Fossile Zukunft in den Sternen: Themenabend in der Arche Nebra zum Strukturwandel

8. April 2022 | Veranstaltungen | Keine Kommentare

Mit dem Themenabend „Strukturwandel – Erfahrungen und Perspektiven“ greift die Arche Nebra ein aktuelles Thema auf: die Folgen des geplanten „Ausstiegs aus der Kohle“ und wie diese gestaltet werden können. Denkanstöße bieten zwei Vorträge: Helen Wagner referiert über das Ruhrgebiet. Kann es als Vorbild für gelungenen Wandel dienen? Der zweite Vortrag beleuchtet mit dem Geiseltal ein Beispiel aus der Region und fragt nach der Zukunft der Industriekultur.  Zu Gast sind der Leiter des Instituts für Landesgeschichte Dr. Michael Hecht und Dr. Jan Kellershohn. Zwischen den Vorträgen besteht ein Imbissangebot und die Möglichkeit, einen Blick in die Präsentationsräume der Arche Nebra zu werfen, darunter auch die aktuelle Sonderschau „Sternensucher – Von der Himmelsscheibe bis zur Rosetta-Mission“.

Die Themenabende in der Arche Nebra bewegen sich in diesem Jahr in einem weiten zeitlichen und thematischen Spektrum. Nach einem Abend über das alte Babylon geht es nun um ein Thema, das unmittelbar die hiesige Region, den Süden Sachsen-Anhalts, betrifft: den tiefgreifenden Strukturwandel, der mit dem geplanten „Ausstieg aus der Kohle“ verbunden ist. Wie können die Folgen auch im kulturellen Bereich begleitet und möglicherweise abgefedert werden, und wie kann eine Erinnerungskultur gestaltet sein, die nicht nur bewahrend wirkt, sondern auch in die Zukunft gerichtet ist. Diese und andere Fragen können an diesem Abend mit den anwesenden Vortragenden diskutiert werden.

Um 18 Uhr beginnt der Themenabend mit dem Vortrag „Gestaltendes Bewahren – Geschichtskultur als Feld von Zukunftshandeln im Ruhrgebiet“.

Die Referentin Helen Wagner beschreibt, wie das Ruhrgebiet als eine der bedeutendsten Industrieregionen Europas seit den Krisen der Kohle- und Stahlindustrie tiefgreifende Veränderungen durchlebte. Durch den strukturellen Wandel wurde nicht nur die soziale und wirtschaftliche Perspektive des Ruhrgebiets ungewiss, die Zukunft der gesamten Region stand in Frage. Von der wertschätzenden Erhaltung montanindustrieller Bauten in den 1970er Jahren bis zum Status der Kulturhauptstadt 2010 zeigt der Vortrag auf, inwiefern geschichtskulturelle Maßnahmen als Reaktion auf die unsicher gewordene Zukunft der Region zu verstehen sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen der Akteurinnen und Akteure sowie auf dem Wandel des regionalen Geschichtsbilds seit den 1970er Jahren. Helen Wagner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie hat Geschichte und Philosophie studiert und beschäftigt sich intensiv wissenschaftlich mit dem Ruhrgebiet. Zurzeit läuft ihr Promotionsverfahren.

Nach einer kleinen Pause mit Imbiss und der Möglichkeit, die Präsentationen in der Arche Nebra anzuschauen, beginnt der zweite Teil des Themenabends mit einem kurzen Impulsvortrag von Dr. Michael Hecht. Er ist Leiter des Instituts für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und erläutert kurz dessen Aufgaben und Perspektiven. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des „Kohleausstiegs“ war im Jahr 2020 seitens des Landes Sachsen-Anhalt die Gründung des neuen Instituts für Landesgeschichte beschlossen worden.

Beispielhaft für das Themenspektrum des Instituts für Landesgeschichte steht der zweite Hauptvortrag des Themenabends: „Braunkohle und Heimatwissen. Die Geschichte des Geiseltals und die Zukunft der Industriekultur“. Dr. Jan Kellershohn, Referent für Neueste Geschichte/Zeitgeschichte am Institut für Landesgeschichte, beleuchtet zwei Fragen, die das geplante Ende des Braunkohlenbergbaus aufwirft: Wie kann die Geschichte dieses Wirtschaftszweigs erzählt werden? Und wie kann eine neue Industriekultur aussehen? Anhand der Geschichte des Geiseltals und der Geiseltalgrabungen vertritt er die These, dass Landschaftsverbrauch und die Schaffung von Heimatwissen untrennbar verwoben waren. In seinem Vortrag zeigt er zunächst die widersprüchlichen Bedingungen auf, unter denen das Geiseltal zu einer weltweit bedeutenden Fundstelle werden konnte. Dann stehen die Weltbeziehungen, die sich ausgehend vom Geiseltal entwickelten, im Mittelpunkt. Davon ausgehend skizziert er zuletzt, wie ein industriekulturelles Erinnern in Sachsen-Anhalt im Strukturwandel aussehen könnte.

Der Themenabend am Samstag, 14. Mai 2022, beginnt um 18 Uhr. Der Themenabend kostet inklusive Imbiss und Eintritt in die Sonderschau „Sternensucher“ pro Person 19,50 €, ermäßigt 13,00 €.

Eine Anmeldung ist erforderlich unter Tel. 034461 25520.

 

Themenabend „Strukturwandel – Erfahrungen und Perspektiven“ kompakt

 

Programm:

18 Uhr: Vortrag: Gestaltendes Bewahren – Geschichtskultur als Feld von Zukunftshandeln im Ruhrgebiet (Referentin: Dr. des. Helen Wagner, Universität Erlangen)

19.30 Uhr: Imbiss und Möglichkeit zum Besuch der Sonderschau „Sternensucher“

20 Uhr: Vortrag: Braunkohle und Heimatwissen – Die Geschichte des Geiseltals und die Zukunft der Industriekultur (Referent: Dr. Jan Kellershohn, LDA Sachsen-Anhalt)

 

Kosten: 19,50 €, ermäßigt 13,00 €, inklusive Imbiss

Anmeldung erforderlich

 

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