Innovative Forschung an der MLU: Neue Wirkstoffträger für verbesserte Medikamentenbehandlung

25. August 2023 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Eine wegweisende Entdeckung könnte die Wirksamkeit von medizinischen Behandlungen erheblich steigern. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben eine besondere Stärke als vielversprechenden Hilfsstoff für Medikamente identifiziert. Diese bahnbrechende Erkenntnis könnte die Art und Weise, wie Wirkstoffe im Körper freigesetzt werden, revolutionieren und somit die Therapiemöglichkeiten für eine Vielzahl von Krankheiten verbessern. Die Ergebnisse ihrer Forschung wurden im renommierten „Journal of Controlled Release“ veröffentlicht.

Herkömmliche Medikamente stoßen oft auf Probleme bei der optimalen Verabreichung im Körper. Ein Großteil der Wirkstoffe wird vom Organismus nur schwer aufgenommen und zudem schnell abgebaut. Dieser Herausforderung begegnen Forscher durch die Entwicklung von Wirkstoffträger-Systemen, die eine kontrollierte Freisetzung über einen längeren Zeitraum ermöglichen. Ein Beispiel hierfür sind implantierbare Wirkstoffträger, die allmählich abgebaut werden und dabei den Wirkstoff kontinuierlich freisetzen. Dieses Prinzip kommt bereits erfolgreich bei der Behandlung von Krankheiten wie Krebs und bakteriellen Infektionen zum Einsatz.

Traditionell wurden als Grundlage für solche Wirkstoffträger die Substanzen Polylactid-co-Glycolid (PLGA) und Polylactide (PLA) genutzt. Allerdings weisen sie einige Nachteile auf: „Während des Abbaus von PLGA und PLA entsteht eine saure Umgebung, die zu einer unregelmäßigen Freisetzung der Wirkstoffe führt. Für eine optimale Therapie ist jedoch eine präzise Kontrolle der Freisetzung erforderlich. Diese saure Umgebung kann außerdem die Wirkstoffe deaktivieren und lokale Entzündungen hervorrufen“, erklärt Prof. Dr. Karsten Mäder vom Institut für Pharmazie der MLU. Unter seiner Leitung widmet sich das Forschungsteam seit geraumer Zeit der Verbesserung bestehender Wirkstoffträger-Systeme und der Entwicklung neuer Alternativen.

In ihrer jüngsten Studie untersuchten die Wissenschaftler die Eignung von Stärke als möglicher Trägersubstanz. „Stärke könnte eine vielversprechende Alternative zu PLGA und PLA darstellen, da sie bereits vielseitig als Hilfsstoff in Arzneimitteln und Medizinprodukten Verwendung findet“, fährt Mäder fort. In ihren Experimenten verwendeten die Forscher hochwertige pharmazeutische Stärke. Diese wurde mittels eines speziellen Extrusionsverfahrens zu implantierbaren Stäbchen geformt. Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass sich Stärke gut zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen eignet. In der aktuellen Studie wurden die Stäbchen an Mäusen getestet und offenbarten eine kontinuierliche Freisetzung von schlecht wasserlöslichen Wirkstoffen über mehrere Wochen. Zusätzlich traten keine Nebenwirkungen auf, und die Stärkeimplantate wurden vollständig abgebaut.

„Unsere Forschung verdeutlicht das Potenzial von speziellen Stärken als effektive Wirkstoffträger“, schlussfolgert Mäder. Bevor dieses neue Trägersystem jedoch in der medizinischen Praxis Anwendung findet, sind umfangreiche klinische Studien zur Wirksamkeit erforderlich. Die bisherigen Erkenntnisse deuten jedoch auf einen vielversprechenden Weg hin, um die Behandlung von Patienten in Zukunft gezielter und effektiver zu gestalten.

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