Wie lebten Dinosaurier in Europa?

3. Dezember 2020 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Das heutige Europa sah im Erdmittelalter, dem Mesozoikum, völlig anders aus: Anstelle großer Landflächen gab es zahlreiche Inseln, auf denen Dinosaurier, Krokodile und frühe Säugetiere lebten.

Der Europasaurus war eines dieser Lebewesen. Er war sehr klein und im Vergleich zu seinen Artgenossen ein echtes Leichtgewicht: Fossilienfunde belegen, dass er auf eine maximale Körperhöhe von drei Metern und ein Gewicht von nur bis zu einer Tonne kam.

Europasaurus war der erste Dinosaurier, bei dem Zwergenwuchs nachgewiesen werden konnte. Vermutlich hat er sich mit seinem frühen Wachstumsstopp an das begrenzte Nahrungsangebot auf den Inseln angepasst.“, erklärt Dr. Oliver Wings vom Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) der MLU. Die Knochenfossilien von Europasaurus wurden 1998 in einem Steinbruch bei Goslar gefunden, die wissenschaftliche Beschreibung der Funde und die Benennung der neuen  Dinosauriergattung folgten 2006 im Fachmagazin „Nature“.

In der gestern erschienenen Graphic Novel „Europasaurus – Urzeitinseln voller Leben“ wird diese Welt nun wieder lebendig. Die 275 eigens dafür angefertigten Illustrationen und mehrere Geschichten des Buchs basieren auf der wissenschaftlichen Arbeit von Paläontologen wie der von Dr. Oliver Wings. Auf 184 Seiten gibt sie einen umfassenden und realistischen Einblick in die Lebenswelt dieses zwergwüchsigen Riesensauriers und anderer Lebewesen aus der Urzeit.

„Mit dem Buch wollen wir den Leserinnen und Lesern einen leicht zugänglichen und wissenschaftlich akkuraten Einblick in die Zeit des Mesozoikums geben.“, sagt Wings. Neben dem Comic-Teil mit insgesamt 275 Illustrationen gibt es noch einen 38-seitigen Informationsteil im Buch, der allgemeinverständlich die wissenschaftliche Arbeit mit den Fossilien beschreibt. Alle Zeichnungen und Informationen wurden zudem von internationalen Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf ihre Korrektheit überprüft.

Die Basis für das Buch bilden vor allem Forschungsarbeiten, die Wings und Kollegen seit 2011 im Rahmen von mehreren von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekten durchgeführt haben. Ziel dieser war es, weitere Ausgrabungen durchzuführen und die Funde systematisch weiter aufzuarbeiten und zu beschreiben. Dabei konnte das Team erste Säugetierfossilien aus der Jura-Zeit in Deutschland nachweisen und mehrere neue Arten beschreiben.

„Mir kam dann auch die Idee, die Ergebnisse nicht nur für die Fachwelt aufzubereiten, sondern diese auch einem möglichst großen Publikum zur Verfügung zu stellen.“, so Wings. Angereichert durch die Befunde weiterer Ausgrabungen in Mitteleuropa entstand so das Konzept für die Graphic Novel, deren Produktion von der Volkswagen-Stiftung mit Mitteln für die Wissenschaftskommunikation zusätzlich gefördert wurde.

Sämtliche Zeichnungen wurden von dem Paläokünstler Joschua Knüppe angefertigt, der auf die akkurate populärwissenschaftliche Darstellung von Dinosauriern spezialisiert ist. „Am meisten hat mich an dem Projekt gereizt, dass diese Fossilien den meisten Menschen noch völlig unbekannt sind und auch in der Paläokunstszene nur selten dargestellt werden. Außerdem hatte ich in dem Buch die Möglichkeit, komplexe Ideen und Inhalte darzustellen, wie man sie sonst nur bei Filmen hat.“, so Knüppe. Bei der Realisierung des Projekts wurden Wings und Knüppe von Art Director Henning Ahlers unterstützt, der dabei half, aus den Fakten eine zusammenhängende und spannende Geschichte zu erstellen.

Das Buch ist zweisprachig verfasst (Deutsch und Englisch) und ist für alle Interessierten ab zehn Jahren geeignet.

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