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    So haben wir vor 70 Jahren Stockschnippe gespielt
    Stockschnippe ist ein Spiel für zwei Parteien, wobei jede aus einem oder mehreren Mitspielern besteht. Die Schnippe selbst ist ein ca. 3-4 cm dickes, etwa 12 cm langes, rundes Holzstück, das an beiden Enden angespitzt ist wie ein Bleistift. Der Stock sollte um die 70 cm lang sein. Da er in gewissem Maße biegsam, aber trotzdem stabil sein muss, empfiehlt sich ein Durchmesser von vielleicht 2 -4 cm. Weidenholz ist gut geeignet.
    Nun muss ja die Schnippe ins Spiel gebracht werden. Dazu benötigen wir eine selbstgekratzte Ritze im festen Erdreich oder eine Spalte im Straßenpflaster, die etwas breiter ist als der Durchmesser des Stockes. Quer über diese Ritze legt der Spieler die Schnippe. Nun stemmt er den Stock hinter der Schnippe in den Grund und versucht, die Schnippe möglichst weit (und kräftig) fortzuschleudern. Die gegnerische Mannschaft steht in einer vereinbarten Mindestentfernung von der Ritze und versucht die Schnippe aufzuhalten, möglichst sogar zu fangen. Drei Meter oder mehr sollten es schon sein. Nach dem Wegschnippsen wird der Stock quer über die Ritze gelegt. Gelingt es nicht, die Schnippe zu fangen, wird von dem Ort, wo sie liegen geblieben ist, mit der Schnippe nach dem Stock geworfen. Hat sie aber ein Spieler gefangen, so darf er eine (vorher vereinbarte) Anzahl von Schritten in Richtung Ritze vorgehen und von dieser Stelle werfen. Trifft der Werfer den Stock mit der Schnippe, so ist der, der geschnippst hatte raus. Trifft er den Stock nicht, darf der „Schnippser“ nun schlagen. Dazu schlägt er mit dem Stock auf ein angespitztes Ende der Schnippe. Diese sollte daraufhin etwas vom Boden hochfliegen. Der Schnippser versucht die in der Luft befindliche Schnippe nun möglichst weit wegzuschlagen. Am Landungsort der geschlagenen Schnippe wiederholt er den Vorgang. Er hat drei Versuche, die Schnippe in die Luft zu bringen. Die Entfernung vom Ort, wo die Schnippe nach dem dritten Versuch liegen geblieben ist bis zur Ritze wird gemessen, entweder in Schritten oder in Stocklängen. Dann kommt der nächste Spieler an die Reihe und danach die andere Mannschaft. Gewonnen hat die Partei, die in der Summe die höchste Entfernung erzielt hat.
    Natürlich kann man die Entfernung auch mit dem Bandmaß messen und mit dem Smartphone berechnen, aber so etwas hatten wir in meiner Kindheit nicht. Das Spiel ähnelt in gewisser Weise dem Kricket, nur mit einfachen Mitteln.
    Und Vorsicht! Bekommt man die Schnippe beim Fangversuch ins Gesicht, so kann das auch weh tun. Und beim Schlagen fliegt sie manchmal auch in ungewollte Richtungen, beispielsweise in Fensterscheiben oder gegen Autos!

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