Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt: Lage ist besorgniserregend

1. August 2023 | Soziales | Keine Kommentare

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist im Juli 2023 gestiegen, mit insgesamt 82.700 registrierten Arbeitslosen, was einem Anstieg um etwa 2.100 im Vergleich zum Vormonat entspricht. Besonders betroffen sind junge Menschen, da sich das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres in den Sommermonaten saisonbedingt bemerkbar macht. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,5 Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr (7,2 Prozent) leicht gestiegen. Dennoch liegt die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt unter der von Bremen und Berlin und entspricht der von Hamburg.

Ein besorgniserregender Trend ist der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit. Im Juli 2023 waren rund 31.300 Personen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das sind etwa 400 mehr als im Vormonat und 2.100 mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen liegt derzeit bei 37,9 Prozent, während er vor einem Jahr bei 37,2 Prozent lag.

Die Ursachen für den Anstieg der Arbeitslosigkeit werden auf mehrere Faktoren zurückgeführt. Einerseits ist die schwächelnde Konjunktur ein entscheidender Einflussfaktor, der sich in zurückhaltenden Stellenmeldungen von Arbeitgebern zeigt. So wurden im Juli 2023 insgesamt 3.500 neue Stellen gemeldet, was zwar 100 mehr als im Vormonat ist, aber 700 weniger als im Vorjahr. Besonders betroffen sind dabei die Bereiche Zeitarbeit und das verarbeitende Gewerbe.

Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Laut Hochrechnung waren im Mai 2023 insgesamt 800.400 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 3.100 weniger als im Mai 2022.

Darüber hinaus ist Kurzarbeit weiterhin ein Thema in der Region. Im Juli 2023 wurden 40 Anzeigen für 800 Beschäftigte registriert, was weniger ist als im Vormonat. Dennoch sind immer noch einige Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen.

Die Unterbeschäftigung, die zusätzlich zu den Arbeitslosen auch Personen in Maßnahmen und mit Sonderstatus umfasst, ist ebenfalls angestiegen. Im Juli 2023 waren insgesamt 114.000 Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit), was 1.100 mehr als im Vormonat und 5.800 mehr als im Vorjahr bedeutet. Die Unterbeschäftigungsquote liegt bei 10,2 Prozent.

Die Grundsicherung verzeichnet hingegen weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Berichtsmonat betreuten die Jobcenter rund 128.900 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, 200 weniger als im Vormonat.

Der Ausbildungsmarkt zeigt ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Seit Oktober 2022 haben sich 8.600 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen zur Vermittlung in eine Ausbildungsstelle angemeldet, während 2.400 Bewerber noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind. Demgegenüber wurden bisher 11.600 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, wovon im Juli noch 5.000 unbesetzt waren.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.07.2023 zeigt eine zunehmend schwierige Situation für Arbeitslose und suchende Auszubildende in Sachsen-Anhalt. Die zukünftige Entwicklung hängt von der Konjunktur, dem Zinsniveau und den weiteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, wird auf Investitionen in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung gesetzt, so der operative Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Torsten Narr.

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