Pflanzenrätsel: Ein fliegender Elefant lehrt uns das Fürchten

10. September 2018 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Dieses Mal suchen wir eine Pflanze, die aus einer früheren Warmzeit stammt, als die Julitemperaturen im Durchschnitt bei 20 °C lagen. In unserer heutigen Warmzeit ist sie noch nicht wieder heimisch nach Mitteleuropa zurückgekehrt. Vielleicht steht sie aber kurz davor, hier wieder als Neophyt aufzutreten? Man findet die Pflanze nämlich inzwischen häufig. Sie ist ein auffälliges Gewächs, das uns z.B. bei einer Radtour entlang von Flussläufen, Kanälen oder der Alster begleitet. Dort ist sie verwildert, bildet teilweise ein Dickicht. Hat man sie – aufgrund ihrer imposanten Schönheit – in seinem Grundstück angepflanzt, vermehrt sie sich über Wurzelausläufer flächig und stark. Manch einer spricht dann bereits von invasorisch, dahinter stecken Befürchtungen, dass sie andere Pflanzen gar nicht erst wachsen lässt oder sogar verdrängt. Mich erinnert diese Argumentation ein wenig an die Flüchtlingsdebatte. Sämtliche Pflanzenarten, die im heutigen Klima in Mitteleuropa (oder Nord-, West-) wachsen, sind letztendlich nach Ende der letzten Vereisung wieder zugewandert. Und diese naturgemäße Rückkehr ist in vollem Gange! Wir haben heutzutage anthropogen veränderte Landschaften, Kulturlandschaften, in denen auch gebietsfremde Arten eine Nische finden. Haben sie sich gut eingefügt, kann daraus ein angestammter Platz werden. Je weiter diese Veränderungen gehen, desto schwieriger mag es für den eingesessenen Bestand werden, sich an die veränderte Struktur zu gewöhnen.

Strukturwandel und Fremdenangst

Es ist immer die Frage zu stellen: Hat ein Zuwanderer die Einheimischen verdrängt, oder war der vollzogene Wandel der Rahmenbedingungen die Ursache zweier voneinander unabhängiger Prozesse? Ist Zuwanderung „nur“ ein Indikator für veränderte Räumlichkeiten und Nutzungen, für Arealverschiebungen? Sind wir „Indigenen“ gar vom Aussterben bedroht? Ich drifte ab…. Nein, in der mitteleuropäischen Pflanzenwelt soll es bisher keinen Fall geben, in denen nicht-einheimische Arten das Aussterben einheimischer Arten forciert haben. Viele Ängste sind also gar nicht realistisch. Xenophobie, die unangemessene Angst vor Fremdem, ist jedoch angeboren und ein evolutionäres Relikt. Heute ist sie nicht mehr notwendig, sie bietet keinen Überlebensvorteil mehr. Man sollte Dinge also realistisch sehen, also auch sehen, dass wir uns an vieles gewöhnen können, wenn wir nur wollen. (Auch Roboter werden uns noch lange nicht dominieren!)
Zurück zur Überschrift. Wir wollen hier nicht von Pachidermophobie, der Angst vor Elefanten sprechen (- wofür es nicht alles Fachbegriffe gibt…). Es gibt aber einen Zusammenhang zwischen der verblühten Pflanze und dem grauen Dickhäuter. Selbst im Winter ist das noch zu sehen. Zu sehen ist die Pflanze in ihren Relikten oft auch in Wohnungen, auf wertvollen Möbeln. Dort ist sie sehr wertvoll.
Das R macht den Unterschied
Riesengroß ist bei vielen die Furcht (vor allem möglichen), uns interessiert aber die Frucht (speziell dieser oft riesengroßen Pflanze). Der Name der Frucht klingt so wie das letzte, neu eröffnete Stadion der für uns unglücklichsten Fußball-WM. Der Name der Pflanze entspricht im Deutschen dem der Frucht, die botanische Bezeichnung dagegen beschreibt das Aussehen der Frucht.

Unsere Fragen sind:
Welche Pflanze suchen wir?
Was macht sie auf Möbeln?
Und womit fliegt sie eigentlich?

(A. Schöner)

Auflösung des letzten Pflanzenrätsels: Sumpf-Storchschnabel

Gesucht war der Sumpf-Storchschnabel, Geranium palustre. Der Name Geranium rührt von seinen vogelschnabelartigen Früchten (griech. geranos=kranich). Der Sumpf-Storchschnabel gehört zu der Gattung Geranium, welche oftmals mit den Geranien (Gattung Pelargonium) verwechselt werden. Beide Gattungen gehören zu der Familie der Geraniaceae (Storchschnabelgewächse).

Sumpf-Storchschnabel, Doppelblüte sukzessiv blühend

Sumpf-Storchschnabel am Fuße der Burg Giebichenstein blühend

Sumpf-Storchschnabel, Blüte und Fruchtstand

 

 

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