Im Urlaub richtig ticken

7. Juli 2016 | Natur & Gesundheit | 3 Kommentare

Jeder hat sie; sie braucht keine Batterien; sie tickt nicht; sie wird nicht funkgesteuert; man kann sie nicht abstellen; sie signalisiert meist recht zuverlässig, wenn es Zeit ist zum Schlafen oder Aufstehen. Die Rede ist von der inneren Uhr. Die innere Uhr passt viele Körperfunktionen und Aktivitäten an den irdischen 24 Stunden dauernden Tag an. Die innere biologische Uhr ist etwas ungenau; sie hat eine Periodenlänge von nur zirka einem Tag; sie ist also zirkadian. Der tägliche Hell-Dunkelwechsel synchronisiert die zirkadianen Rhythmen.

Unsere Zentraluhr sitzt im Gehirn. Sie passt z.B. unseren Schlafrhythmus an den täglichen Hell-Dunkel-Wechsel an. Von dieser Funktion merken wir erst etwas, wenn wir z.B. im Urlaub durch den amerikanischen Yellowstone-Park wandern, uns beim Schnorcheln an der Küste der Karibik erholen, nach Hongkong zum Shoppen fliegen, Koalas in Australien bewundern oder staunend auf der Chinesischen Mauer stehen. Mit dem Flieger überspringen wir nämlich mehrere Zeitzonen. Unsere innere Uhr kann sich aber nicht so schnell anpassen. So kommt es dann, dass wir am helllichten Tage hundemüde sind und nachts kein Auge zumachen können. Es dauert einige Tage bis unsere innere Uhr den Jetlag überwunden hat und wieder synchron mit dem lokalen Tag-Nachtwechsel tickt. Die Zentraluhr wird über lichtempfindliche Strukturen beeinflusst. Man überwindet den Jetlag deshalb schneller, wenn man am Tage sich unter freiem Himmel aufhält und die Nacht nicht zum Tage macht.

Erst seit Kurzem weiß man, dass wir neben der Zentraluhr im Gehirn noch über weitere nachgeordnete Uhren im Körper verfügen. Die Leber hat eigene Taktgeber, die ihre Funktionen an den Tagesverlauf anpasst, das trifft auch auf die für die Verdauung wichtige Bauchspeicheldrüse, auf die Filteraktivität der Nieren oder die Leistungsfähigkeit des Herzens zu. Geraten die Funktionen aus dem Rhythmus kann das ernsthafte Folgen für unsere Gesundheit haben. Bringt man die inneren Uhren ständig aus dem Takt, wie das z.B. bei Schichtarbeitern passiert, erhöht sich das Risiko für Stoffwechsel-, Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Biouhr

Im Gehirn sitzt die Master-Uhr. Sie beeinflusst viele Stoffwechselprozesse und koordiniert die Uhren in wichtigen Organen.

Die Auswirkungen kurzzeitiger Zeitzonenwechsel, den Jetlag sollte man also nicht unterschätzen. Unser Körper braucht Zeit. Nach der Rückkehr vom Urlaub in Übersee tut man gut daran, sich nicht gleich in den Alltag zu stürzen, sondern sich ein paar Tage der gemächlichen Anpassung zu verordnen.

Hans J. Ferenz, Halle  2016

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