Leserbrief eines Arztes zu Corona und der „Quasi-Ausgangssperre“ in Halle
21. März 2020 | Natur & Gesundheit | 8 KommentareHallespektrum erreichte ein Leserbrief des Mediziners Benjamin Gerono:
Was gerade in Halle passiert, besorgt mich sehr. Die Pressekonferenz vom 21.03. unter Federführung von Herrn Dr. Wiegand stellt für mich den Höhepunkt einer fragwürdigen Entwicklung da, in deren Folge wir Schritt für Schritt das Fundament unseres friedlichen und freiheitlichen Zusammenlebens zerstören. Ein Lungentoter muss ohne Kenntnis des Infektionsstandes als Begründung für eine weitere Verschärfung der Maßnahmen, die einer Ausgangssperre gleich kommen, herhalten. Das in einer Situation, in der kaum noch Verstöße gegen das nötige Versammlungsverbot stattgefunden haben. Der Bürgermeister ruft ohne akute Not die Katastrophe aus und darf ohne den Stadtrat entscheiden. Das sollte nach meinem Demokratieverständnis dem absoluten Ausnahmefall vorbehalten bleiben. Durch alle Medien erscheint das Vorgehen der Entscheider alternativlos. Aber das ist es nicht; die Dinge waren und sind nie alternativlos. Ich bitte um Maß, Demut und den ganzheitlichen Weg der Mitte, den unsere hochtechnisierte Medizin vor allem am Lebensende schon lange verlassen hat. Covid-19 wird unser Medizinsystem vor große Herausforderungen stellen, aber die weitere Vorgehensweise sollte weise unter Berücksichtigung des psychosozialen und volkswirtschaftlichen Leides abgewogen sein.
Benjamin Gerono (Arzt)
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Wirklich lesens- und nachdenkenswert ist vielleicht eher das, was Matthias Horx über die Welt nach Corona als Vision entwickelt. Nach der Corona-Krise wird die Welt nicht mehr so aussehen wir früher: https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/
Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, das bis zu Ende zu lesen. Der morgige Sonntag gibt Gelegenheit dazu.
Die Argumentation erscheint völlig unverständlich – noch dazu von jemandem der sich als Arzt darstellt und damit suggeriert zumindest in seiner Ausbildung etwas von Epidemiologie und Viren erfahren und auch verstanden zu haben. Die aktuelle Situation ist recht eindeutig und wissende sollten den OB hier und heute einfach unterstützen. Die Sorge das demokratische Strukturen hier quasi übergangen wurden ist angesichts der aktuellen Entwicklung eher von untergeordneter Bedeutung denn es ist diese besondere Situation die dies ausnahmsweise rechtfertigt. Sie als Arzt sind doch dem Leben verpflichtet und nicht der Politik (wenn sie den Arzt schon in Klammern setzen). – es wird ja eine Zeit nach Covid.19 geben und dann ist auch wieder mehr Platz für unsere „Demokratie“ ….
Ich halte die Worte durchaus auch für bedenkenswert – medizinethisch und moralisch.
Ich halte die Worte durchaus bedenkenswert.
Nicht jede getroffene Einschränkung ist wirklich nötig.
Anstatt für einen übertragungsfreien Stadtrat zu sorgen, wurde der Stadtrat in Halle defacto entmachtet, dessen Arbeit eingestellt.
Auch den Verzicht auf Mundschutz mit einer lebensfremden 2m Abstandsregelung, die oft genug, z.B. im Job und auf dem Arbeitsweg nicht einzuhalten ist, halte ich für kurzsichtig. Dass man das dann durch Ausgehverbote kompensiert will, ist zumindest zu hinterfragen.
Und das von OB Wiegand als Machtdemonstration angeforderten Sanitätsbataillon hilfst nun im ungleich betroffeneren Heinsberg.
Finde die Meinung aus dem Brief sehr gut und wichtig. Es muss weiterhin möglich sein, sich differenziert auf die aktuelle Situation zu äußern.
Ich wüsste auch nicht, was sich heute nochmal veschärft haben sollte in Halle. Wenn dann kommt was nächste Woche- deutschlandweit.
Bei aller liebe zur Freiheit, Psyche und Wirtschaft, aber Herr Gerono scheint offenbar unverwundbar von Corona zu sein, war offenbar nicht in Italiens Krankenhäusern im Einsatz oder ist komplett ahnungslos von einer exponentiellen Fallzahlentwicklung.
Was ist das denn für ein Arzt? Ist der nicht ausgelastet.