Der Gin Gottes

30. Juni 2019 | Glosse | 4 Kommentare

Made in Silence, bewirbt Pater Justinus Pech, 46 Jahre und Leipziger, seinen Gin. Neben seinem Mönchstum, zugehörig ist er zum Ziesterzienserkloster Bochum-Stiepel ist er ein wahrer Tausendsassa. Er ist Betriebswirtschaftler, hat in Wirtschaftsethik promoviert. In Rom an der Gregoriana erwarb einen zweiten Doktortitel in Theologie. Er nimmt theologische Lehraufträge wahr und ist Gastprofessor an der HHL in Leipzig. Er hat ein Institut für Führungskräfte in Bochum gegründet, aber Sonntagsthema soll heute eine andere Tätigkeit von ihm sein: Der Monasticdrygin.

Was macht diesen Gin so besonders? Da spielt der geschickte BBLer natürlich sein Mönchsimage aus: „Der Monastic Dry Gin entspringt klösterlichen Mauern.“ Man kann der Katholische Kirche viel vorwerfen, weiß auch Anton Normalverbraucher, aber in Sachen Alkohol, obwohl den Begriff die Araber erfanden, kennen sich die Mönche aus. Da gibt es jahrhundertelange Erfahrung, erst in Wein und Bier und später wurde drauflosgebrannt, es gäbe es kein Jüngstes Gericht mehr. Bei diesem Image bleibt auch geschickt der Pater Justinus. Denn was sich bewährt hat, muß man nicht verändern. Eine bekannte Marke wirft man nicht weg, so etwas machen nur Sender wie der MDR, die davon keine Ahnung haben.

„Eine hochprozentige Mission“

Jahrhundertealte Erfahrung fließen also in die Herstellung des Gin ein, bewirbt der Pater sein geistiges Getränk, sozusagen Klostergeschichte zum Schmecken, nur nicht so trocken, aber mit 42 Drehung sind Sie irgendwann genauso benebelt wie der Innenraum der Kathedrale von Compostela, wenn das riesige Weihrauchfass durch das Querschiff geschwungen wird. „Die Kraft der Stille und die Reinheit der Gedanken formen diesen Gin zu einem einzigartigen Erlebnis voller Mystik und Glanz.“ Davon sind wir überzeugt. Welches Stichwort fehlt noch? Sie dürfen dreimal raten! Zu einem Kloster gehört auch ein Klostergarten und was darin ist, ist eben gut. Das hat sich bewährt. „Grundbestandteil ist, wie in jedem guten Gin der Wachholder und dann wurde eine Selektion der besten Kräutern aus Klostergärten gewählt und mit dazu passenden Botanicals gemischt.“

Der Pater weiß sich gut zu vermarkten. Der Pressespiegel, den er bereits anzubieten weiß, ist umfangreich. Mein Favorit ist die Überschrift der Aachener Zeitung: „Eine hochprozentige Mission“. Übrigens steht nirgendwo, dass Sie Christ sein müssen, um diesen Gin zu trinken. Es ist auch garantiert kein Weihwasser drin. Katholisch.de macht sich da wirklich falsche Hoffungen: “ Das Ergebnis: ein erlesener Gin, mit denen er neue Zielgruppen erreicht.“ Und wenn Papst Franziskus mit „Geht an den Rand“ zitiert wird, hieß das nicht: Gebt Euch die Kante! Immerhin kann man sich die Kirche oder wahlweise die Christdemokraten schöntrinken. Stilecht ist der Gin bestimmt dafür. Die Gläubigen könnten ggf. mit klaren Kopf besser fahren. In den Himmel oder sonstwohin.

Kaufen können Sie den Gin im Zisterzienserkloster Helfta, Klosterladen, Lindenstraße 36, 06295 Lutherstadt Eisleben

oder bestellen bei https://www.monasticdrygin.de/, dort finden Sie auch den Imagefilm, von dem unsere Abb. entnommen ist.

Paula Poppinga

 

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