„Da steht eine Burg überm Tale“

8. November 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

Die Buda-steht-eine-burg-ueberm-talerg Giebichenstein ist die älteste der Burgen an der Saale und daher kann sie auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. In Heft 32 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“ des Hasenverlags beleuchtet Renate Luckner-Bien ausführlich die jahrhundertlange Historie.

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit befand sich auf den Felsen eine Siedlung-, Kult- und Opferstätte germanischer und slawischer Völker. Das spätere Castellum sollte die Grenzen des Fränkischen Reiches gegen die Slawen sichern und die Solquellen schützen. Mit der Gründung des Erzbistums Magdeburg 968 wurde der Giebichenstein erzbischöflicher Besitz und das über viele Jahrhunderte hinweg. Mit dem Umzug der Erzbischöfe im 16. Jahrhundert in die Moritzburg nutzte man den Giebichenstein dann mehr für wirtschaftliche Zwecke. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zum Spielball der verfeindeten Parteien und von schwedischen Truppen 1636 in Brand gesetzt. Danach wurde die Ruine sich selbst überlassen.

Erst seit dem 19. Jahrhundert wurden verschiedentlich Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Seit 1921 ist die Stadt Halle Eigentümerin der Burg, die in der Unterburg eine Kunstgewerbeschule einrichtete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burg Giebichenstein zur Kunstschule ausgebaut.

Neben der Burg Giebichenstein (Ober- und Unterburg) widmet sich die Autorin auch den umliegenden Sehenswürdigkeiten wie Amtsgarten und Reichardts Garten. Bei letzterem steht natürlich der Giebichensteiner Dichtergarten im Mittelpunkt. Während der Jahre 1791 bis 1814 war er dank seines prominenten Besitzers Johann Friedrich Reichardt ein Treffpunkt wissenschaftlicher und literarischer Berühmtheiten der Romantik. Zum Schluss werden die historischen Saaleüberquerungen unterhalb der Burg vorgestellt – von frühen Holzbrücken und Fähren bis zur heutigen Giebichensteinbrücke aus dem Jahre 1928.

Das Heft schildert die mehr als tausendjährige Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg Giebichenstein. Es erzählt von Sagen (Ludwig der Springer), von Romantikern (z.B. von dem dichtenden Historiker Franz Kugler, von dem das Volkslied „An der Saale hellem Strande“ stammt), von klerikalen Herrschern und weltlichen Fürsten. Diese vielfältigen Informationen werden durch zahlreiche Abbildungen (historische Stiche und Drucke, alte Postkarten und Fotos) illustriert. Wieder eine „Hasen“-Neuerscheinung, die sich mit regionaler Geschichte, Kunst und Kultur auseinandersetzt. Für alle an Stadtgeschichte Interessierten eine willkommene Publikation.

Renate Luckner-Bien: „Da steht eine Burg überm Tale“, Hasenverlag Halle/Saale 2016, Heft 32 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 12,80 €, 90 S., ISBN 978-3-945377-28-4

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