Nomadenleben in den Trümmern der Altstadt

22. Juli 2024 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Nun hatten sie es also doch getan. Hätte man das Säbelrasseln aus Moskau ernster nehmen sollen? Hätten die Westmächte schneller zuschlagen und Putins Reich enthaupten sollen, bevor er seine Drohungen umsetzte? Hatte man nichts aus Hitlers Geschichte gelernt? Steckte also mehr als nur Wodka in den lallenden Worten des ständig betrunkenen Medwedjew? Dienten diese Drohungen also doch nicht nur dazu, die ängstlichen Ostdeutschen einzuschüchtern und sie dazu zu bringen, die moskautreuen Parteien bei den Wahlen zu unterstützen? Diese Gedanken waren nun überflüssig. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Elfriede stolperte über das, was einmal der stolze Marktplatz war. Die einstigen Wahrzeichen, die Marienkirche und der Rote Turm, waren schwer beschädigt. Die stolzen Bauten waren zu irrealen Gebilden geworden, die Situation kam ihr nicht nur bedrohlich, sondern auch irreal vor: Sie glaubte den Platz irgendwie wiederzuerkennen, aber es hatte sich alles so verändert, dass es auch wieder nicht dieser Platz war. Ihr Blick fiel auf ein paar Blumen, die zwischen den Trümmern sprossen. Diese waren wenigstens wirklich, und sie gehörten in die Wirklichkeit, die ihre alte war, und die sie vor zwei Jahren so abrupt verlassen musste, als es knallte und die Scheiben splitterten… Elfriede schrie vor Verzweiflung und Angst auf.

„Was ist denn los, Elfriede?“ fragte eine Stimme. Es war Heino, der ihr beruhigend die Hand auf die angstnasse Stirn legte. „Ich habe wieder so einen Scheiß geträumt“, stöhnte Elfriede.

Sie erzählte ihm von der Szene mit dem russischen Angriff auf Halle, die sie wohl mit den furchtbaren Bildern aus Mariupol und anderen ukrainischen Städten vermischt hatte. Die Blumen aber, deutete Elfriede, diese Trümmerblumen muss ich woanders her haben. „Wohl von den Erzählungen meines Opas. Der sagte, die Trümmer aller Großstädte seien damit bewachsen gewesen, besonders im zweiten Jahr der Zerstörung. Die Pflanze bildet unzählige Samen aus, die weit fliegen können und sich überall dort, wo sie auf eine zerstörte Fläche fallen, ansiedeln. Um dann kurz darauf von anderen Pflanzen, Buschwerk und schließlich Bäumen wieder verdrängt zu werden. Ein richtiges Nomadenleben.“

Unsere Fragen: (ist wohl leicht): Was ist das für eine Trümmerpflanze?
Was ist ihr natürlicher Lebensraum, wenn sie keine Kriegstrümmer findet?
Kennt Ihr Stellen in Halle, wo sie wächst?
Viele englische Städte sind deutschen Bomben zum Opfer gefallen. Auch dort gab man der Blume dann einen Namen. Welchen?
Was machen eigentlich die Russen mit der Pflanze, wenn sie nicht gerade Städt bombardieren?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: (Neustädter Unkraut): Inula britannica, Wiesen-Alant

Richtig, Elfriede hat alle Fragen beantwortet, was wir hier nochmal wiedergeben:

„Es ist der Wiesen- Alant, den Heino hier beschreibt,  lat.Inula britannica. Die abführende Wirkung wird durch das Inulin erzeugt. Da ich mich schlau gemacht habe, möchte ich noch eine Warnung aussprechen: Es ist nämlich so, dass man W.-A. auch gegen Husten einsetzen kann. Bitte m i t d e n k e n jetzt.!. Wenn man einen schlimmen Husten hat und den W.-A. in der richtigen Dosierung einsetzt und der wirkt natürlich nicht sofort—nimmt man mehr ein. Kennen wir ja alle: Viel hilft viel, denkt man bei seinem Leiden, obwohl es falsch ist. Der Glaube natürlich. Ob dann der Husten sich bessert, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle wirkt aber das Inulin auf den Darm. Ordentlich und heftig.
Möglicherweise traut sich der Hustende, aus Angst schon, nicht mehr zu husten….Ich hoffe, ihr versteht. Ich möchte es so ausdrücken, dass das die erste und indirekte Wirkung des W.-A. auf den Husten ist.
Da Strom , Wasser, Waschmittel und Weichspüler durch die Inflation und andere Miseren im Preis gestiegen sind, empfehle ich, Wiesenalant absolut nicht gegen Husten einzusetzen. Ist ja auch für Denkfaule einleuchtend: Man leidet u. U. an zwei Leiden und wird zudem noch ärmer als man ohnehin ist.
Warum Heino das nicht behandelt hat, ist mir nicht ganz klar. An Böswilligkeit uns Rätslern gegenüber gewiss nicht. Aber vielleicht hat er ja einen geheimen Vertrag mit der Waschmittelindustrie zwecks Umsatzsteigerung… Naja, heute muss jeder zusehen, wo er bleibt“

Den Standort des Wiesenalants in Halle Neustadt hatten wir ja schon verraten, aber hier unter den Bildern gibt es nochmal die Karte und Fotos vom Standort.

Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr auch hier im Archiv.

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