten in der Region.

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