Burg Querfurt – Eine archäologische Fundgrube.

30. November 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Burg Querfurt

Die Burg Querfurt ist nicht nur als mittelalterliche Kulisse bei Filmemachern beliebt, sondern auch ein touristisches Kleinod. Das soll im Innenhofbereich für ca. 9

Pressekonferenz mit Bürgermeister, Landrat und Archäologen

Mio EUR neu gestaltet werden. Für das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bietet sich dabei die Möglichkeit, Grabungsarbeiten durchzuführen, um die Baugeschichte und das Leben der früheren Burgbewohner zu erforschen. Archäologen, Bürgermeister und Landrat zeigten sich über den bisherigen Verlauf der Arbeiten und die Zusammenarbeit sehr zufrieden.

Das Areal des Westtores konnte freigelegt und untersucht werden. Von ganz besonderer Bedeutung war der Nachweis von Resten zweier Toranlagen, die deutlich älter als die noch sichtbare Westtoranlage zu datieren sind. Der mit ihnen verbundene Zugang zur Burg muss gänzlich anders gestaltet gewesen sein, als es die heutige Situation zeigt. Bei den beiden wieder entdeckten Toren handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Überreste der Anlagen aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert, die aus den Beschreibungen der Chronisten überliefert sind. Beeindruckend ist ein ca. acht Meter breiter und über vier Meter tiefer Graben in der heutigen Innenfläche der Westtoranlage. Er grenzte die Burg ursprünglich nach Westen ab, verlor jedoch mit Errichtung der heutigen Torsituation seine Funktion, wurde aufgegeben und verfüllt.

Bestattung neben Burgkirche

Bei Grabungen zwischen der Burgkirche und dem ehemaligen Korn- und Rüsthaus wurden Gräber freigelegt. Bemerkenswert ist die hohe Belegungsdichte. So wurden auf dieser kleinen Fläche bislang ca. 40 Bestattungen untersucht. An manchen Stellen wurden mindestens sechs Belegungshorizonte festgestellt, wobei die ältesten Bestattungen noch nicht freigelegt sind. Die Skelette lassen auf Arthrosen und starke Abnutzungen am Bewegungsapparat, Zahnausfall und Spuren von Entzündungen am Kiefer etc. schließen.
Die archäologischen Untersuchungen vor dem Westgiebel des Korn- und Rüsthauses (heute Museum) stehen noch am Anfang. Dennoch kamen bereits knapp unter der heutigen Oberfläche zahlreiche Reste ehemaliger Bauwerke zum Vorschein. Diese sind verschiedenen Phasen seit dem Mittelalter zuzuordnen und spiegeln eine rege Bautätigkeit in diesem wichtigen Teil der Burg wider. Eine dicke deutlich erkennbare Brandschicht gehört nach jetziger Kenntnis in das erste Viertel des 16. Jahrhunderts. Der Brand war möglicherweise der Auslöser für die überlieferte Bautätigkeit von Kardinal Albrecht, in dessen Besitz sich die Burg seinerzeit befand. In welchem Umfang der Kardinal bauen ließ, ist für die Archäologen eine wichtige Frage an die weiteren Forschungen in diesem Bereich.
Neben den Geländebefunden und Mauerresten trägt auch das Fundmaterial zum Verständnis der Baugeschichte bei. Als wichtige Quelle erweisen sich inzwischen die zahlreichen Ofenkacheln aus einer Schuttschicht vor den Kasematten der Westtoranlage. Zurzeit können drei Öfen sicher unterschieden werden. Einer von ihnen ist mit der erwähnten Bautätigkeit unter Kardinal Albrecht im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts zu verbinden. Neben Portraits von Kurfürsten findet sich unter den bildlichen Darstellungen auf den grün glasierten Kacheln auch das Wappen des Kardinals selbst. In spätere Zeit, jedoch noch in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert ein Kachelofen mit biblischen Motiven, der zu der bekannten Gruppe von sogenannten „Hans-Berman-Öfen“ zählt. Für die Qualität der Ofenkacheln und die schiere Menge der Fundstücke lassen sich kaum Vergleiche finden und die Ofenkacheln der Burg Querfurt werden auch in Zukunft noch für Überraschungen gut sein.
Fast jede Bauphase der Burg hat deren Innenfläche in Teilen oder als Ganzes vergrößert. Häufig wurden die Oberflächen und Wegeführungen deutlich verändert. Durch die Grabungen werden die Kenntnisse der Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg Querfurt deutlich verbessert.
Bis Mitte nächsten Jahres ist der Zugang zur Burg stark eingeschränkt. Ein provisorischer, eindrucksvoller Panoramaweg entlang der Außenmauer führt aber zum Burgmuseum. Veranstaltungen, die eigentlich gern im Burghof durchgeführt werden, werden vorerst vorübergehend in die Stadt verlegt.

(H.J. Ferenz)

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