Die Stasi swingt nicht

19. April 2018 | Kultur | 6 Kommentare

Moderator Stephan Arnold (links) und Autor Siegfried Schmidt-Joos

Nahezu bis auf den letzten Platz war die Musikbibliothek der Stadt Halle am 18.April gefüllt, als Siegfried Schmidt-Joos sein Buch „Die Stasi swingt nicht“, das 2016 im hiesigen Mitteldeutschen Verlag erschienen war, vorstellte. Hocherfreut über das rege Publikumsinteresse begrüßten die Bibliotheksleiterin Frau Brita Schüttler und Ulf Herden und der Leiter des Festivals WOMEN IN JAZZ die Besucher. Für eine passende lockere Stimmung sorgte die 1960 gegründete uni jazzband. Das war auch gut so. Denn was der Buchautor und Journalist Siegfried Schmidt-Joos moderiert von Stephan Arnold darüber, wie der Jazz für kurze Zeit nach Halle kam, zu berichten wusste, war beklemmend. Zunächst schien die Begeisterung der Jugend für Jazzmusik gut in die Politik der tonangebenden SED zu passen. Schmidt-Joost gehörte 1955 zu den Gründern eines Jazzclubs in Halle. Mit ihm fand Jazzmusik sogar im DDR-Radio und im DDR-Fernsehen einen Platz. Es gab einen regen Austausch mit Westdeutschland. Das ging aber nicht lange gut. Die Stasi infiltrierte die weltoffene Jazzszene, der Kalte Krieg erstickte zunehmend die Aktivitäten der gerade erblühten Begeisterung für Jazz. Schon 1957 endete, so Schmidt-Joos, das Tauwetter. So mancher Protagonist, darunter auch der Buchautor, zog es vor, nach Westdeutschland zu wechseln. Der Jazz verschwand aber natürlich nie ganz aus der DDR-Realität. Findigen Fans gelang es trotz so mancher Repressalien, ihre Liebe für beschwingte Musik, im DDR-Alltag zu erhalten. Das Buch von Siegfried Schmidt-Joos ist ein persönliches, informatives, wichtiges, beklemmendes Dokument der Zeitgeschichte.

Print Friendly, PDF & Email
6 Kommentare

Kommentar schreiben