Hallespektrum trifft freilaufende Krimiautorin

3. Mai 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Unser heutiges Gesicht der Criminale: Tatjana Kruse

Diese Woche ist die Criminale der Schwerpunkt im Hallespektrum (siehe Hintergrund). Wir haben uns vorgenommen, der Criminale ein Gesicht zu geben. Deswegen haben wir am Do., 3. Mai 2018, der Krimiautorin Tatjana Kruse bei ihrer Lesung in der Marktkirche zugehört (Herr Thomas Hoeps, der dort auch gelesen hat, möge uns bitte verzeihen). Sie las dort, quasi als Premierenlesung, ihren Kurzkrimi „Die Doris macht das Gift“, der im Krimiband „Die Stadt, das Salz und der Tod : Mörderisches aus Halle an der Saale. Kriminalstorys“ erschienen ist.

Schriftsteller zu treffen, ist (fast) immer ein Vergnügen, egal, ob man sie in der Haftanstalt besucht oder mit ihnen auf der Terrasse Kaffee trinken kann. Besonders nett ist es, Krimiautoren zu treffen. Ich schwärme immer noch von meinem Gespräch mit der italienschen „Firma“ Fruttero & Lucentini, die freilaufende Tatjana Kruse scheint die jüngere Schwester der beiden (inzwischen verstorbenen) Italiener zu sein.

Nachdem Thomas Hoeps seinen ebenfalls in der Sammlung erschienen Kurzkrimi „Rindertalg oder die große Chance, ein Märtyrer zu werden“, der in den Franckeschen Stiftungen spielt, gelesen hat, war das Publikum mörderisch warm gelesen für die Krimilady Tatjana Kruse. Diese Dame kann genauso gut erzählen, wie sie lesen kann. Wir wurden geradezu mit temperamentvoller Gewalt von ihr hinüber in die Marienbibliothek gezerrt, um Zeuge eines recht seltsamem Zusammentreffen von mehreren Personen zu werden: Zwei wollten die Hände Martin Luthers rauben, einer suchte einen Liebesbrief von Goethe und ein dritter hatte vor, eine wertvolle Bibel zu stehlen, auch wenn er dabei über Leichen gehen muß. Nur Doris war einfach nur dort, um Benutzern die Bibliothek zu zeigen. Sie können es sich denken, mindestens einer überlebt den Besuch der Marienbibliothek nicht.

Mit voller Überzeugung wird gemordet!

„Diese Sammlung muß in jedem Haushalt in Halle stehen“

Die Sammlung „Die Stadt, das Salz und der Tod“ muß nach Meinung von Frau Kruse in jedem hallischen Haushalt stehen. Sie brachte dafür Ihre ganze Überzeugungskraft ein, die wir hier leider nicht auf gleiche Weise lebendig wiedergeben können. Nachdem eine Menge Bücher von der Krimilady signiert worden waren, trafen wir uns mit Tatjana Kruse auf dem Marktplatz von Halle zu einem kurzen Gespräch.

Unsere erste Frage betraf den Syndikat e.V., von dem wir vor der Criminale in Halle noch nie gehört hatten. Für Frau Kruse ist der 1986 gegründete Autorenverein, dem inzwischen 750 Krimiautor/innen angehören, ein hervorragendes Netzwerk „nicht nur um sich zu treffen, sondern voneinander zu lernen und sich auszutauschen“. Es werden nicht nur öffentliche Lesungen angeboten, sondern es gibt Seminare zu allerlei Themen bezüglich Mord und Totschlag.

„Wie finden Sie Halle?“, haben wir Frau Kruse als nächstes gefragt. Und sind mit dieser Frage an eine ausgesprochene Hallefreundin geraten, die dank einer engen Freundschaft zu einem Krimiautor aus Halle oft in unserer Stadt weilt. Wenn Halle einmal eine sehr charmante Fürsprecherin braucht, die jeden überzeugen kann, so ist das Tatjana Kruse. Das ist die „Salzgeschwisterschaft“, meinte sie lächelnd. Denn sie kommt aus einer anderen Salzstadt, aus Schwäbisch Hall.

Die Figuren der Krimilady sind außerordentlich lebendig. Da gibt es die rubeneske Opernsängerin Pauline Miller, den stickenden Ex-Kommissar Siggi Seifferheld (z.B. in “ Sticken, Stricken, Strangulieren“) und die Schnüffelschwestern Konny und Kriemhild. „Ich liebe sie alle“, lächelt Tatjana Kruse, „Auch meine Nebenfiguren. Ich kann meine Nebenfiguren nicht sterben lassen, deshalb schleppe ich eine ungeheure Anzahl von ihnen durch meine Romane.“ Ach, da möchte man gerne Nebenfigur sein.

Was kommt dabei heraus, wenn man als Kind in einer Bibliothek Hausverbot erhält?

Wir haben Frau Kruse die letzte Frage gestellt, warum sie nur Krimis schreibt. Sie erzählte HalleSpektrum die Geschichte der kleinen Tatjana Kruse, die sich als Kind immer in die Erwachsenenabteilung der Bibliothek geschmuggelt hat, um Krimis von Agatha Christie zu lesen. Nachdem sie dreimal erwischt wurde, erhielt sie Hausverbot in der Bibliothek. Und später wurde sie überzeugte Krimiautorin, die sich nicht vorstellen kann, etwas anderes als Krimis zu schreiben. Wir können uns da nur wünschen, die freilaufende Krimiautorin oft in Halle anzutreffen. Falls nicht, gibt es auch noch ihre Bücher… Wir wünschen viel Spaß beim Lesen, Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie es überleben.

Szenen einer Lesung:

Riosal

Hintergrund:

Veranstalter der Criminale ist der Syndikat e.V. unterstützt von Stadt Halle (Saale), Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH und weiteren Partnern. Die Criminale wird seit 30 Jahren an stets wechselnden Austragungsorten veranstaltet. Nach 20 Jahren mit Berlin und Potsdam gastiert die Criminale erstmals in Halle (Saale) und wieder in Ostdeutschland. Das SYNDIKAT veranstaltet jedes Jahr die CRIMINALE, den größten Krimi-Branchentreff Europas. Die mehrtägige (Fach-)Tagung mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Seminaren bietet auch dem breiten Publikum mit vielen Lesungen an ungewöhnlichen Orten ein mörderisch spannendes Abendprogramm. Höhepunkt jeder CRIMINALE ist die Gala zur Verleihung des Glausers, dem Preis der deutschsprachigen Krimiautoren.

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