Testpflicht für Unternehmen: Ein Feigenblatt für verfehlte Impfstrategien

16. April 2021 | Wirtschaft | Keine Kommentare

„Es macht den Eindruck, dass die Mängel bei den Impfstrategien einschließlich der Mängel bei der Impfstoffbeschaffung jetzt durch die Testpflicht kaschiert werden sollen. Das ist nicht die Lösung des Problems. Mit der Testpflicht werden wir die steigende 7-Tage Inzidenz nicht verringern und die Impfquote nicht erhöhen. Vielmehr ist alles dafür zu tun die Anzahl der Geimpften zu erhöhen.“, sagt die Geschäftsführerin des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt (AVW) Dr. Sigrun Trognitz. Sie kritisiert damit deutlich die aktuell von der Regierung verfolgte Impfstrategie und unterstützt die Forderungen der Unternehmer nach einer Finanzierungsbeteiligung an den Schnelltests.

„Im zweiten Jahr der Pandemie realisieren Arbeitgeber Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen mit ihren Hygienekonzepten. Homeoffice, geeignete Arbeitszeitmodelle, FFP2-Masken, Tests, Wegführungen usw. sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Und trotzdem tut die Politik jetzt so, als hätten Unternehmen nichts getan und zwingt sie mit staatlicher Verordnung zur Testpflicht. Das ist ein ausgesprochenes Misstrauen gegenüber den Unternehmern und Unternehmerinnen.“, so Trognitz weiter.

Die Argumentation der AVW-Geschäftsführerin lautet weiter, seit Anfang März 2021 dürften sich alle Bürger wöchentlich einem kostenlosen Schnelltest unterziehen und mit einem bescheinigten negativen Corona-Test Geschäfte und gastronomische Außenbereiche besuchen. Dies würde vom Staat finanziert werden, nicht aber die Beteiligung an den Kosten für Schnelltests bei Unternehmen, die bis zu 130 Euro pro Beschäftigten bis Ende Juni 2021 betragen können. Ferner kämen zu den Kosten für Tests außerdem noch Ausfallkosten und Personalkosten  hinzu. Bei Nichterfüllung der Testpflicht drohen des Weiteren auch noch 30.000 Euro Bußgeld.

Eine weitere Kritik richtet sich außerdem gegen die fehlende Genauigkeit vieler Schnelltests. Trognitz bemerkt: „Laut einem aktuellen Bericht von Cochrane Deutschland – einem unabhängigen Verbund aus Wissenschaftlern, Ärzten und Patienten – sind die Antigen-Schnelltest-Ergebnisse bei infizierten Menschen ohne Symptome sehr ungenau.“ Es sei zudem davon auszugehen, dass von allen negativ auf Covid-19 schnellgetesteten
durchschnittlich 42 Prozent falsch-negativ seien. Der AVW könne demzufolge nicht nachvollziehen, warum der Staat nun die Unternehmen in die Pflicht nehme und zum Aktionismus zwinge.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben