Handwerkskammer- und IHK-Neujahrsempfang: Das Volk hat den Platz sofort zu verlassen!

21. Januar 2020 | Glosse | 4 Kommentare

In letzter Zeit nimmt die Tendenz zu, öffentliche Plätze zu sperren. Dies meist ohne große Vorankündigung. Ein Beispiel bietet der heutige gemeinsame Neujahrsempfang der IHK und der Handwerkskammer vom 21. Januar 2020. Es ist nicht unsere Aufgabe darüber zu berichten, zufälligerweise müssen wir es dieses Jahr doch tun. Das kam so:

Salzgrafenplatz gesperrt! Autos brauchen Platz!

Der Salzgrafenplatz wird wie im vergangenen Jahr als Parkplätze für die Gäste des Neujahrsempfang bereit gehalten. Das ist nicht schön, zumal es genug Tiefgaragenplätze in der Nähe gibt, aber kein Grund zur Aufregung. Im letzten Jahr konnte man gemütlich daran vorbeischlendern und denken, schön, die Zeit der Weihnachtsfeiern ist vorbei, jetzt kommt die Zeit der Neujahrsempfänge. Die Autos nahmen Rücksicht auf die Fußgänger und die Fußgänger dachten, es ist eine Veranstaltung, die müssen vorfahren, man geht etwas vorsichtiger. Das passiert vor der Händelhalle ja öfters. Keine Panik!, wie der berühmte Udo so sagt.

Heute war alles anders. Absperrungen und Sicherheitspersonal verbaten sich das Durchgehen. Auf die Frage, wer dies beauftragt hat, wußten die sehr netten Herren allerdings keine Antwort. Hatten auch keine Legitimationspapiere, die sie in irgendeiner Form auswiesen. Sie stellten allerdings klar, dass sie weiteres Durchgehen notfalls mit Gewalt verhindern würden. Probieren geht über Studieren und zack, hatte ich zwei Schränke am Arm. Charmant! Ich möchte nichts Böses über die Herrschaften sagen. Sie waren sehr nett und höflich. Und ich hoffe sehr, dass der Veranstalter, die IHK, eine Genehmigung für derartige Wegelagerei hat, denn alle Zugänge zum und vom Salzgrafenplatz waren auf diese Weise gesperrt. Polizei war nicht in Sichtweite. Aber vielleicht lagen ja auch Scharfschützen auf den Dächern.  Das ging mir plötzlich durch den Kopf und so verabschiedete ich mich rasch bei den Charmeschränken, mit denen ich gerne noch länger geplaudert hätten. Schließlich möchte eine nicht ganz taufrische Dame wie ich ihre Tage nicht als verkannte Heldin für die Freiheit der öffentlichen Plätze auf dem Salzgrafenplatz beenden. Wenn schon die Zivilisten so anhänglich sind, wer weiß, wie schnell die Berufsdesperados im Auftrag der öffentlichen Sicherheit am Drücker sind. Paula blies elegant zum Rückzug.

Kohleausstieg: Bessere Unternehmensförderung unverzichtbar

Und was läuft derweil bei auf dem Neujahrsempfang, jedenfalls nicht viel Neues: Die sachsen-anhaltische Unternehmerschaft möchte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ermutigen, sich gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten für eine echte Unternehmensförderung im sogenannten „Strukturstärkungsgesetz“ einzusetzen. Dies betonen die Präsidenten der Handwerkskammer Halle (Saale) und der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), Thomas Keindorf und Prof. Dr. Steffen Keitel, auf dem gemeinsamen Neujahrsempfang der beiden gewerblichen Kammern. Bundesminister Altmaier ist als Festredner auf der Veranstaltung in Halle (Saale) eingeladen. Das „Strukturstärkungsgesetz“, mit dem die vom Kohleausstieg betroffenen Reviere gefördert werden sollen, befindet sich im parlamentarischen Prozess.

Altmaier: Zeitalter der Kohle beenden!

Minister Altmaier wird seinerseits den rund 700 geladenen Gästen auf dem Neujahrsempfang, seine Unterstützung zusagen: „Wir werden das Zeitalter der Kohleverstromung planbar und wirtschaftlich vernünftig beenden. Wir haben hierbei aber nicht nur die energiewirtschaftliche Sicht der Dinge im Blick, sondern wir gestalten den Umbauprozess in den betroffenen Kohleregionen aktiv und zukunftsgerichtet mit: Mit dem Struktur­stärkungsgesetz und einer Bund-Länder-Vereinbarung stellen wir die Strukturförderung der Kohleregionen bis 2038 sicher. Keiner wird zurückgelassen: Wir sichern die Beschäftigten über das Instrument des Anpassungsgelds zusätzlich ab und stellen hierfür bis zu 4,8 Milliarden Euro zur Verfügung.“

Und deswegen müßt ihr den ganzen Platz sperren? Oder wird dort Kohle vermutet? Halle wird abgebaggert? Na gut, dann brauchen wir uns um den Haushalt ja keine Sorgen mehr zu machen. Genug Kohle ist dann ja da!

In diesem Sinne: Gute Nacht. Das wünscht Paula Poppinga

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