Gold als Weihnachtsgeschenk: Sebastian Otto vom SV Halle ist Weltmeister im Brazilian Jiu-Jitsu

12. Dezember 2022 | Sport | Keine Kommentare

Gold als Weihnachtsgeschenk!

Sebastian „Ottchen“ Otto vom SV Halle hat es geschafft: Der amtierende Weltmeister im Brazilian Jiu-Jitsu (2019) konnte letzte Nacht in Anaheim (Kalifornien, USA) seinen Titel verteidigen. Dabei trat der SV-Halle-Athlet bei den 2022 World IBJJF Jiu-Jitsu No-Gi Championships in der am stärksten besetzten Gewichtsklasse bis 85,5 Kilogramm an. Von vier bestrittenen Kämpfen – darunter ein durch K.o. des Gegners im Viertelfinale – setzte sich der 38-Jährige im Halbfinale und Finale souverän nach Punkten durch und bezwang in letzter Instanz den Amerikaner Scott Rendos.

Otto überließ auch dieses Mal nichts dem Zufall. Sein Erfolg basiert auf ehrgeizigen, sehr aufwendigen Wettkampf-Vorbereitungen, aber durchaus auch auf cleverer Strategie. Nachdem er noch zur Europameisterschaft vor vier Wochen zur Überraschung seiner Gegner kurzerhand in der nächsthöheren Gewichtsklasse bis 91 Kilogramm gestartet war, ging es zur WM kurzerhand wieder in die Ursprungsklasse zurück.

Zudem bekam Otto vor den Wettkämpfen niemand zu Gesicht. Die Vorbereitungen liefen hinter verschlossenen Türen, so dass keiner seiner möglichen Gegner „Ottchen“ studieren konnte. Ermöglicht wurde das durch seinen langjährigen Freund Allen. Wie Otto berichtet, betreue er als Wrestling-Coach das Ringerteam in Santa-Ana am dortigen College. So durfte Otto, nur wenige Kilometer vom Wettkampfort entfernt, etwa 70 Kilometer südöstlich von Los Angeles, in der dortigen Ringerhalle trainieren. Und die Abschirmtaktik ging auf.

Allerdings gestaltete sich der Wettkampfablauf als sehr zäh und nervenzerreibend. Wie Otto berichtet, herrschte, anders als noch 2019, bei den Athleten eine hohe Anspannung. „Zwischen den Kämpfen lagen lange Wartezeiten, beim Viertel- und Halbfinale mehr als 40 Minuten. Und da war es für mich schon schwer, die Motivation weiter auf so hohem Level zu halten“, berichtet der Athlet, der in der Jiu-Jitsu-Szene nur den Spitznamen „OttoBus“ trägt. Warum wohl?

„Das ist ganz lustig“, sagt Otto, der als Kampfkunst-Experte ein gefragter Mann ist und in den USA Seminare gibt. „Bevor man unterrichten darf, wird man natürlich auf Herz und Nieren geprüft. Andere wollen schauen, was man auf dem Kasten hat“, berichtet der Hallenser. Also habe er im Dezember letzten Jahres mit dem „Who ist Who“ der Szene ein paar Runden auf der Matte gedreht. Die Reaktion folgte prompt. Otto feixt: „Sie haben dann über mich gesagt, dass ich wie ein Bus bin. Einmal in Fahrt, bin ich nicht zu stoppen.“

Der Hunger erfolgreich zu sein, hat sich für Sebastian Otto gelohnt.  Und wie ist es jetzt mit dem Hunger? Oder besser: Wie isst er jetzt nach langem Hunger? „Morgen gibt es im International House of Pancakes in Anaheim erst einmal ein richtiges American Breakfast“, sagt Otto und klingt jetzt wie ein Boxer, wenn er sagt. „Dann haue ich richtig rein, nachdem ich mich die ganze Zeit zurückgehalten habe.“

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