Universitätsklinik Halle setzt auf umweltfreundlichere Narkosemethoden

21. Mai 2024 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Das Gesundheitswesen in Deutschland ist für etwa fünf Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, wobei besonders die Anästhesiologie und Intensivmedizin durch ihre ressourcenintensiven Prozesse ins Gewicht fallen. Ein entscheidender Faktor sind hierbei die verwendeten Narkosegase, die zur Erderwärmung beitragen. Die Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle setzt deshalb auf umweltfreundlichere Alternativen.

„Wir verwenden bereits seit Jahren das umweltverträglichere Narkosegas Sevofluran. In Kombination mit Narkosegeräten der neuesten Bauart konnten wir so unsere CO2-Bilanz bereits optimieren“, sagt Dr. Martin Friese, Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin.

Moderne Narkosegeräte verbrauchen nur die notwendige Menge an Narkosegas, um Patient:innen sicher und angemessen zu sedieren, ohne die Qualität der Narkose zu beeinträchtigen. Diese Technologie ermöglicht den Patient:innen eine schnellere Erholung nach der Operation und ist umweltfreundlicher, da weniger Narkosegas in die Atmosphäre gelangt. „Es gilt der Grundsatz ‚So viel wie nötig, so wenig wie möglich‘. Die Sicherheit unserer Patient:innen steht für uns immer im Vordergrund“, betont Dr. Friese.

Narkosegase wie Desfluran, das vielerorts noch eingesetzt wird, sind erhebliche Treibhausgase. Zum Vergleich: Eine sechsstündige Minimal-Flow-Anästhesie mit 6,7 % Desfluran erzeugt Emissionen, die einer Autofahrt von 898 Kilometern entsprechen, während 2,2 % Sevofluran denselben medizinischen Effekt mit Emissionen einer Fahrt von lediglich 19,3 Kilometern haben. Zudem schädigt Sevofluran im Gegensatz zu anderen Anästhetika wie Lachgas nicht die Ozonschicht. Neben Sevofluran werden in Halle auch intravenöse Anästhesien (TIVA) und Regionalanästhesien eingesetzt.

Die Universitätsklinik plant weitere Schritte zur Nachhaltigkeit, darunter die Rückgewinnung von Sevofluran durch spezielle Filtersysteme und die nachhaltige Beschaffung neuer Anästhesietechnik. Auch in der Abfallentsorgung und Digitalisierung wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. „Im Bereich der Entsorgung gefährlicher Abfälle setzten wir auf nachhaltige Konzepte. Dies wird zukünftig unter anderem bei der Entsorgung der CO2-Absorber mit Atemkalk geschehen. Außerdem setzen wir auf digitale Aus- und Weiterbildungsformate sowie vollelektronische Dokumentation und nutzen Mehrwegprodukte, wo es möglich ist“, erklärt Annett Christel, Qualitäts- und Risikomanagerin und Leiterin der Arbeitsgruppe „Green Team“.

Die Universitätsmedizin Halle zeigt damit einen klaren Weg in Richtung einer umweltfreundlicheren und nachhaltigen Anästhesiologie auf.

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