Platanenabholzung in Heideallee: Ging alles mit rechten Dingen zu? BUND widerspricht
19. Dezember 2018 | Umwelt + Verkehr | 10 KommentareFür die neue Stadtbahn-Trasse am Gimritzer Damm und die Neuanlage eines Kreisverkehrs am Verkehrsknotenpunkt Weinbergcampus sind heute 30 Platanen des Altbaumbestandes gefällt worden. Verbandsvertreter*innen des BUND Sachsen-Anhalt hatten zuvor im Rahmen der öffentlichen Beteiligung innerhalb der Umweltverträglichkeitsprüfung für dieses raumbedeutende Vorhaben gegen die Fällung gekämpft. So sei fristgerecht eine ausführliche Stellungnahme mit sieben Einwendungen gegen das Vorhaben eingereicht worden, welche bei der Teilnahme am Erörterungstermin im Umweltamt im August noch einmal persönlich bekräftigt worden sei, sagt der BUND. in einer Stellungnahme.
Weiterhin heißt es: „Daraufhin wurde dem BUND von Seiten der Genehmigungsbehörde zugesichert, rechtzeitig vor Erteilung der Ausnahmegenehmigung zur Fällung informiert zu werden. Vom Beginn der Fällarbeiten hat der BUND letztendlich aber erst zufällig gestern Abend – wenige Stunden bevor der erste Baum gekappt wurde – aus der Presse erfahren. Dabei ist die den Artikeln zugrunde liegende Pressemitteilung der HAVAG – welche sich in erster Linie und vor allem auf die Verkehrsumleitung während der Fällarbeiten bezog – teilweise falsch: So ist zu lesen, dass „im Rahmen der öffentlichen Beteiligung aller anerkannten Naturschutzverbände […] alle Einwendungen hinreichend erörtert werden“ konnten. Dies ist nicht der Fall. Die vorgebrachten Einwendungen zu Konflikten mit dem Artenschutz konnten durch die Vorhabenträgerin HAVAG nicht ausgeräumt werden, ebenso wurden auch die Einwendungen weiterer Teilnehmer*innen nicht entkräftet. Dies ist im Protokoll zum Erörterungstermin nachzulesen.“
Dass die Fällungen jetzt genau vor Weihnachten stattfinden, wo ein Großteil der Bürger*innen mit Feiertagsplanungen beschäftigt und „viele gar nicht in Halle sind“, habe dabei ein besonderes Geschmäckle. Auch dass bereits zwei Tage nach Eingang der Ausnahmegenehmigung sämtliche Bäume gefällt seien, lasse vermuten, dass die HAVAG – anders als die anerkannten Naturschutzverbände und weitere Einwender*innen – bereits vorab von der Erteilung der Genehmigung wusste. Und dies, obwohl für die Ausstellung der Genehmigung notwendige, aber fehlende Unterlagen erst zwei Wochen vor Fälltermin durch die HAVAG nachgereicht worden sind – ohne dass diese noch einmal zur öffentlichen Ansicht ausgelegt worden sind. „Es wird unweigerlich der Eindruck erweckt, dass hier aus Angst vor einer Bürger*innenmobilisierung zwischen der Stadt, der Vorhabenträgerin HAVAG und der Genehmigungsbehörde Stillschweigen vereinbart und die Fällungen in einer Art Nacht- und Nebelaktion durchgeführt wurden“, so Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt.
Der BUND fordert nun, dass die HAVAG eine Richtigstellung hinsichtlich nicht ausgeräumter Einwendungen veröffentlicht. Weiterhin fordert der BUND im Hinblick auf weitere Planungen von Baumaßnahmen, dass eine öffentliche Beteiligung ihrem Namen gerecht wird und zukünftig transparent und ergebnisoffen durchgeführt wird. Mitarbeiter*innen der Genehmigungsbehörden müssen weisungsfrei und ohne politischen Druck allein auf Grundlage geltenden Rechts und ihrer fachlichen Expertise entscheiden dürfen, ob sie ein Vorhaben genehmigen oder nicht.
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Also gerade in Deutschland habe ich keine Bedenken. Für jeden Obststrauch musst du hier Alternativpflanzungen machen. Die grünste Stadt Deutschlands wird es knapp überleben.
OK, im Regenwald wird mehr geholzt, der ist aber auch größer als Halle. Berndonaro Wiegande schafft noch brasilianische Verhältnisse, in jeglicher Hinsicht.
Ihr tut so, als ob auch nur in Halle Bäume aus reinem Baumhass gefällt werden.
heiwu schrieb:
„keine vorhergehende Ankündigungen“
Zumindest am Tag zuvor habe ich es gelesen und bin deshalb mit dem Auto über Kröllwitz in die Stadt und abends über Haneu/Heide-Süd zurück.
Solange wir sitzenbleiben und nicht AUFSTEHEN werden solche Sachen immer und immer öfter geschehen.
Die gestrige Aktion hatte schon etwas Gespenstisches an sich: keuine vorhergehende Ankündigungen (Straßenbahnkunden wurden morgens von der Sperrung bzw. davon überrascht, dass die Haltestelle nicht angefahren wurde.) Eine Halbe hundertschaft Bauarbeiter sperrte die Straßen, eine vernünftige Umleiutung war nicht ausgeschildert, vom Ordnungsamt war niemand zu sehen. Man hatte schon den Eindruck, dass man jegliches Aufheben im Vorfeld vermeiden und die Zahl der Mitwisser klein halten wollte.
Man merkt das beim BUND nur Lebensfremde Hippies arbeiten. Man kann sich gar nicht vorstellen, das Menschen einfach arbeiten.
@SfK
Ich empfehle du kettest dich Vorsorglich an einen Baum oder beziehst ein schönes Baumhaus in der Heide, Hauptsache ohne Internet.
Das Absensen von Bäumen hat doch schließlich in Halle schon so etwas wie Tradition…Abgesehen von den Gründen, Notwendigkeiten, Zielen- letztendlich entfällt im Herbst die Laubbeseitigung. Man muss auch mal das Gute an einer Sache in den Vordergrund stellen! 🙂
Na denn mach mal… geh zu Fuß oder fahre Fahrrad, ersatzweise geht auch Roller oder Auto, ggf. Taxi.
Die HAVAG wird vor Lachen nicht in den Schlaf kommen.
Eine Riesen-Schweinerei, wenn das so war. Dann wäre es konsequent, die HAVAG zu boykotieren, bis sie 30 x 70 Jahre alte Platanen neu gepflanzt hat.