Premiere im NT: Und dann kam Mirna

10. März 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Und dann kam Mirna

In der „Kammer“ im  neuen theater wird ab Freitag, 9. März 20 Uhr,  das Stück „Und dann kam Mirna“ von Sibylle Berg aufgeführt. Die Regie führt Katharina Brankatschk. Hallespektrum war bei der Premiere dabei und erlebte Theater zwischen Umzugskisten und Faltmatrazen.

Kurz der Inhalt: Vier befreundete Frauen sind vor zehn Jahren Mütter geworden: im klassischen Elterndoppelpack, in einer Kommune lebend oder auch alleinerziehend. Kinderbekommen ist das einzige, was das Mütterquartett in ihrem Leben bislang geschafft hat. Gemeinsam verspüren sie nun den dringenden Wunsch, das eigene Leben noch einmal grundlegend zu überdenken. Die Idee: Ein Umzug muss her! Von der Stadt aufs Land in eine progressive Mütter-WG! Die vier Mütter werden von Männern ( Robin Krakowski, Alexander Pensel, Enrico Petters und Max Radestock) gespielt. Es gibt vier Frauen und vier Kinder, aber nur eines der Kinder tritt auf: Mirna (Sonja Isemer). Mirna, 10 Jahre alt, muß für ihre entschlußunfreudige Mutter (Alexander Pensel) die Entscheidungen treffen.

Sonja Isemer als Mirna

Unser Eindruck: Gleich zu Beginn möchten wir warnen: Wer schönes Theater erwartet, ist hier fehl am Platz. Schön ist was anderes! Wir möchten das Stück auch nicht auf das Thema Mutterschaft reduzieren. Wir empfanden es als Erzählung einer Generation, die vom Leben alles erwartet, aber keine Gelegenheit ergreift. Es werden alle Möglichkeiten offen gehalten, aber keine Möglichkeit ergriffen. Sie können aus ihrem Leben etwas machen, lassen aber alles liegen, denn es könnte noch etwas besseres kommen. Das Stück ist voller Absurditäten. Ironisch wird das hippe Berliner Leben auf die Spitze getrieben. Natürlich wird übertrieben. Aber das ist Theater.

Aber auch das schönste Spiel mit Umzugskisten und Faltmatrazen muß einmal zu einem Schluß kommen. Es kommt, wie es kommen muß. Alle außer Mirnas Mutter … , nein, das wird jetzt nicht verraten. Mirna trifft ihre Entscheidung und grandios das Ende: Mirna steht in einer Art Brautkleid auf dem Tisch und wünscht sich Spießereltern.

Max Radestock

Auch wenn das Stück eine pessimistische Sicht auf das Sozialgefüge einer Generation vermittelt, sei es empfohlen. Für die Älteren: Was haben wir nur falsch gemacht? Für die Jüngeren: Nehmt Eure Möglichkeiten wahr, eure Generation muß verantwortungsvoller sein.

Mit: Sonja Isemer | Robin Krakowski | Alexander Pensel | Enrico Petters | Max Radestock
Regie Katharina Brankatschk | Bühne Markus Neeser | Kostüme Anja Kreher | Dramaturgie Dag Kemser

Weitere Termine: 10./21. März, 01./28. April jeweils 20 Uhr | 02. April, 18 Uhr, nt – Kammer
Es sind Karten zu einem Preis von 18,- € (ermäßigt 9,-€) an der Theater- und Konzertkasse, telefonisch unter 0345 / 5110 777 sowie unter www.buehnen-halle.de erhältlich.

Fotos: Anna Kolata

AK

 

 

 

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