Aztekenknollen

29. Juli 2024 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Es war ein warmer, sonniger Spätsommertag, als Heino und Elfriede in ihrem liebevoll gepflegten Garten Knollen ausgruben. Die gehörten zu einer prächtigen Pflanze, die jedes Jahr mit ihren leuchtenden Blüten den Garten schmückte. Die Pflanze war eine Zierde und ein wahrer Hingucker, eine Vertreterin der Korbblütler, die stolz bis zu zwei Meter hoch wuchs. Doch das Besondere an dieser Pflanze wusste fast niemand: Ihre Knollen könne man nämlich essen, behauptete Heino. Er hatte hatte darüber gelesen, „irgendwo im Netz“, wie er sagte, und schlug vor, die Knollen zu probieren. „Warum nicht? Schon die Azteken haben diese Pflanze angebaut und ihre Knollen gegessen, ähnlich wie Süßkartoffeln“, sagte er begeistert. Elfriede, eher vorsichtig, schaute skeptisch auf die frisch ausgegrabenen Knollen. „Die Azteken. Du und Deine Azteken“, erwiderte sie. „Die haben für ihren bekloppten Huitzilopochtli auch Menschen geopfert. Zehntausende pro Jahr. und menschenfleisch haben sie gegessen“. Der Gedanke, etwas Neues auszuprobieren, reizte Heino trotz des bekloppten Aztekenvergleichs.
Doch Elfriede war nicht so leicht zu überzeugen. „Das ist mir zu gefährlich“, sagte sie entschieden. Ein kleiner Streit entbrannte zwischen den beiden. Heino wollte unbedingt die Knollen kosten, während Elfriede lieber auf Nummer sicher gehen und die Knollen überwintern wollte, damit im nächsten Jahr wieder die schönen Blumen erblühen konnten.

Nach einem lebhaften Austausch einigten sie sich darauf, lieber fachmännischen Rat einzuholen. Sie beschlossen, die Leser von „Pflanze der Woche“ im Hallespektrum zu fragen: „Kann man diese Knollen wirklich essen?“

Die Frage blieb im Raum stehen, während die beiden auf eine Antwort warteten. Heino und Elfriede waren gespannt, was sie wohl erfahren würden. Vielleicht würden sie ja tatsächlich eine neue Delikatesse entdecken. Elfriede aber war zufrieden mit dem Entschluss, auf Sicherheit zu setzen. So warteten sie ab, was die Experten und Leser zu berichten hatten.

Und, liebe Leser, was ist eure Meinung?

-zu welcher Pflanze gehören diese Knollen?

Woher hat die Pflanze, bzw. die ganze Gattung, ihren Namen?

in einem bestimmten Park in Halle widmet man sich jedes Jahr dieser Pflanze zu einer art „Sonderschau“. Welcher ist es?

-Sollen Heino und Elfriede die Knollen tatsächlich essen?

-gibt es da kein Risiko?

bitte sorgfältig überlegen und recherchieren – schließlich hängt das Leben unserer beiden Mitarbeiter davon ab.

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Nomadenleben in den Trümmern der Altstadt): Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)

Unser Leser Rati hatte die Richtige Lösung:

– Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
– Ruderalflächen, Kahlschläge, Böschungen, Ufer, „Ackerunkraut“
– Fireweed (Feuerunkraut)
– „Koptischer Tee“

Das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium), auch bekannt als „Feuerkraut“ oder „Schmalblättriges Wald-Weidenröschen“, ist eine robuste, krautige Pflanze aus der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Diese Pflanze zeichnet sich durch ihre langen, schmalen Blätter und auffälligen rosa bis purpurfarbenen Blüten aus, die in dichten Trauben wachsen.

Lebensraum und Verbreitung

Das Schmalblättrige Weidenröschen bevorzugt offene und gestörte Lebensräume wie Böschungen, Uferzonen, Kahlschläge und Brachflächen. Es ist ein Pioniergewächs, das schnell kahle Flächen besiedelt und deshalb auch als „Ackerunkraut“ bezeichnet wird. Diese Eigenschaft macht es zu einem wichtigen Bestandteil der pflanzlichen Sukzession, da es nach Störungen wie Bränden oder menschlichen Eingriffen als erstes wächst und somit den Boden für andere Pflanzen vorbereitet.

Historische Bedeutung: Fireweed und Bombweed

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte das Schmalblättrige Weidenröschen als „Bombweed“ in Großbritannien Bedeutung, ähnlich in Deutschland als „Trümmerblume“. Es besiedelte die durch Bombenangriffe zerstörten Flächen in städtischen Gebieten und wurde so zu einem Symbol der Erholung und Regeneration. In Nordamerika wird es auch als „Fireweed“ bezeichnet, da es häufig in Gebieten wächst, die von Waldbränden betroffen sind.

Kulturelle Nutzung: „Koptischer Tee“, „Russentee“

In der traditionellen Medizin und in der Küche wird das Schmalblättrige Weidenröschen vielfältig genutzt. Aus den fermentierten Blättern wird ein Tee hergestellt, der als „Koptischer Tee“ bekannt ist. Diese Bezeichnung leitet sich von der Verwendung durch die Kopten in Ägypten ab, wo der Tee eine lange Tradition hat. Der Tee gilt als gesundheitsfördernd und wird für seine beruhigende Wirkung geschätzt. Einen ähnlichen Tee bezeichnet man in Russland als „Ivan Chai.“

Das schmalblättrige Weidenröschen ist in Halle gelegentlich an Schuttplätzen zu finden. unser Exemplar fanden wir am Absperrgitter an der Baustelle der Elisabethbrücke. Es wird sich also beeilen müssen, Samen zu bilden und sich einen neuen Standort zu suchen.

Alle bisherigen „Pflanzen de Woche“ findet Ihr hier im Archiv. Es sind Tausende !

 

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