Fisherman’s Friend

19. August 2024 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Elfriede betrachtete das Bild erneut, während sie sich die Worte ihres Freundes Heino durch den Kopf gehen ließ. „Das ist der Ältere, bin ich mir sicher“, hatte sie gesagt, überzeugt davon, dass ihre Erfahrung sie nicht täuschen konnte. Doch Heino hatte ihr widersprochen, wie so oft. „Der Jüngere malt aber zum Verwechseln ähnlich“, hatte er erwidert. Seine Stimme hatte einen leicht genervten Unterton, als würde er ihre Überzeugung für übertrieben halten. „Ich sehe das an den Farben. Der Jüngere malt bunter“, hatte sie beharrlich hinzugefügt.

„Bunter? Was für ein Quatsch. Das macht doch keinen Stil aus“, hatte Heino dagegen gehalten, sichtlich genervt von Elfriedes selbstsicherem Auftreten. Manchmal fragte er sich, ob ihre Expertise wirklich so tiefgehend war, wie sie es behauptete, oder ob es nur Fassade war.

Elfriede ließ sich nicht beirren. Ihr Blick blieb auf den Zweigen hängen, die scheinbar willkürlich in das Bild hineingemontiert waren. „Die Zweige da gehören nicht hin. Das merken die Betrachter“, meinte sie. „Aber die Zweige haben etwas mit dem Thema des Bildes zu tun“, setzte sie hinzu, als ob sie ein Geheimnis lüften wollte.

Heino sah sie skeptisch an. „Das ist doch das Zeug, das du immer als Unkraut bei uns zwischen den Sträuchern rausreißt, oder?“ fragte er. „Ich hasse dieses Zeug“, gab Elfriede zu und runzelte die Stirn. „Am meisten nervt mich, dass es so viele Samen hat. Die rieseln überall hin, wenn man es ausreißt, und man spürt es richtig kribbeln, wenn die schwarzen Körner einem über die Arme und Hände rieseln.“ Ihre Stimme war angeekelt, als würde sie sich an die unangenehme Berührung erinnern.

„Kann man mit der Pflanze denn gar nichts Vernünftiges machen?“ fragte Heino, halb neugierig, halb gelangweilt.

„Essen jedenfalls nicht“, antwortete Elfriede. „Es soll furchtbar schmecken, hab ich irgendwo gelesen.“

„Wieso sollte man sich dann überhaupt damit beschäftigen?“ Heino warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Schau doch mal, worum es bei dem Bild geht“, sagte sie, ihre Stimme nahm einen nachdenklichen Ton an.

„Ob man doch etwas mit der Pflanze machen kann?“, fragte Heino mehr sich selbst als Elfriede.

„Was machen die Leute da auf dem Bild?“ fragte Elfriede, als würde sie auf eine Erkenntnis hinarbeiten.

„Fische fangen, denk ich mal“, antwortete Heino beiläufig, doch dann hielt er inne und sah genauer hin. „Die rennen übers Wasser, jesusmäßig. Wie soll das gehen?“

„Es ist halt Kunst“, murmelte Elfriede, aber ihr Blick blieb aufmerksam auf den Fischern und den Fischen, die seltsam über dem Wasser zu schweben schienen.

„War das Modell Lora eigentlich wieder mit in deinem Zeichenkurs?“ fragte sie plötzlich, beiläufig, als wäre das Thema kaum von Bedeutung. Doch tief in ihrem Inneren begann ein Verdacht zu keimen. Diese Lora schien Heino mehr zu interessieren, als er zugab. Vielleicht war es an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. So wie den Fischern, die über das Wasser laufen konnten, und den Fischen, die da herumlagen auf der Wasseroberfläche. Es passte alles nicht zusammen, genauso wenig wie das Unkraut in dem Bild.

„Vielleicht sollte ich mal im Melderegister nachschauen“, dachte sie und musste dabei an Herrn Fischer denken, der stets die seltsamsten Geheimnisse kannte. „Vielleicht würde er mir sagen können, was hier nicht stimmt.“

Was hatte diese unscheinbare Pflanze mit den Fischern zu tun? Und was verbarg Heino vor ihr? Die Antworten lagen irgendwo zwischen den schwarzen Körnern, die auf ihren Händen kribbelten, und den geheimnisvollen Malereien, die mehr Fragen aufwarfen als sie beantworteten.

