Essstörungen als Alarmzeichen der Seele: Erweitertes Angebot der Essstörungsambulanz ab Ende August in Halle

23. Juli 2022 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Essstörungen in ihren verschiedenen Ausprägungen und die damit verbundenen körperlichen und seelischen Erkrankungen betreffen Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Ein zusätzliches Problem ist dabei, dass die Zahl der Betroffenen seit den 1970er Jahren stetig ansteigt. Einer aktuellen Studie des Robert Koch-Institutes zufolge zeigen rund 20 Prozent der untersuchten Jugendlichen Anzeichen eines gestörten Essverhaltens. Bereits beim Übergang in das junge Erwachsenenalter leiden die Patienten unter zum Teil schwerwiegenden körperlichen, seelischen und auch sozialen Beeinträchtigungen. Es besteht also dringender Handlungsbedarf!

Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) verfügt über langjährige Erfahrung bei der Behandlung von Essstörungen. Ab dem 29. August dieses Jahres weitet sie ihr Angebot einer Essstörungsambulanz deshalb unter anderem mit einem neuen Gruppenpsychotherapie-Angebot aus und stärkt damit das einzige ambulante Behandlungsangebot für Essstörungen in Halle und der Region.

Dr. Constantin Puy, Chefarzt und Zentrumsleiter des Zentrums für Psychosomatische und Psychische Gesundheit am Klinikstandort St. Barbara in Halle, kennt die Schicksale aus seiner langjährigen Praxis. Er berichtet: „Neben der Anorexie gibt es eine Reihe weiterer Essstörungen, die unbedingt behandlungsbedürftig sind. Wir sprechen von einer ernstzunehmenden psychischen Erkrankung, die vor allem junge Menschen zwischen 20 und 25 Jahren betrifft. Das Risikoalter liegt in etwa zwischen 15 und 35 Jahren.“ Typischerweise würden die Betroffenen selten aus eigener Motivation heraus eine Behandlung aufsuchen, sondern werden durch die Familie, Arbeitskollegen oder ihren Hausarzt dazu gedrängt.

Eine weitere häufige Essstörung ist die Bulimie, auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet. Betroffene empfinden nach eigener Aussage eine „innere Leere“, die sie durch regelrechte „Fressattacken“ auszufüllen versuchen. Essen wird meist hastig und in großen Mengen zu sich genommen, bevor durch die Patienten aus Schuld- und Schamgefühl ein Erbrechen provoziert wird. Der Kreislauf des ständigen übermäßigen Essens und sich Erbrechens bringt erhebliche gesundheitliche Folgen
mit sich. Die Speiseröhre und die Zähne werden in Mitleidenschaft gezogen und es können Kreislaufprobleme auftreten. Nicht selten wird die Bulimie von anderen Süchten wie dem Alkohol- und Drogenmissbrauch oder dem Drang, sich selbst zu verletzen, begleitet.

Dr. Constantin Puy fasst die Aufgabenstellung der Essstörungsambulanz am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara zusammen: „Wir beobachten, dass Probleme in der Kindheit oder im Elternhaus, die Unfähigkeit, Konflikte selbstständig zu lösen oder Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, das Krankheitsbild auslösen und verfestigen. Neben den schwerwiegenden körperlichen Auswirkungen zum Beispiel der Anorexie und der Bulimie legen wir unseren Fokus vor allem auf das seelische Leiden. Allen Essstörungen ist gemein, dass die Patienten einer
erheblichen Gefahr ausgesetzt sind. In schweren Fällen sprechen wir von Depressionen und Selbstschädigung bis hin zu Selbsttötungsabsichten. Auch deshalb sind eine zügige und fachgerechte ambulante Beratung, Begleitung und Behandlung so wichtig.“

Ab dem 29. August 2022 ist die Essstörungsambulanz unter der Leitung von Dr. Constantin Puy für die zunehmende Nachfrage neu aufgestellt. Verschiedene Berufsgruppen wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegende, psychologische Psychotherapeuten, Psychologen und später auch Sozialarbeitende und
Sporttherapeuten wirken bei der Behandlung von Patienten mit Essstörungen Hand in Hand zusammen.

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