Ein Denkmal für den Dichter des Taugenichts

16. Januar 2019 | Bildung und Wissenschaft | 6 Kommentare

Zwar lebte der romantische Dichter Joseph von Eichendorff nicht lange in Halle, gerade einmal ein Jahr v0n 1805 bis 1806, aber es hat ihn sehr geprägt. Marie Luise Kaschnitz schreibt in ihrem kleinen Büchlein über die Jugend von Eichendorff: „Reichardts Garten am Fuß des Giebichenstein, diese geheimnisvolle Welt des schönen umworbenen Mädchens, der Mandolinenklänge und der sehnsüchtigen Lieder kannte er nur von draußen, und solches Draußen-Stehen-und-über-die Mauer-Schauen, das in seinen Romanen später so oft wiederkehrt, ist kennzeichnend für seine spätere Stellung in der Zunft der der Romantiker, der Dichter überhaupt.“

Mögliche Standorte für das Denkmal. Entscheiden wird aber der Stadtrat.

Nun soll dieser junge Eichendorff, in dem schon ein wenig der „Taugenichts“ steckte, den er später ersinnen sollte, in Halle an der Saale ein Denkmal bekommen. Reichardts Haus besteht nicht mehr. Reichardts Garten ist heute ein öffentlicher Park. Eichendorff müßte heute nicht über die Mauer schauen, aber alles andere wäre nur noch Erinnerung. Da wo nicht der Gott Goethe und die Halbgötter Tieck, Reichardt und Steffens stehen, da soll er über der Saale sinnen. Für das Denkmal setzt sich der Verein „Interessengemeinschaft Bronzeplastik Joseph von Eichendorff“ e.V. ein. Dieser wurde erst im Oktober 2018 gegründet, hat aber schon viel erreicht. Der Bildhauer Bildhauer Prof. Göbel, der diese Plastik gestalten wird, konnte gewonnen werden. Die Gesamtkosten inkl. Herstellung und Aufstellung werden ca. 40.000 Euro betragen. Bereits 14.700 Euro kamen als Spenden herein, aber weitere Spender werden gesucht (siehe unten Spendenkonto).

Bronzeplastik Joseph von Eichendorff – Projektbeschreibung –

Der Verein beschreibt sein Projekt so: Am 30. April 1805 kamen die Brüder Wilhelm und Joseph von Eichendorff nach Halle. Sie waren 18 und 17 Jahre alt und hatten bereits ein Jahr in Breslau studiert. Beide stammten aus einer schlesischen Adelsfamilie, die ihren Sitz auf Schloss Lubowitz bei Ratibor hatte. Halles Universität zog durch ihren guten Ruf zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Studenten an, die sich teils mit ihren Professoren auch im Dichterparadies in Reichardts Garten trafen, dem Komponisten, der sich in Giebichenstein sein romantisches „Jubelparadies“ erschuf. Doch die Brüder Eichendorff waren zu unbekannt, zu jung. Der große Romantiker blieb Zaungast. Dennoch ist aus seiner kurzen Hallenser Studentenzeit ein Tagebuch überliefert, das interessante Einblicke bietet. Eichendorff badete in der Saale, er rauchte in Halle seine erste Pfeife, speiste gern Singvögel und besuchte auch für ein paar Silbergroschen „Nanete“ und „Madlen“. Er bewunderte die romantische Burgruine Giebichenstein, in der er eine „artige Werkstatt für ein junges Dichterherz“ fand. Die inzwischen zur halleschen Hymne gewordenen Zeilen: „Da steht eine Burg überm Tale und schaut in den Strom hinein“ schrieb er als älterer Mann, er erinnert sich wehmütig an die Studentenzeit in Halle. „Das Fräulein ist alt geworden“ heißt es in einer der unbekannteren Strophen. Und wie der Burggeist „steh ich jetzt ohne Genossen und kenne die Gegend kaum“. „Bei Halle“ heißt diese melancholische Erinnerung. In einem Obelisk ist der erste Vers eingetragen. Er steht in der Mitte der 1897 vom halleschen Verschönerungsverein auf den Klausbergen an der Saale errichteten Eichendorffbank. Doch es gibt auch übermütige Verse Eichendorffs, die an Halle erinnern: „Kennst Du noch die irren Lieder aus der alten schönen Zeit“. Halle als Ort der übermütigen Jugend.

Der junge Eichendorff, mit dem Rücken zu Reichardts Garten, wo er nicht Eingang fand.

Dafür lohnt sich ein Pendant zu der etwas versteckten Eichendorffbank, das an den jungen Dichter erinnert: Eine bewegte Skulptur am Fuße der Klausberge, mit dem Rücken zum Dichterparadies, in das er nicht eingelassen wurde und Blick auf die „artige Werkstatt“ Burg Giebichenstein, bzw. auf die Saale, in der er badete, wäre eine moderne Ehrung der Stadt Halle für ihren berühmten Studenten und – ihre Jugend.
Die Bronzeplastik soll vom halleschen Bildhauer Prof. Göbel realisiert werden, der u.E. die Gewähr dafür bietet, eine Figur des jungen Joseph von Eichendorff zu schaffen, die sich harmonisch in das Dichterparadies der Romantik einfügt und das Saaleufer zugleich bildkünstlerisch aufwertet.
Als Standort schlagen wir die Wiesen östlich oder westlich der Emil-Einhorn-Straße unterhalb der Klausberge vor. Der konkrete Aufstellungsort soll aber von der Stadtverwaltung festgelegt werden. Der Künstler soll Anfang des Jahres 2019 mit der Arbeit beginnen, die Aufstellung soll spätestens 2020 möglichst bereits 2019 erfolgen. Dafür sammeln wir Spenden, möglicherweise wollen Sie unser Anliegen unterstützen?“

Spendenkonto:
Saalesparkasse IBAN  DE61 8005 3762 1894 0861 27

Interessengemeinschaft Bronzeplastik J. v. Eichendorff e.V.
Kreuzvorwerk 10, 06120 Halle
www.eichendorffdenkmal.de

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