Betrachtung: Maskerade oder Lockerungsübungen?

21. April 2020 | Natur & Gesundheit | 5 Kommentare

Wieder einen frühmorgentlichen Blick in die Straßenbahnen gewagt, von denen deutlich mehr fahren: Die allerwenigsten Fahrgäste tragen eine Maske oder einen Schal vor Nase und Mund. Die Verantwortung für andere, in Asien deutlicher ausgeprägt, denn Vietnam, China, Südkorea machen mit Maskentragen gute Erfahrungen, ist bei uns wenig ausgeprägt. Denn mit Masken schützt man nicht vorrangig sich, sondern hauptsächlich andere. Tragen alle eine, ergibt es einen deutlichen Effekt wie die Lage in der Stadt Jena, die seit einigen Tagen keine Neuinfektion mehr zu verzeichnen hatte, zeigt.

Ministerpräsident Haseloff hat anscheinend ähnlich beobachtet wie wir, was die Maskentragbereitschaft betrifft, und kündigte an, dass es deswegen ab Donnerstag eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften geben soll. Darüber wird noch heute entschieden. Damit wird endlich etwas durchgesetzt, was vor Ort in Halle anscheinend nicht möglich war, im Gegensatz zum Leseverbot auf Parkbänken.

Maskerade oder Lockerungsübungen?

Doch wir wollen nicht schimpfen: Auch in Halle haben die Maßnahmen insgesamt gut gegriffen. Gestern gab es keine Neuinfektion lt. Landesstatistik und die Infiziertenzahlen bewegen sich weiterhin unter 300, sind aber dennoch die höchsten Zahlen im ganzen Land.

Doch während der Oberbürgermeister die Einwohner der Saalestadt in Pressekonferenzen auf Youtube auffordert, sich an die Maßnahmen zu halten, werden anderswo in der Öffentlichkeit lustige Coronalockerungsübungen … äh, Arbeitsbesprechungen z.B. an Bord des am MMZ geankerten „Forschungsschiffs Stadt Oderberg“ abgehalten. Dies ohne Masken und Abstandsregeln, dafür gut ausgestattet mit Kaltgetränken. Wieviel Bußgeld dies nach der Landesverordnung ergibt, mag der Oberbürgermeister, dem dies Schiff sehr am Herzen liegt, selbst berechnen und zustellen.  Diese „Lockerungsübung“ in der Öffentlichkeit machte jedenfalls nicht den besten Eindruck.

Vielleicht sollten wir alle etwas unverkrampfter sein. Gerne wird das Beispiel Schweden angeführt, dort wird vollkommen der Eigenverantwortung der Einwohner vertraut. Dafür gibt es dort 1580 Tote (Stand gestern, Quelle Tagesschau), bei einer deutlich geringeren Bevölkerungsdichte als Deutschland. Vergleichbar ist Schweden mit Norwegen, dass eher wie Dänemark auf Verbote und Einschränkungen setzt, hier gibt es nur 165 Tote (Dänemark 364 Tote). Jemand hat es drastisch erklärt: „Schweden nimmt den Tod der Bürger/innen fahrlässig in Kauf.“ Wer also über Leichen gehen möchte, darf gerne Schweden anführen. Nur ist dies kein Schwedenkrimi, liebe Leute, diese Toten sind echt. Und jeder von diesen Menschen hätte gerne noch weiter gelebt, das ist sicher, deswegen sollten wir Corona endlich ernst nehmen. Zuerst hier in Halle, zuerst bei uns selbst, denn diese Sache ist noch lange nicht überstanden.

ToK, Foto1: ToK, Foto2: Dr. Kreutzfeldt

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