Von Feldhasen, Eiern & Ostern

17. April 2022 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Der Hase (Lepus europaeus) ist seit Urzeiten ein Fruchtbarkeitssymbol, Inbegriff für Lebenskraft, Glück und Sinneslust. Hasen galten unseren germanischen Vorfahren als Boten der Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara. Bis heute gilt er als populärster Eierlieferant.

Manche verwechseln Hasen mit Kaninchen. Dabei weisen sie viele klare Unterschiede auf. Feldhasen sind deutlich größer und schwerer als Wildkaninchen. Hasen haben sehr lange Ohren, als Löffel bezeichnet (weil sie damit Verdacht schöpfen?). Sie sind Einzelgänger. Kaninchen lieben es dagegen gesellig und leben in selbstgegrabenen Tunnelsystemen. Da die Kaninchenbabies nackt und blind geboren werden, sind sie in den Bauten gut geschützt. Hasenkinder werden dagegen sehend und behaart geboren. Sie ducken sich in Bodensenken, den Sassen, und können bei Gefahr flüchten. 

Bei den Hasen stellt sich bereits im zeitigen Frühjahr Nachwuchs ein. Fast zwei Dutzend Junge kann eine Häsin im Jahr gebären. Die meisten Jungtiere sterben jedoch zeitig oder werden Opfer von Raubtieren. Um die Verluste zu kompensieren, können Häsinnen schon wieder trächtig werden, wenn sie noch einen Wurf austragen. Dennoch. Die Hasenpopulationen schrumpfen. Schuld sind nicht die Jäger, sondern die Reduktion von Lebensraum, Pestizide, Monokulturen und Technisierung der Landwirtschaft. Feldhasen stehen seit 2009 auf der Roten Liste bedrohter Tierarten.

Seine Fruchtbarkeit hat den Hasen zum Symbol für vieles werden lassen. In der griechischen Mythologie ist er das Tier der Liebesgöttin Aphrodite. Den Christen verkörpert er Wiedergeburt und Auferstehung des vom Tode auferstandenen Christus. Im Dom zu Münster und Paderborn kann man ein Dreihasenfenster sehen, bei dem drei Hasen zusammen nur drei Ohren haben, die zusammen ein Dreieck bilden. Die Darstellung wird als Symbol für die Dreieinigkeit Gottes verstanden. Auf üppigen Jagdstilleben, die das Jagdrecht der Reichen und Herrschenden unterstreichen, sieht man auch erlegte Hasen. Dürers Zeichnung eines Feldhasen ist zwar weltberühmt, hat aber wohl keine symbolische Bedeutung.

In etlichen heute noch gebräuchlichen Redewendungen kommt der Hase vor: flink wie ein Hase, ein alter Hase, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, wohin der Hase läuft,  Angsthase. Manche Formulierungen kennt man aber oft nicht mehr: „Da liegt der Hase im Pfeffer“- Da liegt die Schwierigkeit (Pfeffer bezeichnete eine gängige gewürzte Brühe); oder „Mich hat der Hase geleckt“ – Glück gehabt; oder „Ein Has über den Weg gelaufen“ – Vom Pech verfolgt; ein „Hasenfuß“ ist ein Furchtsamer, „Hasenherz“ ein Feigling. Aus der Mode gekommen ist auch der Begriff Hasenbrot. Damit meinte man das Butterbrot, das man von der Arbeit wieder mit nach Hause brachte und den Kindern gab mit der Anmerkung, man habe es dem Hasen abgenommen.

1978 überraschte Wolfram Siebeck die deutschen Feinschmecker und Hobbyköche in seinem Weihnachtsmenü mit einem Hasenrücken von bis dahin unbekannter Zartheit und Fülle von Aromen. Und den machte er so: Der sorgfältig zugerichtete ungespickte Hasenrücken wird im vorgeheizten Backofen nur ca. 20 min bei wiederholtem Begießen mit heißer Bratbutter gegart, nicht gebraten. Sensationell ist die Sauce dazu: Hasenläufe und kleingehacktes Suppengemüse werden scharf angebraten, mit Rotwein und Hühnerbrühe abgelöscht und mehrere Stunden sanft geköchelt. Alles dann sieben und den Fond stark reduzieren bis nur einige Esslöffel von der hochkonzentrierten Sauce übrig sind. Die Köstlichkeit träufelt man die über den ausgelösten Rücken. 

Und wieso bringen Hasen zu Ostern bunte Eier? Erst im 18.Jhdt. entstand der Brauch, bunte Eier an Kinder zu verschenken. Gern bemalte man die Eier mit dem erwähnten religiösen Dreihasenmotiv, was den Hasen auch als Eierverstecker legitimierte.

 

(H.J. Ferenz)

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