Konkret: Um welche Pflanze geht es?
Warum will Elfriede unbedintgt im Melderegister nachschauen?
Was hat das Modell LoRA in Heinos Malkurs zu suchen?
Und warum laufen die Jungs über das Wasser ?
Und ist das Kunstwerk von dem Jüngeren oder dem Älteren?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (ein glorreicher Morgenausflug): Ipomea tricolor, himmelblaue Prunkwinde.

Elfriede wusste Bescheid und schrieb: „Tja, da hat der Knabe Heino sich die Samen der himmelblauen Prunkwinde einverleibt… obwohl er gewusst hat, dass Lysergsäureamid drin ist und dieses mit LSD verwandt ist, einem der stärksten Halluzigogene, nämlich den Psychedelika“. Und sie wusste auch, dass die Versuchung des hl. Antonius von Bosch im in Madrid hängt ( Stop? stimmt das? – schaun wir mal weiter unten)

Ipomoea tricolor ist eine blühende Kletterpflanze aus der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae). Sie stammt ursprünglich aus Mexiko und Zentralamerika, hat sich jedoch weltweit in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet. Die Pflanze zeichnet sich durch ihre großen, trichterförmigen Blüten aus, die in leuchtenden Farben wie Blau, Purpur und Rosa erstrahlen. Die Blätter sind herzförmig und die Ranken können schnell Wände, Zäune oder andere Strukturen erklimmen.

Die Ipomoea tricolor wurde vermutlich im 17. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Sie ist eine beliebte Zierpflanze in Gärten, da sie schnell wächst und durch ihre auffälligen Blüten attraktiv ist. Allerdings ist Vorsicht geboten, da sie in einigen Regionen als invasive Art gilt. Ihre schnelle Ausbreitung kann heimische Pflanzenarten verdrängen und das ökologische Gleichgewicht stören.

Die Pflanze enthält giftige Alkaloide, insbesondere Ergoline wie Lysergsäureamid (LSA). Diese Verbindungen sind chemisch mit LSD verwandt und können beim Verzehr halluzinogene Wirkungen hervorrufen. Die Symptome einer Vergiftung können Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Halluzinationen und in schweren Fällen Bewusstseinsverlust umfassen.

LSA ist ein natürlich vorkommendes Ergolin-Alkaloid und chemisch verwandt mit Lysergsäurediethylamid (LSD). Es ist weniger potent als LSD, hat aber dennoch psychoaktive Eigenschaften. LSA kommt auch in verschiedenen Arten von Mutterkorn vor, darunter **Claviceps purpurea**, der Pilz, der auf Getreide wie Roggen wächst.

Die Anwesenheit von LSA im Mutterkorn trägt zu den halluzinogenen Effekten bei, die beim Verzehr von mit Mutterkorn kontaminierten Lebensmitteln auftreten können. Es ist eines der vielen Alkaloide, die zur toxischen Wirkung von Mutterkorn beitragen, einschließlich der Symptome des St. Antoniusfeuers, wie Halluzinationen und psychische Störungen.

St. Antoniusfeuer, auch als Ergotismus bekannt, ist eine Krankheit, die durch den Verzehr von mit Mutterkorn (einem parasitischen Pilz auf Getreide) kontaminierten Lebensmitteln verursacht wird. Mutterkorn enthält giftige Alkaloide, die das zentrale Nervensystem und die Blutgefäße schädigen. Symptome sind brennende Schmerzen in den Gliedmaßen, Krämpfe, Halluzinationen und in schweren Fällen Gangrän, was zum Absterben von Gliedmaßen führen kann.

Der niederländische Maler Hieronymus Bosch (ca. 1450–1516) hat das St. Antoniusfeuer in einigen seiner Werke thematisiert, insbesondere im Triptychon „Versuchung des heiligen Antonius“ (Öl auf Holz, um 1500). Das Werk befindet sich im  Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon (1. Stock, Saal 61). Es zeigt groteske und surrealistische Darstellungen von Versuchungen und Leiden, die möglicherweise die Qualen symbolisieren, die von dieser Krankheit verursacht wurden. Boschs Werke spiegeln die Angst und das Unverständnis wider, die im Mittelalter über Krankheiten und deren Ursachen herrschten.

Alle bisherigen „Pflanzen de Woche“ findet Ihr hier im Archiv. Es sind Tausende !

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