Die Oper Halle beschwört den melancholischen Geist des Tangos

25. November 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Darauf freuen wir uns bereits seit einige Zeit in der Redaktion des HalleSpektrums: Erstmals wird »María de Buenos Aires«, die einzige Oper des argentinischen Tango-Königs Astor Piazzolla, in Halle gezeigt. Die Oper Halle lädt am Sonntag, den 26. November um 18 Uhr zur Premiere ein.

Ein leidenschaftliches Theatervergnügen voll abgründiger Sinnlichkeit mit hochkarätiger Besetzung: Die szenische Einrichtung sowie die Titelpartie des Erzählers »El Duende« übernimmt Daniel Bonilla-Torres. Er hat die Rolle bereits zur szenischen Erstaufführung in Deutschland an der Oper Kiel gegeben. Gemeinsam mit der italienischen Sängerin Milva tourte er mit »María de Buenos Aires« erfolgreich um die Welt.

Maria, unheilige Geliebte des Tangos

Portrait Daniel Bonilla-Torres ©privat

Astor Piazzolla und sein Librettist, der Lyriker Horacio Ferrer, haben in ihrer Oper »Maria de Buenos Aires« dem argentinischen Tango ein Denkmal gesetzt und ihn gleichsam erneuert. Im Zentrum steht eben jene María, »Tochter der Vorstadt« und unheilige Geliebte, vor allem aber fleischgewordener Tango. Sie wird auf der Bühne von einem Geist – El Duende – der gleichzeitig Erzähler ist, heraufbeschworen. In magischen Realismen erfahren wir von ihrem Leben in den armen Vorstädten, ihrer Flucht in die große Stadt und ihr Abgleiten in die Prostitution. Ebenso werden wir Zeuge ihres Todes und folgen ihrem Geist rastlos durch die Straßen Buenos Aires‘, ehe María – dem Tango gleich – wiedergeboren wird. Der befand sich nämlich in den 50er Jahren in der Krise. Massenmedien wie der amerikanische Film oder die Popmusik haben den Tango – der eigenständige Musikform, Lied und Tanz zugleich ist – aus den Cafés und Bars vertrieben. Piazzolla verhalf ihm mit seinem tango nuevo, also neuem Tango, zum Sprung in die internationalen Konzertsäle. Er verband die traditionelle Musik mit klassischen und zeitgenössischen Kompositionselementen wie z.B. der Kontrapunktik oder dem Jazz. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts avancierte Piazzolla schließlich zum einflussreichsten Tangokomponisten. Gleichzeitig war er in seiner argentinischen Heimat stark umstritten. Traditionalisten warfen ihm vor, den argentinischen Tango zu zerstören.

Daniel Bonilla-Torres als Geist El Duende

Portrait Luciana Mancini ©Alina Antoniou

An der Oper Halle ist das Werk zum ersten Mal zu erleben. Die szenische Einstudierung und die Partie des Erzählers »El Duende« übernimmt Daniel Bonilla-Torres. Der gebürtige Puerto Ricaner ist seit mehr als fünfzehn Jahren in dieser ambivalenten, beinahe diabolischen Rolle auf den internationalen Bühnen zu erleben. Sein Rollendebüt gab er zur szenischen Erstaufführung des Stückes in Deutschland an der Oper Kiel 1999. Im selben Jahr erarbeitete die italienische Sängerin Milva ebenfalls eine szenische Interpretation, auch dort übernahm Bonilla-Torres die Partie und begleitete die gefeierte Chanson-Sängerin auf ihrer Welttournee. Als Regisseur hat er das Werk mittlerweile in Finnland, der Schweiz und Frankreich auf die Bühne gebracht.

Am Pult der Staatskapelle Halle steht ihr erster Kapellmeister Christopher Sprenger. Er lässt die Hallenser-María mit lateinamerikanischem Feuer und einer ganz besonderen Besetzung erklingen: Gleich 18 Streicher komplettieren die Tango-Kapelle aus Schlagwerk, Flöte, Gitarre und Bandoneon. Gerade letzteres spielt eine »Hauptrolle« in Piazzollas und Ferrers »Operita« – also kleinen Oper – wie sie ihr Werk selbst bezeichneten. Das eng mit dem Akkordeon verwandte Instrument sorgt für den typischen Tango-Sound und hat seinen Ursprung in der Konzertina, die übrigens in Chemnitz erfunden wurde.

Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Rossa sorgen für Sinnlichkeit

 In der Titelpartie der María wird Luciana Mancini zu erleben sein. Die Mezzosopranistin mit schwedischen und chilenischen Wurzeln debütierte in der Rolle am Theater Bonn. Eine ganz neue Erfahrung für die junge Sängerin, liegt ihr Repertoire sonst in der italienischen Oper von Monteverdi über Händel bis hin zu Donizetti. Als Payador – ein Sänger – wird Johannes Mertens zu hören sein. Der Tenor studierte in Köln Gesang und ist am Theater Bonn engagiert.

Außer den Sängerinnen und Sängern sind sechs Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Rossa in einer Choreografie der langjährigen Ballett-Solisten Yuliya Gerbyna und Michal Sedláček an der Produktion beteiligt. In einer Mischung aus klassischen Ballett und vom lateinamerikanischen Tanzvokabular inspirierten Tanztheater werden sie für die entsprechende physische Sinnlichkeit auf der Bühne sorgen.

 Premiere am 26. Nov. 2017 um 18.00 Uhr, Oper Halle

Weitere Vorstellungen am: 2.12., 19.30 Uhr | 10.12., 15 Uhr | 31.12.2017, 15 & 19.30 | 7.1.2018, 15 Uhr | 12.01.2018, 19.30 Uhr in der Oper Halle

Karten für (16,- bis 34,- Euro/ erm. 8,- bis 17,- Euro) sind an der Theater- und Konzertkasse sowie unter www.buehnen-halle.de erhältlich.

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