Spaziergang an einem Mittsommer-Samstag in Halle

23. Juni 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Während der Kollege Ferenz in Sachen Silbersalz-Festival unterwegs war, glich unser HalleSpektrum-Spaziergang einer kleinen Reise, die wir im Kloster Helfta beginnen möchten: Dort sind am Vorabend die Frauen aus Halle im Rahmen Ihrer Frauenwallfahrt angekommen. Unter dem Motto „Die Wahrheit kann niemand verbrennen.“ fand dort das große Frauenfest im Kloster Helfta statt. Es stand ganz im Zeichen von Maria 2.0. Kurz: Die Frauen in der Katholischen Kirche planen endlich den Umsturz der Männer- und Machowirtschaft. Es wird Zeit. Bischof Feige wird an diesem Tag keinen leichten Stand gehabt haben. Obwohl: Er gilt ja als Frauenversteher.

Kloster Helfta am Mittsommer-Morgen zum Frauenfest

Wilde Saale und Pfingstbier

Es ging an die Wilde Saale. Paddler und Angler haben wieder einigen Müll hinterlassen. Dort wird bald wieder eine Strandgutaktion fällig. Statt Eisvogel waren zahlreiche Libellen zu erblicken. Es droht eine allmähliche Versumpfung des Nebenarms. Und Justin Biber hat uns als Nachricht frische Fraßspuren im Fluss hinterlassen.

Fraßpost von Justin

Auch die Halloren waren an diesem Tag aktiv. Es gab das Pfingstbier. Dieses Privileg gewährte der Landesherr den Halloren als Anerkennung für ihre schwere Arbeit im Salz. Durch den Oberbürgermeister unserer Salzstadt erfolgt dann das „Friedewirken“ für dieses Fest. Zum „Pfingstbier“ gehört auch das Trinken aus den Silberbechern des über 300 Jahre alten einzigartigen Silberschatzes, der sich im Besitz der Brüderschaft befindet. Wir konnten nicht lange bleiben.

Pfingstbier der Halloren vor dem Saline-Museum

Demonstration und Lindenblütenfest

Aber auch eine ernste Angelegenheit gab es an diesem Tag zu berichten: Wegen der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke mutmaßlich durch einen Rechtsextremisten gab es eine Demonstration, die vom Hallmarkt aufbrach. Es waren überwiegend junge Menschen, Schüler und Studenten, vor Ort. Gesetztes bürgerliches Publikum fehlte fast ausschließlich. Das ist sehr verwunderlich, da es sich um Lübcke um einen CDU-Politiker gehandelt hat. Wenn die Menschen so gleichgültig geworden sind, wenn Extremisten Personen aus ihrer Mitte töten, ist es nicht mehr gut um unsere Demokratie bestellt.

Es ist das schönste „Historische“ Fest in Halle: Bei angenehmen Temperaturen feierten Tausende Menschen in den Franckeschen Stiftungen das Lindenblütenfest. Frau Heldt von den Franckeschen Stiftungen sagte uns dazu: „„Kultour, Routen und Räume“ heißt das Lindenblütenfest dieses Jahr. Wir beschäftigen uns mit kulturellen Austausch. Wir machen ein Fest darüber, wie sich Kulturen gegenseitig beeinflusst haben, wie viel Kultur von anderen steckt in unserer Kultur. Darum geht es beim Lindenblütenfest. Es ist nicht rein historisch, sondern thematisch.“

Lindenblütenfest 2019

70 Mitmachstände, über 100 HelferInnen, ca. 50 KünstlerInnen erwarten Sie in den Themenbereichen „…auf der Seidenstraße“, „…am Hafen“ und „…in der Luft“.  Und ja: Sie haben heute bis 18 Uhr noch einmal die Gelegenheit, dieses großartige Fest zu besuchen.

Nacht der spirituellen Lieder

Nach so viel Feierei braucht der Mensch einen Ort zum Auftanken. So begaben wir uns in den Abendstunden zur Petrus nach Kröllwitz. Dort fand die 7. Nacht der spirituellen Lieder statt. Das ist nicht ein Konzert, sondern die Menschen werden zum Mitsingen von mantraähnlichen Gesängen aus allen Kulturen, von Indien bis Taizé, von Spanien bis nach Tansania, gebeten. Organsiert werden die Nächte der spirituellen Lieder vom Herzlicht-Singkreis unter Uta Lesch mit der freundlichen Unterstützung der Gemeinde St. Petrus in Kröllwitz. Bis zur 2. Pause hielten wir durch. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn man später kommt oder früher geht. Jeder darf so viel mitnehmen, wie er mag. Mitsingen ist allerdings stark erwünscht. Allein, uns fielen irgendwann die Augen zu… kein Mittsommerfieber, sondern Mittsommerträumen.

Text und Fotos: ToK

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