Don Giovanni kommt ins Opernhaus

29. Januar 2020 | Kultur | Keine Kommentare

Kaum eine Opernfigur ist mit derart vielen Phantasmen und Projektionen belegt worden wie die schillernde Hauptfigur aus Mozarts Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni. Ein schwer zu greifendes Phantom der Nacht ist die Titelfigur, mal ein von toxischer Männlichkeit strotzender Vergewaltiger, mal ein von Weltschmerz und Überdruss getriebener sinnlicher Anarchist, der alle gesellschaftlichen Konventionen überschreitet und am Ende selbst noch den Tod verlacht.
Mozart und sein kongenialer Librettist Da Ponte wählten nach ihrem ersten gemeinsamen Erfolg „Le nozze di Figaro“ den seit dem 17. Jahrhundert populären und mannigfach bearbeiteten Don-Juan-Stoff für eine neue Oper aus. Bereits die ersten donnernden Akkorde der berühmten Ouvertüre lassen keinen Zweifel daran, dass hier auf ein dramatisches Ende zugesteuert wird. Und so nimmt mit der ersten Szene und dem Mord Don Giovannis am Komtur und Vater Donna Annas, in deren Schlafzimmer er zuvor gewaltsam eingedrungen war, die Geschichte um den sprichwörtlich gewordenen Verführer ihren Lauf. Zuletzt wird das steinerne Standbild des Komturs als Geist bei einem makabren Festmahl erscheinen und Giovanni in die Hölle reißen.

Am Vorabend der Französischen Revolution 1787 in Prag uraufgeführt, leuchtet diese „Oper aller Opern“ auf faszinierende, atemberaubende Weise das menschliche Begehren aus und ist gleichwohl auch Sinnbild der kommenden gesellschaftlichen Umwälzungen. In Vertretung des Schwertadels geht mit Giovannis Höllenfahrt am Ende eine ganze Klasse mitsamt ihren Moralvorstellungen und Privilegien in den Orkus der Geschichte: „Dies ist das Ende dessen, der Böses tut!“ singen die zurückbleibenden fünf Frauen und Männer Donna Anna, Donna Elvira, Zerlina, Don Ottavio und Masetto und klingen dabei weniger befreit als es ihnen lieb wäre. Zuvor eilten und hetzten sie ihm nach, Don Giovanni, dieser emotionale Extremzustände auslösenden Wunschmaschine, um sich hinzugeben, um Rache zu üben oder sich mit ihm zu messen.
Die Musik Mozarts zeichnet hierbei die psychologischen Motivationen wie auch die seelischen Untiefen präzise und emphatisch, wie es bis dato in der Operngeschichte unerhört war. Durch polyrhythmische Strukturen und avancierte, gespenstisch wirkende Modulationen weist dieses Meisterwerk kompositionstechnisch weit seiner Zeit voraus.

nach seiner Berufung zum Intendanten des Staatstheaters Kassel zur Spielzeit 2021/22 die ersten Planungsschritte dort unternehmen und sich zugleich intensiv auf die Vorbereitungen für den Spielplan der kommenden Saison an der Oper Halle konzentrieren zu können, hat sich Florian Lutz schweren Herzens dazu entschieden, die Inszenierung der Produktion „Don Giovanni“ abzugeben und freut sich sehr, mit Nina Kupczyk eine spannende und vielversprechende Regisseurin für die Oper Halle gewonnen zu haben, die bestens mit Mozarts Kultoper vertraut ist.
Nina Kupczyk wurde in Bremen geboren, studierte Schauspiel, Psychologie sowie Musiktheater-Regie und multimediale Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HFMT) und arbeitet seither als Autorin und Regisseurin für das Musiktheater u.a. am Theater Kiel, am Theater Hagen und an der Staatsoper Hamburg.
Gemeinsam mit dem ersten Kapellmeister der OPER HALLE, Michael Wendeberg, als Dirigent, dem Bühnenbildner Martin Kukulies und der Kostümbildnerin Mechthild Feuerstein wird Nina Kupczyk den Mozart-Klassiker als surreales Nacht- und Schattenstück auf die Bühne bringen und damit ihr Regie-Debüt in Halle geben. Darauf freuen wir uns sehr und laden Sie herzlich zur Premiere am 29.02.2020 ein.
Musikalische Leitung Michael Wendeberg // Regie Nina Kupczyk // Bühne Martin Kukulies // Kostüm Mechthild Feuerstein // Dramaturgie Michael v. zur Mühlen // Beleuchtung Peter Erlenkötter // Einstudierung Peter Schedding // Choreinstudierung Johannes Köhler
Don Giovanni Andrii Chakov // Donna Anna Liudmila Lokaichuk // Don Ottavio Robert Sellier //
Komtur Ki-Hyun Park // Donna Elvira Romelia Lichtenstein // Leporello Michael Zehe // Masetto
Johannes Wedeking // Zerlina Vanessa Waldhart
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Premiere: Samstag, 29. Februar 2020 | 19.30 Uhr | Oper Halle – Großer Saal
Folgetermine: Samstag, 29. Februar 2020 | 19.30 Uhr | Oper Halle – Großer Saal
Freitag, 06. März 2020 | 19.30 Uhr | Oper – Großer Saal
Sonntag, 22. März 2020 | 15.00 Uhr | Oper – Großer Saal
Samstag, 28. März 2020 | 19.30 Uhr | Oper – Großer Saal
Samstag, 11. April 2020 | 19.30 Uhr | Oper – Großer Saal
Sonntag, 24. Mai 2020 | 15.00 Uhr | Oper – Großer Saal
Sonntag, 28. Juni 2020 | 16.00 Uhr | Oper – Großer Saal
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Für die

DON GIOVANNI
Dramma giocoso in zwei Akten
von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo Da Ponte
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

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