Insekten mögen es warm und feucht

6. August 2018 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Pfauenauge mit dunkler Flügelunterseite

Insekten sind wechselwarme Tiere, d.h. sie können ihre Körpertemperatur nicht unabhängig von der Umgebungstemperatur konstant halten wie Säugetiere und Vögel – so die verbreitete Lehrmeinung. Aber so hilflos sind die Sechsbeiner keineswegs den Umweltbedingungen ausgeliefert. Mit einer Fülle von Anpassungen sorgen sie für ein Leben im Wohlfühlbereich. Mit hochempfindlichen Temperatursensoren messen sie die Temperaturen im Körperinneren und in ihrer Umgebung. Auf Abweichungen von optimalen Sollwerten können die Tiere ähnlich wie wir physiologisch und verhaltensmäßig reagieren. Ist es ihnen zu kühl, produzieren sie z.B. Wärme durch Muskelzittern, lenken ihre erwärmte Körperflüssigkeit vorzugsweise in den Kopf und zur Flugmuskulatur. Viele Nachtschmetterlinge machen das so. Bienen geben im Stock die erzeugte Wärme ab und halten die Innentemperatur damit optimal hoch. Vor dem Tod durch Erfrieren können sich viele Insektenarten durch geeignete Frostschutzmechanismen schützen, z.B. durch Anreicherung von Frostschutzmitteln. Weniger aufwändig, aber dennoch effizient sind geeignete Verhaltensweisen. Einige Schmetterlinge breiten ihre Flügel so aus, dass das wärmende Sonnenlicht auf ihren Körper reflektiert wird. Andere absorbieren mit der dunklen Flügelunterseite die Strahlungswärme der Sonne. Es gibt Blüten, die kuschelige Wärme erzeugen und damit pollenübertragende Insekten anlocken. Waldameisennester reichen meist tief in den Boden. Ist es innen zu kühl, krabbeln einige Tiere an die Oberfläche, lassen sich von der Sonne aufwärmen und kehren ins Nestinnere zurück, um die im Körper gespeicherte Wärme abzugeben.
Bei hochsommerlichen Temperaturen fühlen sich Insekten meist recht wohl: sie sind aktiver, entwickeln sich schneller und besser. Gefährdet ist eventuell ihr Wasserhaushalt. Ihr Exoskelett schützt sie aber ganz gut vor Wasserverlust bei hohen Umgebungstemperaturen. Verschließbare Atmungsöffnungen können ebenfalls effizient Wasserverluste reduzieren. Kühlung verschaffen sich viele Insekten, indem sie der Wärme ausweichen. In tieferen Bodenschichten ist es gewöhnlich deutlich kühler als an der Oberfläche. Verdunstende Bodenfeuchte sorgt für Kühlung. Verdunstungskälte nutzen Bienen, indem sie Nektarflüssigkeit über ihrem Körper verteilen. Ihren Bienenstock kühlen Arbeiterinnen, indem sie Wasser holen und auf den Waben verteilen sowie am Eingang mit Flügelschwirren Frischluft hineinwedeln.
Große, andauernde Hitze, insbesondere aber Trockenheit mögen Insekten meist nicht. Ideal ist für sie feuchtwarmes Regenwaldklima. Dort gibt es in der Tat die meisten und vielfältigsten Arten.
(H.J. Ferenz)

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