Halles Kultur stärkt demokratische Grundwerte: Gemeinsame Banneraktion von halleschen Kultureinrichtungen

13. April 2016 | Kultur | 3 Kommentare

Mit einer Banneraktion unter dem Thema „Halles Kultur zeigt Flagge“ wollen zunächst zehn hallesche Kultureinrichtungen ein klares Signal für die demokratischen Grundwerte in die Öffentlichkeit tragen. Initiator der Aktion sind die Franckeschen Stiftungen mit ihrem Direktor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke: „Hintergrund der Kampagne ist die Wahrnehmung, dass sich in den vergangenen Monaten das politische Klima im Land verändert hat und die öffentlichen Auseinandersetzungen an Schärfe zugenommen haben. Dabei haben sich auch menschenverachtende Töne in die gesellschaftlichen Debatten gemischt, die nicht hinnehmbar sind. Diskussionen sind notwendig und willkommen, aber sie dürfen nicht den Kanon der demokratischen Grundwerte verlassen, die im Grundgesetz festgeschrieben sind und die unsere Gesellschaft zusammenhalten.“

Jede der teilnehmenden Einrichtungen wird ab dem Startschuss am heutigen 13. April 2016 ein Banner öffentlich anbringen, das an den ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes erinnert: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dieser Satz wird von jeder Einrichtung durch weitere ausgewählte Statements aus dem Grundgesetz ergänzt.

Die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, die die ersten Banner der Aktion vor der Oper in Halle aufhängt, hat sich „Für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft“, „Für soziale Teilhabe“ und „Für Asylrecht“ entschieden. „Im Grundgesetz steht ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar’ und nicht, die Würde des deutschen Menschen ist unantastbar. Mit dieser Kampagne wollen wir Vertrauen stiften und am Gesamtgesicht unserer Stadt unmissverständlich mitwirken. Denn Rassismus ist verfassungswidrig und darf niemals zum Grundverständnis zivilisierter Bürger gehören“, sagt Matthias Brenner, Intendant des Neuen Theaters Halle.

Alle Banner der Aktion sind auf www.francke-halle.de/presse zu finden. Über aktuelle Ereignisse wird informiert unter www.facebook.com/FranckescheStiftungen und unter #halleskulturzeigtflagge.

„HALLES KULTUR ZEIGT FLAGGE“ ist eine konzertierte Banneraktion der Franckeschen Stiftungen zu Halle, der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V., des Halloren- und Salinemuseums Halle, dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, des Kunstvereins „Talstraße“ e.V., der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Martin-Luther-Universität, des Stadtmuseums Halle, der Stiftung Händel-Haus Halle und der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle.

Kunstverein „Talstraße“ e.V.: „Die Ausstellungsprojekte des Kunstvereins „Talstrasse“ stehen seit 25 Jahren für Meinungsfreiheit und insbesondere für die Freiheit der Kunst, wie auch für interkulturellen Dialog und Toleranz. So war es uns eine große Freude und wichtiges Anliegen uns an der von den Franckeschen Stiftungen initiierten Demokratiekampagne zu beteiligen. Mit unseren Statements machen wir deutlich, dass wir als fester Bestandteil der halleschen Kulturlandschaft an der gesellschaftlichen Debatte teilnehmen.“

Dr. Frank D. Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität: „Der freie Geist der Aufklärung in Forschung und Kunst hat unsere Universität jahrhundertelang geprägt und ermöglicht noch heute unsere Forschungsleistungen und Kreativität. Ohne eine diverse Forschungskultur, ohne Input von außen, ohne auch anders denkende Menschen ist Innovation nicht möglich. Fehlende Freiheit und fehlende Toleranz führt zur Stagnation.“

Die Stiftung Händel-Haus weist gemäß § 2 des Grundgesetzes auf das Recht der freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und der des Mitmenschen hin. Clemens Birnbaum, Direktor: „Mit diesem humanistischen Recht wird jedem Einzelnen die Möglichkeit gegeben, in freier Entscheidung sein Leben zu gestalten, sofern dies– ein sehr wichtiger Zusatz – nicht auf Lasten der Mitmenschen geht. In der Biografie Händels, der selbst bestimmte, als Komponist tätig zu werden, und der ebenso für sich entschied, zunächst nach Italien und später nach England zu gehen, um sich dort weiterzubilden, zu arbeiten und zu leben, spiegelt sich dieses Freiheitsrecht exemplarisch wider. Möglicherweise ging er deshalb auch nach England, weil dieses Land im Vergleich zu anderen, zentralistisch und absolutistisch regierten Staaten weit mehr Entfaltungsmöglichkeiten bot. Händel nutzte dies.“

Manon Bursian, Vorstand der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, mit ihrem Statement für Gleichheit vor dem Gesetz: „Gleichheit heißt nicht, dass alle das Gleiche haben oder tun müssen. Der Staat soll jedoch viele mitnehmen, in dem er grundsätzlich allen ermöglicht, dass zu erreichen, was sie selbst möchten. Das ist ein weiter Weg, zu dem jeder seinen Beitrag leisten muss.“

Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle: „Die im Grundgesetz garantierten Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen von jedem Einzelnen gelebt werden. Dazu zählt insbesondere das solidarische Miteinander im Sinne einer gegenseitigen Hilfe und Unterstützung derjenigen, die in Not geraten sind, unabhängig von ihrer Herkunft. Dafür stehen wir als Stadtmuseum in besonderem Maße, denn der Blick in die Geschichte lehrt uns, was passiert, wenn dieses nicht geschieht und wie verwundbar dieser Grundkonsens ist.“

Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseum Moritzburg Halle: „Vor dem Hintergrund der derzeitigen innereuropäischen Herausforderungen an die Zivilgesellschaften und ganz aktuell an die Freiheit der Kunst ist es mir wichtig, dass sich auch das Kunstmuseum Moritzburg als Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt an der gemeinsamen Aktion der halleschen Kultureinrichtungen beteiligt. Gerade in diesen Tagen erfahren wir einmal mehr, wie gefährdet die freie Entfaltung von Kunst und Kultur ist, würden die Werte unseres Grundgesetzes nicht mehr gelten. Ich hoffe, dass es uns gelingt, zum Nachdenken darüber und Diskussionen anzuregen.“

Weitere Institutionen sind eingeladen, sich der Aktion anzuschließen!

Quelle: Bühnen Halle

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