Am 8. August ist Weltkatzentag: Auch Hauskatzenhalter können Beitrag zum Wildkatzenschutz leisten

5. August 2022 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Am 8. August ist Weltkatzentag. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen-Anhalt appelliert an diesem Tag an alle  Hauskatzenbesitzer(Innen) ihre freilaufenden Lieblinge kastrieren zu lassen – als Beitrag zum Katzen-, Arten- und Wildkatzenschutz.

Hauskatzen sind das beliebteste Haustier der Deutschen: Ganze 16,7 Millionen Stubentiger gibt es hierzulande. „Katzen schenken ihren Menschen Freude und Gesellschaft und machen sich auf Höfen als Mäusejäger nützlich. Doch Katzenhalter*innen tragen auch Verantwortung für ihre Katzen“, erklärt Nicole Hermes, Wildkatzenexpertin des BUND Landesverband Sachsen-Anhalt. „Katzen mit Freigang machen gerne Jagd auf Vögel, Eidechsen und andere Kleintiere. Und unkastrierte Freigänger tragen zur Vermehrung von verwilderten Streunerkatzen bei.“ Auch in Deutschland gibt es viele verwilderte Hauskatzen, Schätzungen gehen von 2 Millionen Streunern aus.

Streunerkatzen sind oft krank und unterernährt und vermehren sich rasant. Abgesehen von diesem Katzenelend erbeuten sie viel öfter Vögel und andere Tiere, weil sie nicht gefüttert werden. Und sie stellen noch aus einem anderen Grund ein Problem dar: Sie können eine Bedrohung für die geschützte Europäische Wildkatze darstellen. „Verwilderte Hauskatzen können sich mit Europäischen Wildkatzen verpaaren. Daraus entstehen sogenannte Hybride, die eine Gefährdung für die Wildkatzenbestände sein können“, so Hermes weiter. Genetische Untersuchungen zeigen, dass die Wildkatzen in großen Waldgebieten wie in der Eifel, im hessischen Bergland oder Hainich noch echte Wildkatzen sind. Doch beispielsweise in einigen Gebieten Baden-Württembergs wurden in den letzten Jahren besorgniserregend viele Hybridkatzen nachgewiesen. Schottland ist laut BUND ein Extrembeispiel, weil es dort mittlerweile praktisch nur noch Hybride und gar keine echten Wildkatzen mehr gibt.

Europäische Wildkatze. (c)Thomas Stephan / BUND

 

„In Deutschland sind wir davon aber noch weit entfernt. Doch auch hier sollten wir wachsam bleiben. Alle Katzenfreund*innen können ganz praktisch zum Schutz der Wildkatze beitragen: Indem sie ihre Hauskatzen kastrieren oder sterilisieren lassen“, so die Wildkatzenexpertin mit Blick auf den von vielen Expert*innen und Organisationen empfohlenen Eingriff. „Die Kastration beziehungsweise Sterilisation von freilaufenden Hauskatzen hilft dem Vogel- und Artenschutz und schützt Europäische Wildkatzen vor Hybridisierung.“ In einigen Kommunen gibt es bereits Katzenschutzverordnungen, in denen die Kastration von Freigängern vorgeschrieben ist. Wo dies nicht der Fall ist, sollten Katzenhalter*innen dies freiwillig tun. Auch das Einfangen, Kastrieren und wieder Freilassen von verwilderten Hauskatzen durch örtliche Tierschutzvereine ist eine wichtige Maßnahme.

Europäische Wildkatzen sind echte Wildtiere und sind laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Unsere Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Hauskatzen wurden erstmals von den Römern nach Mitteleuropa gebracht.

Wildkatzen unterscheiden sich optisch von Hauskatzen vor allem durch den buschigen Schwanz mit dunkel abgesetzten Ringen und die verwaschene cremefarbene Färbung. Sie sind nicht zähmbar, ausgesprochen scheu,
meiden menschliche Siedlungen und leben versteckt und zurückgezogen in unseren Wäldern. Ursprünglich war die Wildkatze in ganz Deutschland heimisch, Schätzungen gehen derzeit von rund 6000-8000 Wildkatzen im
gesamten Bundesgebiet aus.

Vor hundert Jahren fast ausgerottet, kommen sie heute wieder in allen Flächenländern außer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional vor. Wildkatzen sind auf vernetzte, naturnahe Laub- und Mischwälder angewiesen und verlassen die schützende Deckung nur ungern. Ihre Hauptbedrohung ist der Straßenverkehr und die Zerstückelung ihrer Lebensräume durch Agrargebiete, Siedlungen und Verkehrswege. Hybridisierung mit Hauskatzen kommt als Bedrohungsfaktor hinzu, hierzu gibt es weiteren Forschungsbedarf.

 

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