Bildungsminister Tullner will die gymnasiale Oberstufe an Gemeinschaftsschule abschaffen

16. September 2019 | Bildung und Wissenschaft | 8 Kommentare

Pähle zur drohenden Schließung der gymnasialen Oberstufe:

„Die Gemeinschaftsschule zu erhalten und zu entwickeln, ist Geschäftsgrundlage der Koalition“

 Laut einer Pressemitteilung der SPD Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt

hat Bildungsminister Marco Tullner (CDU) die Absicht, die zum Schuljahresbeginn neu eingerichtete gymnasiale Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen in Aschersleben und Wolmirstedt zum bevorstehenden Schulhalbjahr wieder zu schließen.

Diese Gemeinschaftsschulen bilden erst ab der 11. Klasse Gymnasialklassen und werden von Eltern angewählt, die ihre Kinder nicht ab der 5. Klasse auf ein Gymnasium festlegen wollen oder für ihre Kinder lange Schulwege in ein Gymnasium ausschließen. Bis zur 11. Klasse lernen die Schüler*innen gemeinsam. Die Schulen, welche sich zu Gemeinschaftsschulen profilieren wollen, investieren viel Zeit und Herzblut in ihre konzeptionelle Arbeit. Die beiden Gemeinschaftsschulen in Aschersleben und Wolmirstedt haben zum Schuljahresbeginn eine 11. Klasse eröffnet. Das bedeutet, dass viele Schüler*innen die gymnasiale Reife erlangen konnten. Nun sollen diese gymnasialen Oberstufen im Halbjahr geschlossen werden. Das bedeutet, dass die Schüler*innen mitten in der 11. Klasse auf ein Gymnasium wechseln müssen. (Anmerkung der Redaktion)

Dies wird von der Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Katja Pähle, scharf kritisiert.

Begründet wird die Maßnahme mit der geringfügigen Unterschreitung der Mindestzahl von 50 Schülerinnen und Schülern im 11. Schuljahr („Albert Schweitzer“ Aschersleben: 44, „Johannes Gutenberg“ Wolmirstedt: 48).

Pähle: „Solche Unterschreitungen sind an den Oberstufen von Gymnasien in unserem Land gang und gäbe, ohne dass der Minister diese Oberstufen schließen würde. Ein flexibler Umgang mit den Mindestschülerzahlen ist nicht nur ausdrücklicher Wunsch des Landtages in seinem Beschluss vom April 2019, sondern war auch vom Minister in Aussicht gestellt worden. Dass er sich jetzt anders positioniert, ist ganz offenkundig eine politisch motivierte Ungleichbehandlung von Schulformen.

Wir waren uns aber bei Abschluss des Koalitionsvertrages einig, die in der vergangenen Wahlperiode begonnenen Vorhaben fortzuführen – gerade auch im Bildungsbereich. Die Gemeinschaftsschule ist ein erfolgreiches Ergebnis sozialdemokratischer Schulpolitik und eine große Chance für wohnortnahe, hochwertige Bildungsabschlüsse im ländlichen Raum. Die Gemeinschaftsschule zu erhalten und zu entwickeln, ist deshalb politische Geschäftsgrundlage der Koalition.“

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Angela Kolb-Janssen, weist auf die Auswirkungen der drohenden Schließung auf die Schullaufbahn der betroffenen Schülerinnen und Schüler hin: „Oberstufenschülerinnen und -schüler nach einem halben Jahr aus dem Unterricht herauszureißen und nach einem halben 11. Schuljahr an eine andere Schule zu schicken – das geht gar nicht. Das wäre ein eklatanter Vertrauensbruch gegenüber den Jugendlichen und ihren Eltern, der nicht zu verantworten ist.“

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