Erschreckender Verdacht: Schmarotzer und Nichtsnutz unter Musikern der medizinischen Fakultät

6. Juli 2022 | Kultur | 2 Kommentare

 

Gestern Abend gab das Orchester der medizinischen Fakultät Halle (Saale) ein Abschieds-Konzert in der Ulrichskirche zu Ehren seines Gründers Dr. Volker Thäle. Dieser verließ die Saalestadt nach vielen Jahren als leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, um nun als neuer Chef der Meißener Frauenklinik neue Aufgaben zu bewältigen.

Nach langer Corona-Zwangspause standen somit endlich wieder weltberühmte Stücke von Beethoven und Mozart auf dem Programm. Kein Wunder also, dass die städtische Kultureinrichtung und Konzerthalle im Herzen der Altstadt mit über 400 Besuchern gut gefüllt war, als die Laienmusiker und -musikerinnen des Orchesters die Bühne betraten und sogleich mit Beethoven’s Egmont Ouvertüre in den Abend starteten.

Für einige dürfte dabei jedoch besonders konsternierend gewesen sein, den Kinderarzt und Stadtrat Detlef Wend an der Klarinette gesehen zu haben. So wurde dieser nämlich erst am vergangenen allmontäglichen Spaziergang von Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft als „Schmarotzer“ und „Nichtsnutz“ bezeichnet und für seine scheinbare politische Unterdrückung des normalen Bürgertums gescholten. Nun aber spielte eben dieser Nichtsnutz entspannt unter dem Motto „Freude am Musizieren“ neben seinen Kolleginnen und Kollegen die berühmte Ouvertüre, in welcher zuerst eben jene Gewalt der politischen Unterdrückung anklingt, bevor dann der Gedanke an Umsturz, Freiheit und Selbstbestimmung übernehmen und letztlich mit Freundklängen der Sieg über die Tyrannei gefeiert wird. – Zufall oder doch eine versteckte Botschaft?

In Anbetracht der Tatsache, dass das Orchester ohne reguläre finanzielle Unterstützung arbeitet und alle Einnahmen und Spenden in der Regel für Notenkäufe, Orchesterausstattung oder zur Finanzierung der Orchesterlager verwendet, kann jedenfalls beruhigenderweise davon ausgegangen werden, dass politische Umstürze vorerst nicht mitfinanziert werden.

Den Abschluss des Konzertes bildete übrigens Beethovens 5., die zu einem der populärsten Werke der klassischen Musik gehört und als sogenannte „Schicksalssinfonie“ vom ewigen menschlichen Schicksalskampf, von Leid und Erlösung berichtet.

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