Schon gewusst? Bräuche rund um Ostern

20. April 2019 | Kultur | 6 Kommentare
  • Eier sind sinnfällige Symbole für neues, wiedererwachendes Leben. Sie sind Fruchtbarkeits- und Lebenssymbol schlechthin. In vielen Kulturen wurde und wird das Ei als Symbol des Universums, als Urgrund der Welt verehrt und gilt als heilig. Eier stehen in der jüdischen Religion als Symbol für Hoffnung nach dem Tod sowie den Kreislauf des Lebens. Bei unseren germanischen Vorfahren spielte das Ei im Rahmen der alten Frühlingsfeste eine herausragende Rolle: Rot gefärbte Eier waren Wotan geweiht, bunt bemalte Eier wurden der Frühlings- u. Fruchtbarkeitsgöttin Ostara (wahrscheinlich Namensgeberin für Ostern) zu Ehren bei einem Frühlingsfest als Opfergabe dargebracht. Zum Symbol für die Auferstehung wurde das Ei im Christentum. Die Schale symbolisierte das Grab, aus dem das Leben kommt.
    Im Frühjahr nach einem entbehrungsreichen Winter gibt es reichlich Eier. In der Fastenzeit vor Ostern wurden sie im Mittelalter gesammelt, aber nicht gegessen, sondern als Pachtzins abgeliefert. Alte Urkunden berichten schon im 9. Jahrhundert, dass Bauern bis zu 100 Eier pro Hof an die weltliche oder geistliche Herrschaft abliefern mussten. Dafür erhielten sie das Jahr über Zoll- und Marktfreiheiten, speziell für Eier. Diese abzuliefernden Zinseier hat der Bauer farbig gekennzeichnet. Die Kirchen und Klöster verwendeten die Eier dann zur Entlohnung ihrer Mitarbeiter oder gaben sie an Arme und Bedürftige weiter. Dazu gab die Kirche ihren Segen; gesegnete Eier färbte man zur Unterscheidung. Gekochte Eier färbte man rot, den Tod und das Blut Jesu Christi symbolisierend. Der Brauch, dem Pfarrer zu Ostern sogenannte „Beichteier“ zu geben, hat sich mancherorts bis in die Gegenwart gehalten. Angemalt und an Kinder verschenkt wurden Ostereier erst vom 17. Jahrhundert an, obwohl das Bemalen von Eiern schon im vorchristlichen Griechenland Sitte war. Nach der Eroberung von Byzanz durch die Türken brachten Flüchtlinge die schöne Tradition des Eier-Bemalens nach Europa.
    Hasen sind zwar ein altgermanisches Symbol für Fruchtbarkeit. Dass sie entgegen jeder biologischen Erfahrung die Eier bringen und sogar verstecken, ist allerdings eine neuzeitliche verkaufsfördernde Idee. Vor dem Osterhasen waren Eierbringer z.B. der Hahn (im Thüringischen), der Fuchs (im Hannoverschen), der Kuckuck (Schweiz). Eduard Mörike beschreibt die Beziehung zwischen Osterhase und Osterei so:
    „Die Sophisten und die Pfaffen
    stritten sich mit viel Geschrei:
    Was hat Gott wohl zuerst erschaffen,
    Wohl die Henne? Wohl das Ei?
    Wäre das so schwer zu lösen?
    Erstlich war ein Ei erdacht:
    Doch weil noch kein Huhn gewesen,
    Schatz, so hat´s der Has´ gebracht.

Lämmer werden mit der erwachenden Vegetation geboren. Als Opfertiere haben sie eine lange Tradition. Das Lamm Gottes soll die Auferstehung von Jesus symbolisieren. So verwundert es nicht, dass sie als Osterlämmer gleich nach der Fastenzeit auf den Tisch kamen.
Osterfeuer reichen in ihrer Tradition weit in heidnische Zeiten zurück. Sie symbolisieren die Sonne und ihre Wärme, die auf die Erde wiederkehren sollen. Meist werden sie Ostersamstag oder Ostersonntag abgebrannt und sind eine willkommene Gelegenheit, Gartenabfälle zu entsorgen und Löschwasser in Form von Bier zu verkosten. Die Osterzeit beginnt am Palmsonntag mit der Karwoche (kar abgeleitet von Elend, Trauer ), beinhaltet Himmelfahrt (40 Tage nach Ostern) und endet Pfingsten (abgeleitet vom griechischen Wort für 50), 50 Tage nach Ostern. Regional haben sich etliche weitere Osterbräuche etabliert.
In unserer Sprache spielt das Ei verständlicherweise eine große Rolle. Eine Reihe von sprichwörtlichen Redensarten, vielfach aber nicht mehr sehr gebräuchlich, drehen sich ums Ei. „Sich um ungelegte Eier kümmern“, „wie aus dem Ei gepellt“, „Eierschalen noch hinter den Ohren“, „das Gelbe vom Ei“, „Ei klüger als die Henne“, „mit einem ein Ei zu schälen haben“, „wie ein ausgepustetes Ei“, „Ei nach dem Huhn werfen“, „das Ei im Huhn befühlen“, „Ei neben das Nest legen“ sind Beispiele hierfür.
(Hans J. Ferenz)

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