ENCOUNTER 120 Deutsch-Koreanisches Konzert in Halle

3. Juli 2022 | Nachrichten | Keine Kommentare

Anlass für das festliche, von der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Südkorea in Zusammenarbeit mit der Berliner Kammersymphonie und der Stadt Halle veranstaltete Konzert „Encounter 120“ war das Gedenken an die erste Nationalhymne des koreanischen Kaiserreichs sowie das 50jährige Jubiläum des deutsch-koreanischen Kulturabkommens. Die damalige Nationalhymne wurde nämlich von dem Deutschen Franz Eckert (1852-1916) komponiert und vor 120 Jahren offiziell in Korea eingeführt. Diese koreanische Nationalhymne wurde jedoch nach der Annexion Koreas durch das japanische Kaiserreich 1910 verboten. Im Laufe der Zeit geriet die Existenz dieser Hymne in Vergessenheit. Die heutige südkoreanische Nationalhymne ist ein Werk des südkoreanischen Komponisten Ahn Iktae (1905–1965).

Im lange hermetisch abgeschlossenen Kaiserreich Korea kannte man keine westliche Musik. Eckert leistete Pionierarbeit, indem er nicht nur die fremden Instrumente, sondern auch westliche Melodien und Harmonien vermittelte. Das musikalische Wirken von Franz Eckert in Korea ließ tiefe musikalische Verbindungen zwischen Korea und Deutschland entstehen. Daraus ergab sich bis heute die erfolgreiche Mitwirkung koreanischer Musiker in deutschen und internationalen Orchestern. Das deutsch-koreanische Festkonzert will an diese seit 120 Jahren bestehenden engen musikkulturellen Verbindungen erinnern. Grußworte des Halleschen Bürgermeisters Egbert Geier und des Leiter der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea erläuterten die traditionsreichen Beziehungen. 

Eröffnet wurde der Konzertabend am 2.Juli 2022 mit der Uraufführung einer Komposition, die Junehee Lim für das Deutsch-koreanische Sinfoniekonzert zum 120.Jubileum der Nationalhymne des ehemaligen Koreanischen Kaiserreiches, Encounter 120 komponiert hatte. Prägend in diesem Stück sind ausdrucksstarke, anmutige, traditionelle Rhythmen, hingebungsvoll auf einer Bambusflöte, der Daegeum, gespielt von Aram Lee. Daegeum-Klänge und meditative Sequenzen des Orchesters verbanden sich schließlich in Harmonie. So fremd klang die Bambusflöte gar nicht, erinnerte an den Pop-Maniac der Querflöte Ian Anderson von Jethro Tull.

Es folgte das Cellokonzert a-Moll von Robert Schumann. Isang Enders brillierte mit seinem Können und seiner vielfältigen Erfahrung als Solo-Cellist.  Er trumpfte nicht mit seinem wunderbaren Spiel auf, sondern berührte vielmehr gefühlvoll die Zuhörer. Das kam bestens an.

Nach einer Pause gab es Beethovens Sinfonie Nr. 2 op. 36, auch bekannt als Heiligenstädter Testament, obwohl sie schon früher entstand Die Sinfonie komponierte Beethoven als er sich schon große Sorgen um sein Gehör machte. Sie ist ein Beispiel für die lebensrettende Kraft der Musik. Das hätte das Orchester mit etwas mehr Verve zum Ausdruck bringen können. Unter den Festkonzert-Besuchern waren wohl auch etliche konzertunerfahrene Hörer. Denn es passierte, was bei uns unüblich ist und bei Sinfoniekonzerten nie geschieht: man klatschte nach jedem der 4 Sätze der Beethoven-Sinfonie. Dirigent Jürgen Bruns und die Musiker nahmen es gelassen und regungslos hin. Daniel Hope hätte es für den Absatz seines Wegweiser für Konzertgänger gefreut. 

Zum Abschluss erklang die konzertante, von Franz Eckert nach koreanischen Motiven 1902 verfasste Kaiserlich Koreanische Nationalhymne. Komponiert war sie natürlich wie für eine deutsche Blaskapelle. Danach intonierte der Stadtsingechor Halle in großer Besetzung feierlich die altkaiserliche Hymne. Da auf Koreanisch gesungen, fiel der antiquierte, offenbar an die damalige deutsche Kaiserhymne erinnernde, glorifizierende Text nicht weiter auf.

(H.J. Ferenz)

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