Da bleibt einem das LOL im Halse stecken

20. September 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Publikum wartet gespannt auf die AfD-Chats

„Wir wollten einfach nur noch mal aufmerksam machen.“, sagte ein Mitglied des Ensembles „bühnenfrei & friends“. Die Vorlage für das Drehbuch schrieben engagierte Mitglieder der AfD. Das 350 seitige Drehbuch erschien der Regisseurin zu ausschweifend, so dass man es in der kompletten Länge dem Publikum nicht zumuten wollte. Dennoch war die Kurzfassung des Stückes ein überzeugendes Lehrstück des Stimmungsbildes einer nicht unbedeutenden Gruppe, der lange verschwiegenen Mehrheit des deutschen Volkes, LOL. Warum ist die Mehrheit so blind zu sehen, was wir alle sehen, fragte sich ein Kartoffeln schälendes Mitglied des geleakten Chatprotokolls der AfD. Das mochte noch komisch sein wie auch die Streitereien der Gruppenmitglieder untereinander, die immens an Auseinandersetzungen an Big Brother erinnerten. Doch vor so manchen LOL`s und Emoticons, die die Schauspieler gekonnt vortrugen, blieb den Zuhörern an vielen Stellen das LOL im Halse stecken. Deutschnationale und rassistische Sprüche im Sportpalast Modus flochten sich in die heitere Unterhaltung ein. Mitunter wurde es sogar schlüpfrig und ein Mitglied forderte „Burgfrieden“ so dass möglichst nichts nach „außen dringt“. Das Publikum im vollbesetzten Gartenhaus des Peißnitzhauses quittierte die Aufführung mit betroffenem Beifall. So mancher war froh, dieses Chatprotokoll komprimiert und in hoher schauspielerischer Qualität geboten zu bekommen anstatt es im Selbstleseverfahren  zur Kenntnis nehmen zu müssen.

Die Veranstalter „Halle gegen Rechts“ laden dazu ein, sich mit den geistigen Vätern und Müttern des Stückes am Mittwoch, den 20.09.2017 auseinanderzusetzen.

 

 

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