Attraktive Amerikanerin wird Baum des Jahres 2020

26. Oktober 2019 | Natur & Gesundheit | 5 Kommentare

Die Robinie mit ihren gefiederten Blättern und Dornen wird 2020 im Mittelpunkt vieler Aktionen stehen, denn wie die Stiftung Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz bekannt gab, ist diese zum Baum des Jahres 2020 gekürt worden. Dabei gibt die Stiftung zu: Die Robinie polarisiert: Hoffnung im klimabedingten Waldumbau –andererseits invasive Baumart, die Naturkleinode bedroht.

Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, die von zuweilen bizarr verzweigten Kronen herabhängen und helle Tupfer in die sommerlichen Wälder zaubern –wer könnte von dieser Schönheit etwas Schlechtes denken? Und doch –„mit Robinia pseudoacaciahat das Kuratorium Baum des Jahres eine Baumart gewählt, die die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten in Wallung bringt“, sagt die neue Deutsche Baumkönigin, Charlotte Baumann.

Auch bei uns in Halle ist die Robinie ein Baum, der die Emotionen entfacht hat: Im Trothaer Wäldchen wurden ca. 2000 Robinien geringelt, ein Vorgehen, dass die Hallenser nicht unbedingt erfreut hat.

Gefahr für wertvolle Naturräume

Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie ist fürunsere heimische Flora eine Konkurrenz, denn sie ist eine Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume. „Das Geheimnis ihres Erfolges steckt unter der Erde: Bakterien, die an der Wurzel leben, fixieren Luftstickstoff. Dieser reichert sich im Boden an –für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen bedeutet dies meist das Ende“, so die Deutsche Baumkönigin. Zwar ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern mit etwa 0,1 Prozent gering, doch wo die Baumart sich etabliert ist sie nahezu unverwüstlich. Die Robinie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten.

Zwei Seiten einer Medaille.

Und doch könnte die kontrovers diskutierte Art bei fortschreitender Klimaerwärmung erneut Hoffnungsträgerin werden: Salz-und immissionstolerant kommt sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Als Bienenweide ist sie in Zeiten des Insektensterbens eine bedeutende Protagonistin in der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten. Ihr zähes Holz weist eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Mischung klimastabilerWälder eine Rolle zu spielen kann, ist weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.

Was tun mit der Robinie?

Halten sich ökologische Vor-und Nachteile also die Waage? Mit einem klaren (waldbaulichen) Konzept kann die Robinie eine attraktive Protagonistin bei der Energieholzerzeugung und als widerstandsfähiger Stadtbaum sein. Dass sie in sensiblen Naturräumen, ohne langfristige Abwehrstrategie zum Problem wird, ist ebenso deutlich.

Charlotte Baumann: „Meine Aufgabe als Botschafterin der Robinie ist es, über die Kontroversen dieser Art zu informieren. Ich biete keine Lösungen an, aber eine von Menschen eingebrachte Art verdient, dass man ihrem Fall Gehör schenkt.“

Hintergrundinformation

Die häufig mit der Akazie verwechselte Robinie (deshalb auch Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau und Forstleute wagten die ersten Versuche sie im Wald einzubringen. Als Pionierbaumart beeindruckt sie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Nichtsdestotrotz lässt sich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln.

Weitere ausführliche Informationen finden Sie unter www.baum-des-jahres.de

Eine Pressemeldung der Baum des Jahres –Dr. Silvius Wodarz Stiftung, bearb. ToK

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