Der Steinbruch in Bad Sulza
20. Juli 2016 | Nachrichten, Natur & Gesundheit | 8 KommentareIn loser Folge wollen wir hier Ausflugsziele im Umland von Halle vorstellen, die nicht jedem bekannt sind und darauf warten, entdeckt zu werden. Hier gibt es Kleinode, die zum Teil bereits erschlossen sind oder als echte „Geheimtipps“ noch auf eine Erschließung warten.
Unser erster Ausflug führt uns an die Südgrenze Sachsen-Anhalts. Südöstlich von Halle im Grenzland zu Sachsen und Thüringen liegt der Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. In dem über 100 000 ha großen Gebiet, das sich von Querfurt über Merseburg bis nach Zeitz und Naumburg erstreckt, findet man eine einzigartige Landschaft, in der sich von Interessierten geologische und biologische Schätze entdecken lassen. Neben der Deklaration als Naturpark gibt es Bemühungen, das ganze Gebiet als Geopark zu erschließen. Federführend hierbei ist der „Saale-Unstrut-Triasland e. V.“ mit Sitz in Nebra (http://www.naturpark-saale-unstrut.de).
Das erste KZ Thüringens
Zu diesem Gebiet gehört das kleine Kurörtchen Bad Sulza, das, unmittelbar an der Grenze zum Burgenlandkreis gelegen, bereits in Thüringen liegt. Hier befindet sich ein Steinbruch, in dem sich auf dem Boden einer düsteren Vergangenheit ein wahres Naturparadies entwickeln konnte. Ab Mai 1933 befand sich hier eines der ersten Konzentrationslager in Deutschland. Von den Häftlingen, damals zumeist inhaftierten KPD-Funktionären, wurde der Muschelkalk für Pflasterarbeiten im Ort abgebaut und verarbeitet. 1937 wurde das Lager zugunsten des nur wenige Kilometer entfernten KZ Buchenwald aufgelöst. Schweres Gerät zum Steineschneiden, inzwischen überwuchert, zeugt noch vom Leid der ehemaligen Lagerinsassen.
Heute findet man im Steinbruch eine vielfältige Flora und Fauna. Ein Feldhase ließ sich von uns ebensowenig stören wie der Neuntöter (Lanius collurio), was für ein martialischer Name – ein Vogel aus der Familie der Würger, der seine Beute (Käfer, Würmer, aber auch Mäuse) als Vorrat auf Dornen aufspießt. Das Männchen erkennt man an der schwarzen Augenbinde. Bienen, Hummeln und Grillen sorgten für eine sommerliche Hintergrundmusik. Neben vielen bekannten Falterarten (wie Kohlweißling, Bläuling, Tagpfauenauge und Kaisermantel) sind uns einige weniger bekannte begegnet, die wir hier im Bild vorstellen wollen. Das Veränderliche Widderchen (Zygaena ephialtes) lebt auf der Bunten Kronwicke (Coronilla varia) und ist wie diese giftig. Dagegen liebt der unverwechselbare Schachbrettfalter (Melanargia galathea) Skabiosen, Flockenblumen und Disteln. Auf die weitere Pflanzenwelt soll hier nicht eingegangen werden, dafür gibt es das wöchentliche Pflanzenrätsel.
Auf den Spuren der Saurier
Neben der biologischen Vielfalt bietet der Steinbruch aber auch einen interessanten Einblick in vergangene Erdzeitalter. Mit etwas Glück findet man im Muschelkalk Reste von Muscheln, die unseren Ostseemuscheln ähneln, aber auch wesentlich ältere Fossilien wie Ammoniten. An den Abbaurändern ist die Schichtung sichtbar und lässt ahnen, über was für einen langen Zeitraum sich hier die Schalen von Meeresbewohnern abgelagert haben. Im 19. Jahrhundert wurden im Steinbruch Reste maritimer Saurier gefunden (Nothosaurus und Placodus), die heute im Naturkundemuseum Erfurt zu sehen sein sollen.
Die Stadt Bad Sulza bietet gelegentlich geführte Wanderungen zum Steinbruch an, auch Geocacher können im Steinbruch fündig werden.
AK
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Interessanter Bericht. Wenn ich mal in der Nähe bin, werde ich den Steinbruch besuchen. Vor allem wegen den veränderlichen Widderchen, die sind recht selten.
Mit dem Zug geht’s relativ bequem nach Bad Sulza, zur Minute 47 mit DB mit Umsteigen in Naumburg, zur Minute 25 mit Abellio.
Da das Hopperticket nicht soweit gilt, musste, wennst billig willst, mit DB oder Havag bis Merseburg mit MDV-Ticket und dann weiter mit Abellio und Hoppert.
Reiseberichte wurden früher vor allem für ein Publikum geschrieben, das selbst nicht reisen konnte.
Ich meinte den Kommentar davor mit „Asoziale“. 🙂
Entschuldigung, sollte nicht so klingen. Ist aber tatsächlich ganz nah am Bahnhof in B. S.
Es sollte sicher lustig gemeint sein, wirkt aber etwas und vor allem unnötigerweise aggressiv.
Auf die Lage direkt an der Strecke Erfurt-Halle wurde bereits hingewiesen. Daneben gibt es noch Angebote von Reiseveranstaltern für Tagesreisen, Kurfahrten usw.
Mitfahrgelegenheiten bzw. Fahrgemeinschaften, Verwandte, Taxi sind weitere Möglichkeiten.
Mit dem Zug.
Das ist ein gutes Vorhaben. Würde der Initiator noch dazu schreiben, wie Asoziale, also Leute, die kein Auto besitzen, und auch Leute, die nicht mehr mit dem Fahrrad diese Ziele erreichen können und wieder zurück nach Halle (Saale) kommen, wäre das bestimmt ein Anreiz, sich einmal dahin zu begeben.