WUK-Theater inszeniert „die Mittellosen“. Premiere am Freitag

25. Juni 2018 | Kultur | Keine Kommentare

In Kooperation mit dem Studierendentheater der Uni Halle kommt bei uns am kommenden Freitag, 29. Juni, ab 20 Uhr „Die Mittellosen“ zur
Uraufführung.  Eike Käubler führte ein Interview mit Elsa Weise die zusammen mit Niklas Stelbrink unter Leitung von Tom Wolter das Stück mitinszeniert hat.

„FREIRÄUME SIND UNSER REICHTUM“

1) Hallo Elsa Weise, mit der Inszenierung Die Mittellosen stürzen Sie sich in das Thema Armut – ein theatraler wie philosophischer Dauerbrenner. Wo setzen Sie an, was ist die Idee zum Stück?

Die Umsetzung des Themas begreift sich im Perspektivwechsel. Wir haben die Wirkungsweisen von reich sein und arm sein szenisch untersucht und
gegeneinander gesetzt. Dabei spielte die Lebensrealität der Studierenden eine wesentliche Rolle. Was macht uns reich? Sind wir reicher als wir denken? Wo macht Armut reich? Die Stückentwicklung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit eines hochkomplexen gesellschaftlichen Diskurses.

Die Mittellosen bilden nach Die Schuldigen (2015) und Die Glücklichen (2017) den dritten Teil unserer Trilogie mit dem Studierendentheater.

Ein vielseitiger, unkonventioneller und bildreicher Theaterabend mit Schauspiel, Figurentheater, Tanz und Musik darf erwartet werden. In der
Inszenierung von Tom Wolter sind Ellen Brix, Elsa Weise und Niklas Stelbrink an der künstlerischen Umsetzung beteiligt.

2) Die verschiedenen Schichten einer Gesellschaft definieren den Begriff Armut teils sehr unterschiedlich. Was ist für Sie arm bzw. kann man nur nicht arm sein, wenn man reich an Geld und Besitz ist?

Unter der Annahme, dass wir in einem System mit kapitalistischen Grundsätzen leben, in dem jeder, ob mehr oder weniger wohlhabend auf gewisse Weise käuflich ist, haben wir versucht die negative Konnotation von Armut aufzuheben. Wir haben den Reichtum _nichts_ zu haben und dadurch _viel_ zu dürfen als inhaltlichen Angelpunkt genommen, um so nah wie möglich an den situativen Bedingungen anzuknüpfen. In Halle sind gerade viele  stadtgestalterische Impulse im Gange, die nicht oder wenig mit Geldern untersetzt sind und trotzdem (oder gerade deshalb) große kulturelle und  gesellschaftliche Relevanz haben. Die Frage ist eigentlich: Wie wollen wir leben? Die Freiräume, die wir haben, das ist der eigentliche Reichtum.

Ralf Bockholdt im Gespräch mit Elsa Weise

 

„DAS IST DIE BESTE PLATTFORM FÜR AUSTAUSCH UND REFLEXION“

3) In modernen Gesellschaften wird der Kampf gegen die Armut seit Generationen gepredigt. Gewonnen wurde er nie (obwohl es zweifelsohne Erfolge gab). Woran liegt das, Armut ist doch sicher kein Naturgesetz?

Global betrachtet ist Armut eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Kapitalistische Systeme bewirken ungleiche Verteilungsstrukturen.
Millionen Menschen wird der Zugang zu Ressourcen, Möglichkeiten und Beteiligungsformen am gesellschaftlichen Leben verwehrt.  Unfaire Handelspraktiken, ungleicher Zugang zu Ressourcen und die Kontrolle über Bildungs- und Finanzsysteme sind die Folge. Der Welthandel erlaubt es Einzelpersonen und Ländern Profit auf Kosten
einfacher Arbeiterinnen zu erwirtschaften. In Teilen Senegals haben weniger als 10 Prozent aller Einwohnerinnen eine feste Anstellung in einem Unternehmen oder im öffentlichen Dienst. In Spanien sind mittlerweile über 50 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 24 arbeitslos (Quelle: Daten des IFM-SEI).

4) Abschließend noch einmal zu den Mittellosen: Kann denn Ihr Stück Denk- oder sogar praktische Anstöße zur Lösung der Armutsfrage liefern?

Man, Pardon:  wir, müssen uns als Bestandteile einer Gesellschaft wiederbeleben, wir haben ja eigentlich ganz viel, wir wollen ermutigen, wach zu bleiben. Durch die Verwandlung der Spieler in unterschiedliche Stellvertreter bildet die Inszenierung kuriose Widersprüchlichkeiten ab, in denen wir uns ja selbst immer befinden. Das Stück kratzt an Naheliegendem und vermeintlich Grundsätzlichem. Das ist die beste Plattform für Austausch und Reflexion.

DIE MITTELLOSEN, PREMIERE, 29. JUNI, 20 UHR, TICKETS AN DER ABENDKASSE
ODER ONLINE BUCHEN: WWW.WUK-THEATER.DE

WUK THEATER QUARTIER am HOLZPLATZ

Verein Werkstätten und Kultur Halle (Saale) e.V.

HOLZPLATZ 7a

HALLE (SAALE)

D-061110

TELEFON: 004917656704872

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