Schon gewusst? Papierfischchen ante portas!

1. Mai 2021 | Bildung und Wissenschaft | 4 Kommentare

Den Komfort unserer klimatisierten Wohnungen und die Verfügbarkeit fast grenzenloser Futtervorräte weiß so manche Insektenart ungefragt zu schätzen. Da meist klein, flink und lichtscheu bemerken wir die lästigen Mitbewohner oft erst spät. Häufig handelt es sich um flügellose Urinsekten wie das Silberfischchen. Diese flügellosen Insekten ähneln den primitiven Vorfahren aller Insekten. Sie wachsen zeitlebens, häuten sich mehrfach, machen aber keine Verwandlung durch wie z.B. Schmetterlinge. Viele gehören wegen ihrer Körperanhänge zu den sogenannten Borstenschwänzen. Sie kommen ohne Trinken aus, da sie am Darmausgang spezialisierte Zellen haben, die der Luft elektroosmotisch Wasserdampf entziehen können. Ihr kontaktloses Sexleben ist nicht besonders spektakulär: Das Männchen positioniert ein Samenpaket, über das das Weibchen läuft und bei Berührung aufnimmt. Bei der nächsten Häutung geht das Samenpaket verloren und muss ersetzt werden. Lästig und schädlich werden sie, da sie Allesfresser sind und an Vorräten und Materialien herumknabbern. Sie können Zellulose mit körpereigenen Enzymen verdauen. Das können nur wenige Tiere. 

Besonders gut bekommen seit einiger Zeit den Papierfischchen der Art Ctenolepisma longicaudata die ganzjährig idealen Lebensbedingungen in unseren immer besser isolierten Häusern und Wohnungen. Als ursprüngliche Wüstenbewohner erleben sie hier ideale Temperaturbedingungen und schier unbegrenzte Futtervorräte, nämlich Papier. In gehorteten Klopapiervorräten, Museen und Bibliotheken können sie ziemliche Schäden anrichten. Eine Bekämpfung gestaltet sich schwierig: Kälte und Gammastrahlen könnten helfen, sind aber großflächig nicht anwendbar. Spezifische Biozide müssten noch entwickelt werden. Lockstoffe funktionieren offenbar nicht, weil die Tierchen keinen Geruchssinn haben. Los werden wir die „Papiertiger“ wohl nicht mehr. Aber eine massenhafte Vermehrung in Bibliotheken und dadurch verursachte Schäden ließen sich einschränken durch Absenken der Raumtemperaturen unter 20 °C (was gleichzeitig Energie spart) sowie durch Quarantänemaßnahmen für Neuzugänge von Büchern, Verpackungspapier, recycelte Kartons usw..

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