Kampf gegen resistente Bakterien: Forscher arbeiten an neuartigen Wirkstoffen
11. Juni 2018 | Bildung und Wissenschaft | 6 KommentareEgal ob Staphylokokken oder die gefürchteten MRSA-Keime: Resistente Bakterien sind für Ärzte und Patienten weltweit ein Problem. Neue Wirkstoffe mit geringen Nebenwirkungen sind nötig, um Infektionskrankheiten langfristig und verlässlich behandeln zu können. Ihre Entwicklung ist aber aufwendig, teuer und wird nur selten von der Industrie vorangetrieben. Ein neues Forschungsprojekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Greifswald und der Universität Würzburg setzt hier an und entwickelt neue Wirkstoffe im Kampf gegen resistente Bakterien. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben bis Ende 2019 mit rund einer Million Euro.
Im Zentrum des neuen Forschungsprojekts steht ein spezielles Enzym in Bakterien, die sogenannte Pyruvatkinase. Das Enzym ist für den Stoffwechsel von zentraler Bedeutung. Die Idee der Forscher: Lässt sich dieses Enzym ausschalten, behindert das den Stoffwechsel der Bakterien – und macht sie letztlich unschädlich. „Bisher gibt es keine Antibiotika, die direkt auf die Pyruvatkinase abzielen. Das macht sie für die Erforschung und Erprobung neuer Wirkstoffe interessant, denn somit können auch bestehende Antibiotikaresistenzen gebrochen werden“, sagt Prof. Dr. Andreas Hilgeroth vom Institut für Pharmazie der MLU.
Im Rahmen ihres Projekts wollen die Forschergruppen deshalb klären, wie solche neuartigen Substanzen aufgebaut sein müssen, um ihre Wirkung ideal entfalten zu können. Dafür erforschen sie die Struktur der Pyruvatkinase und suchen nach besonders markanten Strukturabschnitten, die es weder in anderen Bakterien noch im menschlichen Körper noch einmal gibt. Für diese Struktur entwickeln sie dann Substanzen, die nur an einer speziellen Stelle andocken können und so möglichst wenige Nebenwirkungen haben. „Das Ganze kann man sich wie einen Schlüssel vorstellen, der nur in ein bestimmtes Schloss passt. Diese Schlüssel entwickeln wir hier in Halle“, so Hilgeroth weiter.
An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg überprüfen Infektionsbiologen um PD Dr. Knut Ohlsen dann die neuen Substanzen auf ihre antimikrobiellen und toxischen Eigenschaften. Speziell geht es hier darum, die Substanzen auf unerwünschte Nebenwirkungen überprüfen. Also ob sie tatsächlich nur die gewünschten Strukturen innerhalb der Bakterien angreifen und nicht etwa menschliche Zellen. Die Wirksamkeit der neuen potentiellen Wirkstoffe und die Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Bakterien werden an der Universität Greifswald erforscht. Hier leitet Prof. Dr. Michael Lalk vom Institut für Biochemie die Forschungsarbeiten, die aufzeigen sollen, wie der Stoffwechsel der Bakterien beeinflusst wird. Am Ende stehen im Idealfall mehrere Kandidaten für neue Wirkstoffe gegen bakterielle Erreger, wie Staphylokokken oder die besonders in Krankenhäusern gefürchteten MRSA-Keime. „Unser Ziel ist es, eine neue Zielstruktur für den Kampf gegen resistente bakterielle Erreger zu etablieren. So lassen sich womöglich einfachere, günstig verfügbare Wirkstoffe entwickeln“, fasst Hilgeroth zusammen. Zwar könnten Bakterien auch gegen diese Wirkstoffe Resistenzen entwickeln. Da hier aber ein völlig neuer Ansatz verfolgt wird, dürfte dies längere Zeit dauern.
Das Verbundprojekt der Universitäten Halle, Würzburg und Greifswald wird im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie „Targetvalidierung für pharmazeutische Wirkstoffentwicklung“ gefördert. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt sollen möglichst rasch in eine konkrete Anwendung überführt werden. Deshalb orientieren sich die Forscher bereits in der Anfangsphase an industriellen Standards und suchen auch den Kontakt zur Pharmaindustrie.
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Zitat:“Für alles Fiebrige gibts den Antibiotikaschocker! Wer nimmt sich denn heute noch die Zeit für die Behandlung bei zB Halsschmerzen mit alten Hausmittelchen und Wadenwickeln?“
Es sollte wohl kaum noch vernünftige Ärzte geben, die Antibiotika bei Halsschmerzen verschreiben. Aber Wadenwickel bei Halsschmerzen?
Und gegen Fußschmerzen dann Halswickel?
@Stadt_für_Kinder –
Der Sch… Trump, könnte auch beim Thema Pharmaindustrie für die EU sehr unbequem werden und seine Aufmerksamkeit dadurch nicht gemindert 😀
Bisher beschäftigt man sich mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium und Autos. Aber Trump könnte auch dafür sorgen, dass die Medikamentenpreise ansteigen! Denn in den USA liegt dieser um ein Vielfaches höher als in anderen Industriestaaten. Die Gründe dafür möchte ich an dieser nicht näher erläutern.
Trump pokert und sein Deal im Spiel ist gefährlich, denn es könnte die Pharmaindustrie sein!
Trump weiß, dass jeder wirtschaftlich gut beraten ist, einen lukrativen Deal anzunehmen! Dieser Spruch ist zwar an dieser Stelle nicht angebracht und ich hoffe das er richtig verstanden wird… „Warten wir’s ab“!
Ich finde dieses Thema übrigens viel wichtiger als diesen be……. Trump, der täglich Aufmerksamkeit bekommt.
Es liegt nicht nur an der Krankenhaushygiene, dass sich multiresistente Bakterien in Windeseile verbreiten können.
Antibiotika in Mengen eingesetzt, fördert die Verbreitung resistenter Bakterien, dass passiert in Krankenhäusern, aber auch in Mastbetrieben!
Wie oft musste man schon selbst Antibiotika schlucken, oder sie Kindern verabreichen… Die Eltern müssen ja in kurzer Zeit wieder arbeiten gehen dürfen! Für alles Fiebrige gibts den Antibiotikaschocker! Wer nimmt sich denn heute noch die Zeit für die Behandlung bei zB Halsschmerzen mit alten Hausmittelchen und Wadenwickeln?
Multiresistent bedeutet, dass diese Erreger gleichzeitig gegen mehrere oder sogar gegen alle Antibiotika resistent sind. Man kann sie nur schwer oder gar nicht bekämpfen.
In diesem Sinne guten Appetit beim heutigen Schnitzel! Wieviel Antibiotika das dazugehörige Schwein zu fressen bekam, wird der Verbraucher nicht erfahren.
Vielleicht kommt er irgendwann einmal selbst in die mißliche Lage, dass ihm kein Antibiotika mehr hilft und er schließlich die sogenannte RESERVE schlucken muss., Diese bekam aber schon vor ihm regelmäßig das ( Schnitzel)Schwein zu futtern…
An der MLU ist der Lehrstuhl für Krankenhaushygiene gestrichen worden.
Nichts gegen die Investitionen in diese wichtige Forschung, aber es gilt immer noch, die Ursachen für die Ausbreitung multiresistenter Keime einzudämmen.