Ein Fürst, der die Himmelscheibe kannte

27. August 2017 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Weithin sichtbar war in der flachen Agrarlandschaft das riesige Hügelgrab Bornhöck bei Dieskau und diente als auffällige Landmarke zur Kennzeichnung der Grenze zwischen Preußen und Sachsen. Der 20m hohe und 65m Durchmesser zählende Hügel wurde im 19.Jahrhundert abgetragen und die fruchtbare Schwarzerde zur Bodenverbesserung auf die umliegenden Äcker verstreut. Der Grabhügel war bereits vor Jahrhunderten beraubt worden. Luftaufnahmen ließen die Archäologen vermuten, dass der Ackerboden doch noch interessante Geheimnisse bergen könnte.

Der Archäologe T. Schunke erklärt das Hügelgrab

Seit 2014 führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie unter der Leitung von Torsten Schunke Grabungen durch. Es konnten viele Details zur Architektur und zum Aufbau des Grabhügels dokumentiert werden, die bestätigen, dass es sich hier um einen frühbronzezeitlichen Fürstenhügel handelt, der in der ersten Hälfte des 19.Jh. v. Chr. errichtet worden war. Im Zentrum befand sich eine aus Balken gestaltete ungewöhnlich große Grabkammer, die mit tonnenschweren Findlingen und Steinbruchmaterial abgedeckt war. Die zahlreichen Steinblöcke waren über mehrere Kilometer aus der Umgebung herantransportiert worden. Geradezu sensationell deutlich sichtbar erhalten geblieben sind die Fahrspuren der Transportwagen. Ihre Spurbreite betrug ca. 1,20m. Die Hügelaufschüttung erfolgte mit vielen Tonnen herantransportierter Erde aus einer älteren Siedlung, die mit Knochen und Scherben durchsetzt war – so etwas wie „Heimaterde“. Die enorme Größe des Hügels war ein weithin sichtbares Zeichen nicht nur weltlicher Macht. Der betriebene Aufwand macht es wahrscheinlich, dass hier ein politisch und wirtschaftlich besonders mächtiger Herrscher bestattet wurde. Seine Macht erwuchs wahrscheinlich aus einer wohlhabenden hierarchisch gegliederten Gesellschaft, die von den fruchtbaren Böden der Region und einer besonderen Rolle im überregionalen Fernhandel profitierte. In diese Zeit fallen auch etliche wertvolle Hortfunde in der weiteren Umgebung mit Goldschmuck, Beilen, Dolchen usw.. Die Himmelsscheibe dürfte dieser Fürst gekannt haben.

Die Grabungen am Bornhöck sind nun beendet und die ca. 10.000 Fundstücke werden im Landesmuseum ausgewertet.

H.J. Ferenz)

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