Wie Pääbo auf den Neandertaler kam

5. März 2018 | Kultur, Veranstaltungen | Ein Kommentar

S. Pääbo im Literaturhaus Halle

Über aufregende Wissenschaft bei knisterndem Kaminfeuer allgemeinverständlich zu diskutieren, war die Idee der Literaturhaus-Macher. Zum ersten „Kaminabend“ war am Eröffnungswochenende des Literaturhauses Halle (LHH) der Mediziner und Genetiker Svante Pääbo, Leiter des Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, eingeladen. Das Interesse war riesig; die Plätze im Grünen Salon reichten bei Weitem nicht aus. Kein Kaminfeuer. Überraschend war das eigentlich nicht. Neuigkeiten über die Evolutionsgeschichte des Menschen faszinieren uns immer wieder. Pääbo, Mitglied der Leopoldina in Halle seit 2001, hat seine vielfach ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeiten kürzlich in seinem Werk „Die Neandertaler und wir. Meine Suche nach den Urzeitgenen“ übersichtlich und anschaulich dargestellt. Vom Moderator Ralf Meyer befragt schilderte Pääbo einzelne Stationen seines Forscherlebens, wie er von Mumien zum Neandertaler kam und überraschend schnell Professur und Mittel zur Fortsetzung seiner Forschungsarbeiten erhielt. Er konnte inzwischen zeigen, dass der Neandertaler keine Station zum modernen Menschen darstellt, sondern ein Seitenzweig in der Evolutionsgeschichte des Menschen war. Zwar bestens gerüstet für das harsche Leben in eiszeitlicher Umwelt, verdrängte ihn der Homo sapiens wohl dank seiner ausgeprägteren Intelligenz. Ein Teil der Neandertalgene – bis zu 4% – existiert in uns Europäern noch weiter, aber nicht in Afrikanern, die mit den Neandertalern nicht in Kontakt kamen, erläuterte Pääbo. Zu Pääbos Arbeiten gehören auch molekulargenetische Untersuchungen an uns Menschen sehr nahe stehenden Primaten, um herauszufinden, was uns zum Menschen werden läßt. – Es war eine sehr anregende, gelungene, auch für Laien verständliche Veranstaltung.

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