Wie entsorgt man deutsche Geschichte?

1. September 2024 | Rezensionen | Keine Kommentare

Bereits in urgeschichtlicher Zeit war der Höhenzug des Kyffhäusers besiedelt und im Mittelalter entstand hier mit 608 m Länge und 60 m Breite eine der größten Burganlagen Deutschlands. Die Reichsburg Kyffhausen wurde im 12. Jahrhundert während der Regierungszeit Friedrich I. Barbarossa fertiggestellt. Die Burganlage bestand aus Oberburg, Mittelburg und Unterburg. Im Bereich der Oberburg wurde zwischen 1890 und 1896 das Kyffhäuser-Denkmal errichtet – mit dem Kaiser-Wilhelm-Reiterstandbild. An der Ostseite des 81 m hohen Denkmals wurde Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Sagenkaiser in Stein gemeißelt. Mit seinen 306 Stufen ist das Kyffhäuser-Denkmal das drittgrößte in Deutschland, das jährlich von rund 150.000 Gästen besucht wird.

Was die wenigsten Besucher allerdings wissen: seit 1939 stand auf dem Kyffhäuser auch eine Hindenburg-Statue, die 1947 auf Geheiß der Sowjetischen Militäradministration umgestürzt wurde. 2004 wurde der vergessene Koloss bei Ausgrabungen entdeckt. Seither liegt der ehemalige Reichspräsident in einer Grube wie Schneewittchen im Sarg.

Der Historiker Matthias Steinbach erzählt in der mdv-Neuerscheinung „Hindenburg auf dem Kyffhäuser“ die Geschichte des Verschwindens und Wiederauftauchens des Denkmals. In der sorgsam recherchierten und reich illustrierten Publikation gibt der Autor auch einen Überblick über die wechselvolle deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und dann wird die Frage erörtert: Wie entsorgt man deutsche Geschichte?

Matthias Steinbach: „Hindenburg auf dem Kyffhäuser“, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2024, 220 Seiten, 20,00 EUR, ISBN: 978-3-96311-922-4

 

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